Auf einen Blick
- Konflikt zwischen Zweitwohnungsbesitzern und Einheimischen in Ftan GR eskaliert
- Mediation und Dialog werden als Lösung für den Konflikt vorgeschlagen
- 33 regionale Vereinigungen gehören dem nationalen Dachverband Allianz Zweitwohnungen an
In Ftan GR gehen die Wogen hoch. Einsprachen, wütende Kommentare im Internet, gehässige offene Briefe. Heinrich Summermatter (78), der Präsident von Allianz Zweitwohnungen, ist der oberste Zweitwohnungsbesitzer der Schweiz. Er plädiert für mehr Dialog.
Blick: Herr Summermatter, was halten Sie von den Einsprachen der Zweitwohnungsbesitzer?
Heinrich Summermatter: Grundsätzlich habe ich Verständnis dafür. Diese Leute haben da oben für teures Geld eine schöne Parzelle gekauft und ein Haus bauen lassen. Vielleicht haben sie sich aber auch zu wenig gut informiert und geschaut, in welcher Situation sich das Land befindet, wie diese Parzelle gelegen ist und wie sich das Gebiet baurechtlich weiterentwickeln wird. Insofern kann ich verstehen, dass sie jetzt nicht möchten, dass jemand nebenan baut.
Was halten Sie vom offenen Brief des Architekten?
Ich verstehe ihn. Er hat sich Mühe gegeben, ein vernünftiges Projekt aufs Papier zu bringen, das die anderen auch baurechtlich nicht zu fest stören soll. Jetzt ist er enttäuscht, dass die nebenan Einsprache gemacht haben, nachdem er ein zurückhaltend-schönes Projekt präsentiert hat.
Die Menschen in Ftan sind wütend auf die Zweitwohnungsbesitzer. Können Sie den Unmut der Bevölkerung verstehen?
Was die Leute von Ftan sehen, ist Folgendes: Zweitwohnungsbesitzer, die eigentlich im Unterland wohnen und nur hochkommen, wenn es ihnen grad passt und schönes Wetter herrscht. Sie haben kein Verständnis dafür, dass die Einheimischen zu wenig Wohnungen haben und die Zweitwohnungsbesitzer ihnen hier überhaupt nicht entgegenkommen. Das verstehe ich. Aber die Lösung liegt nicht hier.
Sondern?
Das Einzige, was hier Abhilfe schaffen kann, ist miteinander zu reden. Ich sehe, wie sich die Situation hier in Ftan hochschaukelt. Im Fokus stehen die wohlhabenden Zweitwohnungsbesitzer aus dem Unterland, die jetzt die Bösen sind. Das geht so nicht. Die Zweitwohnungsbesitzer haben das Land ja auch von jemandem da oben gekauft, das Baugewerbe und Architekten haben die Häuser erstellt.