Videos zeigen die Vorbereitungen für die Modenschau
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Helikopter kreisen über Wald:Videos zeigen die Vorbereitungen für die Modenschau

Landschaftsschutz übt massive Kritik
Luxuslabel Moncler organisiert umstrittene Modeschau im Wald bei St. Moritz

Die Modefirma Moncler lanciert am Samstag ihre neue Wintersport-Kollektion vor exklusivem Publikum – im Wald bei St. Moritz. Der Kanton hatte grosse Bedenken gegenüber dem Anlass, die Gemeinde bewilligte ihn trotzdem. Das missfällt der Stiftung Landschaftsschutz.
Publiziert: 01.02.2024 um 00:28 Uhr
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Aktualisiert: 01.02.2024 um 14:35 Uhr
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Im Waldstück God Giandus bei St. Moritz GR steigt am Samstag eine grosse Modeschau.
Foto: Zvg

Am Samstag soll sich ein Wald unterhalb der Bergstation der Signalbahn bei St. Moritz GR in einen Laufsteg verwandeln. Das italienische Luxus-Modelabel Moncler wird dort eine Modenschau durchführen. Das Unternehmen mit französischen Wurzeln ist vor allem für seine Daunenjacken im oberen Preissegment bekannt. Chef ist der italienische Milliardär Remo Ruffini (62).

«Ein reines Moncler-Erlebnis zelebrieren»

Über die Modeschau selbst ist wenig bekannt. Als Blick die Baustelle besucht, herrscht dort zwar reger Betrieb, Helikopter transportieren im Minutentakt tonnenweise Material in den Wald, Kabel werden verlegt und Gerüste aufgebaut. Reden darf aber niemand. Die Bauarbeiter haben einen Maulkorb verpasst bekommen. Nur so viel ist klar: Es geht um das Sortiment von Monclers Wintersport-Sparte Grenoble. Eine edle Boutique dieser Untermarke des Modekonzerns wurde erst im November in St. Moritz eröffnet.

Wie das Portal fashionnetwork.com berichtet, will Moncler an der exklusiven Veranstaltung die Grenoble-Kollektion für Herbst/Winter 2024 vorstellen. Die Show solle die Community der Marke zusammenbringen, «um gemeinsam im Freien ein reines Moncler-Erlebnis zu zelebrieren». Gegenüber Blick wollte die Modefirma keine weiteren Angaben zum Event machen – man informiere erst nach dem Anlass, erklärte ein PR-Manager. 

Der Wald, ein umstrittener Ort

Was nach einem typischen Event für die Schickeria von St. Moritz tönt, birgt jedoch einiges an Konfliktpotenzial. Grund dafür ist der Veranstaltungsort: der Wald.

«In den Wintermonaten ist das Wild besonders auf Ruhe angewiesen, weshalb in dieser Jahreszeit keine grossen Veranstaltungen abseits von Erschliessungseinrichtungen wie Skipisten oder Strassen durchgeführt werden sollten», heisst es in den Richtlinien zu Veranstaltungen im Wald des Kantons Graubünden. Damit die Veranstaltungen im Wald möglichst umweltschonend durchgeführt werden könnten, sei von den zuständigen Gemeinden vorgängig das Amt für Wald und Naturgefahren anzuhören.

Das hat die Gemeinde St. Moritz für die Moncler-Modeschau auch getan. Und erhielt am 6. Dezember 2023 vom Amt für Wald und Naturgefahren (AWN) keine guten Nachrichten. «Grundsätzlich besteht seitens AWN grosses Bedenken, in den Wintermonaten einen Grossanlass dieser Art im Wald durchzuführen.» Falls dieser dennoch seitens Gemeinde bewilligt werde, müsse zwingend ein umweltschonender Anlass für Wald und Wild angestrebt werden. Dazu müssten unter anderem Massnahmen zum Schutz der Bäume und der Waldfunktion gewährleistet werden. Auch das kantonale Amt für Jagd und Fischerei meldete Bedenken an.

