Bischof soll sich zur kirchlichen Ehe- und Sexualmoral bekennen
Knatsch um Verhaltenskodex von Churer Bistum geht weiter

Gegen den Verhaltenskodex des Churer Bischofs Joseph Maria Bonnemain regte sich in Priesterkreisen massiver Widerstand. Der Kodex wolle die LGBT-Ideologie in die Kirche implantieren. Jetzt fordern die Geistlichen vom Bischof ein Bekenntnis zur kirchlichen Sexualmoral.
Publiziert: 12.05.2022 um 14:27 Uhr
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Aktualisiert: 12.05.2022 um 15:02 Uhr
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Der Streit um den Kodex des Churer Bischofs Joseph Maria Bonnemain geht in die nächste Runde.
Foto: keystone-sda.ch

Er sollte zur Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der römisch-katholischen Kirche an Kindern und Jugendlichen dienen. Der Verhaltenskodex, den das Bistum Chur für seine Mitarbeitenden ausarbeitete.

Der Kodex des Churer Bischofs Joseph Maria Bonnemain (73) sorgte aber schweizweit und international für Aufsehen. Rund 40 konservative Geistliche des Churer Priesterkreises warfen Bonnemain «Doppelmoral und Heuchelei» vor und weigerten sich, das Dokument zu unterzeichnen. Am Montag hat nun das erste Gespräch mit den Kritikern stattgefunden – eine Einigung konnte aber nicht erzielt werden. Das berichten die «CH Media»-Zeitungen.

Bonnemain lenkte nicht ein

Der Priesterkreis verlangte vom Bischof, seine Unterschrift unter dem Kodex zurückziehen und dessen Umsetzung zu stoppen. Zudem solle eine Kommission mit Priestern, Diakonen und pastoralen Mitarbeitenden den Kodex so überarbeiten, dass die kirchliche Lehre respektiert würde.

Mit dem Kodex drohe nämlich ein gefährliches Implantieren der LGBT-Ideologie in die Kirche. Besonders Abschnitte wie folgenden empfanden die Priester als Zumutung: «Einem Outing zu sexueller Orientierung stehe ich unterstützend zur Seite.»

Bonnemain aber lehnte die Forderungen der Geistlichen ab. Dies zeigt ein Informationsschreiben, das «CH Media» vorliegt. Die von den Priestern kritisierten Passagen seien unbedenklich für die katholische Lehre, so der Churer Bischof.

Der Priesterkreis gibt sich damit nicht zufrieden, sondern stellt die kirchliche Rechtmässigkeit des Kodex nach wie vor infrage. Der Bischof solle deshalb «öffentlich erklären, dass im Bistum Chur nach wie vor die Lehre der Kirche uneingeschränkt gilt, verkündet und angewandt werden kann». Und zwar gemäss geltendem «Katechismus der katholischen Kirche». Kurz: Bischof Bonnemain soll sich zur kirchlichen Ehe- und Sexualmoral bekennen.

Priester sollen Kodex «auf keinen Fall unterschreiben»

Ob sich der Bischof darauf einlassen wird? Einer Medienmitteilung zum Widerstand des Priesterkreises zufolge erwarte Bonnemain von allen Seelsorgenden, «dass sie ein Leben im Einklang mit dem Evangelium führen». Demnach könnte interpretiert werden, dass Bonnemain die kirchliche Lehre nicht gefährdet sieht.

Mitte Juni wird klar, wie es weitergeht. Dann kommen der Bischof und die Geistlichen erneut zu einem Treffen zusammen. Bis dahin legt der Priesterkreis seinen Mitgliedern nahe, den Kodex «auf keinen Fall zu unterschreiben». (dzc)

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