«Zwei Millionen Kubikmeter Gestein bewegen sich immer schneller»
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Geologe informiert über Brienz:«Zwei Millionen Kubikmeter Gestein bewegen sich»

Bewohner von Brienz GR müssen Dorf verlassen
Das musst du Evakuierung wissen

Die Einwohnerinnen und Einwohner von Brienz GR müssen bis Freitagabend das Dorf verlassen. Der Felssturz droht bereits in ein bis drei Wochen. Blick erklärt, wie es jetzt weitergeht.
Publiziert: 09.05.2023 um 15:46 Uhr
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Aktualisiert: 09.05.2023 um 23:10 Uhr
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Das Dorf Brienz im Kanton Graubünden muss bis Freitag evakuiert werden.
Foto: Thomas Meier
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Marian NadlerRedaktor News

Bis Freitagabend müssen die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz GR das Dorf verlassen. Ein Felssturz droht in ein bis drei Wochen. Wie geht es jetzt weiter? Blick beantwortet die wichtigsten Fragen zur Evakuierung.

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Warum muss Brienz jetzt evakuiert werden?

Ein Felsvolumen von bis zu zwei Millionen Kubikmetern bewegt sich so stark, dass in den kommenden ein bis drei Wochen mit einem Abbruch zu rechnen ist. «Unsere Geologen haben festgestellt, dass die Geschwindigkeit, mit der die Gesteinsinsel abrutscht, sich noch einmal markant erhöht hat», sagte Christian Gartmann, Mitglied des zuständigen Gemeindeführungsstabs, gegenüber Blick.

Zahlreiche Felsstürze von einigen Tausend bis mehreren Hunderttausend Kubikmetern sind wahrscheinlich. Es besteht also eine Gefahr für Leib und Leben für die Bewohnerinnen und Bewohner von Brienz.

Pink markiert: Die Insel, die herabzustürzen droht

Welche Szenarien sind wahrscheinlich?

Die Insel kann teilweise oder ganz abbrechen. In welcher Art das geschehen wird, kann bis zum Ereignis nicht vorausgesagt werden. Am wahrscheinlichsten sind zahlreiche Felsstürze. Halb so wahrscheinlich ist ein langsames, aber lange andauerndes Abrutschen als Schuttstrom, der das Dorf erreichen und beschädigen kann.

Ein grosser, schneller und weitreichender Bergsturz ist gemäss Angaben der Gemeinde viel weniger wahrscheinlich. Er kann aber auch nicht ausgeschlossen werden.

Diese Szenarien sind wahrscheinlich

Was bedeuten die unterschiedlichen Phasen?

Am Donnerstag in der vergangenen Woche hatte der Gemeindeführungsstab Albula die «Phase Gelb» erklärt, was bedeutete, dass in zwei bis sechs Wochen ein Abbrechen der «Insel» am Hang über dem Dorf erwartet werden musste. Nun wurde die «Phase Orange» eingeleitet, das Dorf wird evakuiert. Den 110 Bewohnerinnen und Bewohnern bleiben drei Tage für das Verlassen des Dorfes – eine der grössten Evakuierungsmassnahmen in der Schweiz aller Zeiten.

Als Nächstes folgt die «Phase Rot». Dann gilt ein absolutes Betretungsverbot für das evakuierte Gebiet. Erst dann wird auch das Grossvieh, zum Beispiel Kühe, weggebracht. Sobald ein Abbrechen der Insel noch drei bis zehn Tage bevorsteht, wird der Gemeindeführungsstab die Phase Rot verfügen.

Unmittelbar vor einem Abbruch der Insel verfügt der Gemeindeführungsstab dann die Phase Blau und evakuiert die beiden westlichsten Häuser des Dorfes Surava. Gesperrt werden dann die Landwasserstrasse und die Albulalinie der Rhätischen Bahn entlang der Albula sowie die Passstrasse Tiefencastel-Lenzerheide zwischen Tiefencastel und Vazerol. Die Gemeinde hat die Menschen gebeten, nur das Notwendigste mitzunehmen.

Wie geht es jetzt weiter?

Bis Freitag um 18 Uhr haben die Einwohnerinnen und Einwohner Zeit, ihre Sachen zu packen. Danach ist das Übernachten in Brienz nicht mehr gestattet. Ab Samstag wird den Einwohnern tagsüber ein vorübergehendes Betreten ermöglicht, solange die Gefährdungslage es zulässt.

Das Grossvieh von zwei Bauernbetrieben bleibt vorerst in den Ställen. Es wird erst in der Phase Rot evakuiert. Sämtliche Zufahrtsstrassen nach Brienz sind ab sofort nur noch für die Einwohner und Besitzer der Liegenschaften geöffnet.

Was sagen die Bewohner?

«Warum soll ich mir Sorgen machen? Wenn alle Steine unten sind, komme ich wieder zurück ins Dorf, dann schauen wir weiter», sagte Renato Liesch (43) vor einigen Wochen zu Blick. «Und wenn nicht, gibt es noch Hunderte andere schöne Orte auf dieser Welt.»

Die Bewegungen am Hang seit April 2022

Nicht alle wollen oder können die Situation so locker sehen. Der Italiener Pietro Lazzara (45) hat sein Restaurant in Brienz. Gut möglich, dass er bald ohne Zuhause und ohne Job dasteht. Doch er gibt sich kämpferisch: «Ich bin Italiener, ich habe keine Angst.»

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