Auf einen Blick
- Brienz GR erneut evakuiert wegen drohendem Felssturz
- Dorf rutscht talwärts, Entwässerungsstollen soll Abrutschen verlangsamen
- 1,2 Millionen Kubikmeter Felsmassen stürzten im Juni 2023 talwärts
Brienz GR wurde aufgrund eines weiteren drohenden Felssturzes erneut evakuiert. Eine Chronologie der bisherigen Ereignisse im Bündner Dorf.
2011: Ein neues Messsystem überwacht die Rutschung bei Brienz GR in der Gemeinde Albula automatisch. Aufgrund eines möglichen Felssturzes wird ein Frühwarnsystem betrieben.
3. Mai 2019: Das Bündner Bergdorf rutscht immer schneller talwärts. Messungen ergaben einen Meter pro Jahr. Diese Bewegungen verstärkten sich in den vergangenen Jahren von 30 auf 50 und auf 70 Zentimeter jährlich. Auch der Berg oberhalb des Dorfes ist instabil. Die Messpunkte an der Felskante rutschen mehr als vier Meter pro Jahr abwärts.
21. Juni 2019: Ein grosser Bergsturz droht. Die Gemeinde informiert die Bevölkerung, wie sie sich bei einer raschen Evakuierung verhalten muss.
18. März 2021: Die Rutschgeschwindigkeiten erreichen neue Höchstwerte. Experten schliessen einen Bergsturz mit mehreren 10'000 Kubikmeter Fels nicht aus. Mit einem 600 Meter langem Sondierstollen soll der Untergrund des Dorfes besser erforscht werden. Dies soll Aufschluss darüber geben, ob die Rutschung durch Tiefenentwässerung verlangsamt oder gestoppt werden kann. Bund und Kanton übernehmen einen Grossteil der Kosten von 10,6 Millionen Franken.
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9. Mai 2023: Ein Felsvolumen von zwei Millionen Kubikmetern droht oberhalb des Dorfes abzubrechen. Die Behörden verfügen die Evakuierung. Innerhalb von drei Tagen müssen die 84 Einwohnerinnen und Einwohner das Dorf verlassen.
19. Mai 2023: Studierende und Dozenten der Hochschule für Künste Bern, die Denkmalpflege Graubünden und der Kulturgüterschutz bringen den spätgotische Altar aus der Kirche St. Calixtus in Brienz in Sicherheit.
28. Mai 2023: Die Geschwindigkeit der Felsmassen am absturzgefährdeten Hang hat sich seit dem Entscheid zur Evakuierung verdreifacht.
16. Juni 2023: Rund 1,2 Millionen Kubikmeter Felsmassen stürzen in der Nacht talwärts. Der enorme Schuttstrom verfehlt das Dorf nur knapp, verschüttet die Strasse nach Lenzerheide und reisst eine kleine Hütte mit.
3. Juli 2023: Die evakuierte Bevölkerung kann wieder ins Dorf zurück.
17. Juli 2023: Brienz erhält einen fast 40 Millionen Franken teuren Entwässerungsstollen. Damit soll das Abrutschen des Dorfes verlangsamt werden. Die Gemeindeversammlung Albula bewilligte einen Kredit ohne Gegenstimme. 90 Prozent der Kosten übernehmen Bund und Kanton.
1. September 2023: Der 500 Jahre alte Flügelaltar steht nach seiner Restauration wieder an seinem Platz in der Kirche von Brienz.
22. April 2024: Der Bau des 2,3 Kilometer langen Entwässerungsstollens beginnt. Er soll das Bergdorf vor weiteren Schäden durch abrutschenden Untergrund und abstürzenden Fels bewahren. Die Fertigstellung ist im Sommer 2027 geplant.
12. November 2024: Eine Steinlawine bedroht das Dorf. Die Behörden veranlassen die erneute Evakuierung. Innerhalb von fünf Tagen müssen alle Bewohnerinnen und Bewohner sowie sämtliche Tiere das Dorf verlassen. Auch der Altar wird ein zweites Mal in Sicherheit gebracht.
17. November 2024: Am Sonntagmittag war Brienz evakuiert und bleibt bis auf unbestimmte Zeit menschenleer.