Es sieht nicht gut aus für das Kantonsspital Graubünden. Das nationale Fachgremium für hoch spezialisierte Medizin (IVHSM) setzt den Rotstift an. An Krebs erkrankte Kinder sollen künftig in Chur ebenso nicht mehr behandelt werden wie Buben und Mädchen mit Schädel-Hirn-Traumata. Und: Neugeborene sollen nicht mehr auf die Intensivstation.
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Bereits im Sommer des vergangenen Jahres entschied das Gremium, dem Kantonsspital Leistungsaufträge für bestimmte Operationen von Fettleibigen und bei an Darmkrebs Erkrankten zu entziehen. Bezüglich der Leistungen für Kinder soll im Frühjahr der finale Beschluss erfolgen, wie das «Bündner Tagblatt» am Donnerstag berichtete. Grund hierfür ist die laut Statistik nicht erfüllte Anzahl an Mindestfällen, die im Kantonsspital Graubünden behandelt wurden.
Auch andernorts in der Schweiz sieht es in den Kliniken alles andere als rosig aus – hier krankt es vor allem wirtschaftlich. Blick nennt die drei grössten Spital-Probleme.
Personalmangel und -kosten
Eine Studie der Unternehmensberatung PwC prognostiziert, dass im Jahr 2030 rund 30'500 Pflegestellen nicht besetzt sein werden. 2040 sollen in den Spitälern sogar knapp 45'000 Arbeitskräfte fehlen, 39'500 Pflegerinnen und Pfleger und 5500 Ärzte und Ärztinnen. Die Schliessung von Stationen ist laut dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG schon jetzt vielerorts zum Alltag geworden.
Hinzu kommt: Vermittlungsfirmen werben viele Fachkräfte ab, locken mit einer Flexibilität, die die Spitäler Festangestellten nicht bieten können. Die Temporärkräfte sind für die Kliniken zudem fast immer teurer.
Finanzen
Die Spitäler in der Schweiz wurden in den vergangenen Jahren massiv auf Effizienz getrimmt – mit Fallpauschalen und mehr Wettbewerb. Das Optimierungspotenzial ist laut Experten aber langsam ausgeschöpft. «Irgendwann kann man nicht mehr effizienter werden», stellte Gesundheitsökonom Simon Wieser von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften schon im vergangenen Frühjahr fest.
Gleichzeitig halten die Kantone unrentable Anstalten künstlich am Leben. Zwar konnten Spezialkliniken ihre Rentabilität zuletzt erhöhen, für Universitätsspitäler, psychiatrische Kliniken und kleinere Allgemeinspitäler zeigt der Trend aber deutlich nach unten. Fehlinvestitionen, sinkende Gewinne, die Nachwehen der Pandemie und niedrige Spitaltarife tun ihr Übriges.
Digitalisierung
Den Schweizer Spitälern fehlen aufgrund der prekären Finanzlage häufig die Mittel, um in neue Infrastruktur und die Digitalisierung zu investieren. Ausländische Kliniken investieren im Schnitt 4,2 Prozent ihres Budgets ins Digitale, in der Schweiz sind es laut «Handelszeitung» 2,75 Prozent. Ein Beispiel: Das elektronische Patientendossier ist noch immer nicht flächendeckend ausgerollt.
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