Seit über 20 Jahren gibt es die Pizzeria Palüda in Davos. Der Kleinbetrieb wird von René Sidler (62) und seiner Frau Jolanda (56) geführt. Sie sind mit Leib und Seele Gastronomen und haben drei Angestellte.
Wenn die Hütte voll ist, finden in ihrem Restaurant 65 Gäste Platz. Eigentlich herrscht hier auch zum WEF Hochbetrieb. Alle sind hier herzlich willkommen. Insbesondere bei Chauffeuren und Staff-Mitgliedern der WEF-Prominenz sei das Lokal beliebt, erzählt Sidler. Doch dieses Jahr ist alles anders.
Sidler stört das Verhalten der vielfach aus dem Ausland angereisten Gäste. «In diesem Jahr ist eine Unsitte in Mode gekommen: Die WEF-Leute reservieren und kommen am Ende nicht – oder sie reservieren für zehn Personen und am Ende stehen drei da.»
Abend für Abend das gleiche Spiel
Sidler kann sich vor Reservationen kaum retten. «Eigentlich müsste ich nur für die Reservationen eine eigene Sekretärin anstellen», scherzt der Gastronom. Denn: Die Organisation der Reservationen ist mit immer mehr Aufwand verbunden. Teilweise würden Leute bei ihm mit drei unterschiedlichen Telefonnummern anrufen, um eine Reservation vorzunehmen. Auch die Zahl der Mails nimmt immer mehr zu. «Aber was bringt mir das, wenn die Leute einfach nicht kommen?»
Abend für Abend das gleiche Spiel: Die WEF-Gäste rufen erst an und reservieren einen Tisch, nur um nicht aufzutauchen. Einen roten Kopf bekommt der Wirt auch wegen der vielen kurzfristigen Absagen. «Immer mehr Leute canceln ihre Reservation fünf Minuten vorher», ärgert sich Sidler. Beim letzten WEF sei das bei weitem nicht so häufig der Fall gewesen. Er wünscht sich mehr Fairness von den WEF-Teilnehmenden. «Seit Montag fragen wir uns jeden Abend, kommen jetzt auch alle, die reserviert haben?»
«Sind auf jeden Franken angewiesen»
Er rechnet vor: Durchschnittlich bezahlt jeder Gast 50 Franken für Mahlzeit und Getränk. Wenn wegen kurzfristiger Absagen zehn oder mehr Plätze frei bleiben, trifft das den Betrieb hart. Oft kämen abends noch spontan Gäste vorbei und würden nach einem Tisch fragen. Sidler muss ihnen absagen, nur um zu erleben, dass Gäste, die eine Reservation vorgenommen haben, sich nicht blicken lassen. Hinzu käme, dass die WEF-Gäste teilweise falsche Kreditkartendaten angeben.
«Bei uns geht es um jeden Franken, wir sind auf die Einnahmen angewiesen – und dann so etwas», ärgert sich der stolze Restaurantchef. Zumal man nur im Winter geöffnet habe. Den anderen Betreibern kleiner Restaurants gehe es bestimmt ähnlich, vermutet der Pizzabäcker. Zu guter Letzt zieht er den Vergleich zwischen WEF- und Ski-Gästen. Die Ski-Gäste, oft Familien, seien stets pünktlich und würden, wenn sie reserviert hätten, auch auftauchen. Dann lohne sich der Organisationsaufwand für ihn auch.
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