Kaputte Bäume trotz Auflagen

Trotz der Bedenken wurde die Veranstaltung am 9. Januar vom Gemeindevorstand bewilligt – mit verschiedenen Auflagen. So müssen alle Arbeiten im Wald mit dem Revierförster abgesprochen werden. Es dürfen keine Bäume gefällt, beschnitten, verletzt und sonst wie beschädigt werden – etwa durch Schrauben, Nägel oder dergleichen. Auch dürfen keine Gefahren für Tiere geschaffen werden. Licht und Lärmemissionen sind nur innerhalb eines definierten Parameters erlaubt.

Beat Lüscher, Leiter Infrastrukturen und Umwelt der Gemeinde St. Moritz betont, dass der Anlass zwar im Wald, aber entlang eines ganzjährig und viel begangenen Forstweges stattfinde. Die Gemeinde habe sich deshalb positiv entschieden – auch «wegen der Bedeutung des Anlasses für den Tourismus im Allgemeinen und St. Moritz im Speziellen». Die Wald-Party ist allerdings so exklusiv, dass sogar der Filialleiter der ortsansässigen Moncler-Grenoble-Boutique nicht eingeladen wurde.

Trotz der Vorgaben wurden bei den Aufbauarbeiten im Wald bei zwei Bäumen die Krone abgebrochen, wie Lüscher bestätigt. Über allfällige weitere Wiederherstellungsmassnahmen zulasten der Bauherrschaft oder der Veranstalterin werde erst nach der Schneeschmelze entschieden. Sämtliche Kosten dafür gingen zulasten der Veranstalterin.

Unklar ist aktuell, ob im Wald auch Bäume gefällt wurden. Lüscher schreibt dazu: «Sollten tatsächlich Bäume gefällt worden sein, so wurde dies vom örtlichen Forstdienst bewilligt und von diesem beaufsichtigt.»

Massive Kritik vom Landschaftsschutz Schweiz

Die geplante Modeschau sorgt derweil beim Geschäftsführer der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz für Unverständnis und Kritik. Raimund Rodewald sagt zu Blick: «Die Landschaft steht ohnehin massiv unter Druck. Deshalb finde ich es falsch, dass sie zunehmend für kommerzielle Zwecke missbraucht wird.» Die Landschaft sei keine Werbefläche und Kulisse, auch nicht für Luxusmarken. «Erst recht, wenn man noch mit einer Schneekanone nachhelfen muss, um das gewünschte Bild der Schweizer Berge zu erschaffen.»

Zudem findet es Rodewald gefährlich, dass mit der Bewilligung durch die Gemeinde eine Art Präzedenzfall geschaffen wurde. «Mit welcher Begründung will sie beim nächsten Mal eine Bewilligung verweigern?», fragt er. Nur weil eine Marke für eine Region eine vermeintliche Bedeutung habe, könne man nicht jedem Wunsch der Unternehmen nachgegeben.

Armando Lenz, Geschäftsleiter von Pro Natura Graubünden, kritisiert indes, dass die Gemeinde nicht auf die Empfehlungen des Kantons gehört hat. «In der Region gibt es genügend Gebiete, die touristisch so stark genutzt werden, dass eine Modenschau keinen Einfluss auf Flora und Fauna hätte», sagt er zu Blick. Auch wenn der betroffene Wald nahe an einer Seilbahnstation liege, so gelte dennoch der Grundsatz, dass die Natur so wenig wie möglich beeinträchtigt werden sollte.

Das dürfte im Fall der Moncler-Modeschau angesichts der Materialschlacht im Waldstück God Giandus bei der Clavadatsch-Hütte schwierig werden. Im Wald befinden sich inzwischen verschiedene Gerüste mit Sitzgelegenheiten und Zelten, Lautsprecher und viele Kabel, diverse Scheinwerfer und eine Schneekanone. Alles scheint bereit für die Reichen und Schönen.

Wenn das Luxus-Modelabel gerade keine Wald-Party aufbauen lässt, schreibt es Nachhaltigkeit übrigens ganz gross. So heisst auf der Homepage von Moncler: Man unterstütze Initiativen zur Vermeidung von Entwaldung und zur nachhaltigen Waldbewirtschaftung.

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