Es ist ein kleiner Defekt, der für einen immensen Schaden sorgt: Eine gebrochene Radscheibe sorgte dafür, dass am vergangenen Donnerstag ein Güterzug im Gotthardtunnel entgleiste. Nun zeigt sich: Das Bundesamt für Verkehr (BAV) warnte schon vor vier Jahren davor, dass es zu einem solchen Szenario kommen könnte.
2019 führte das BAV Betriebskontrollen am Schienennetz im Gotthard durch. Im Bericht heisst es, das «angestrebte Sicherheitsniveau» sei noch nicht erreicht worden, wie die «Aargauer Zeitung» berichtet. Konkret seien Züge mit «mangelhaften Bremssohlen», «Löchern in Planen der Ladeeinheiten» sowie «Mängel an den Rädern» entdeckt worden. Die Güterzüge würden nicht den europaweiten Qualitätsansprüchen entsprechen.
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Das Amt kündigte damals an, dass man die Zusammenarbeit mit den ausländischen Aufsichtsbehörden verstärken wolle. Denn «die Ursachen für viele der festgestellten Mängel liegen bei ungenügenden Abläufen in Verladeterminals im Norden oder Süden der Alpen oder bei Zwischenstationen im Ausland», kritisierte das BAV 2020 erneut. Hintergrund: Rund zwei Drittel aller Güterzüge, die auf Schweizer Gleisen unterwegs sind, fahren nur im Transit.
Gebrochenes Rad führte Zug vom Weg ab
Der Mangel an den Rädern wurde jetzt zum Verhängnis. «Im Tunnel wurden Fragmente eines Rades gefunden, das einem Güterwagen zugeordnet werden konnte. Sobald ein Rad seine Spurführung verliert, kommt es zur Entgleisung, sagte Christoph Kupper, Leiter des Bereiches Bahnen und Schiffe am Freitag zu Blick. Durch das gebrochene Rad entgleiste der Zug in einer Weiche auf der Tessiner Seite des Tunnels.
Der entgleiste Güterzug war von Italien nach Deutschland unterwegs. Insgesamt seien 25 von 30 Wagen entgleist. An der Unfallstelle stehen am Dienstag noch immer 16 verunfallte Waggons. Alle Züge müssen umgeleitet werden. Die Staatsanwaltschaft Tessin führt eine Untersuchung. Solange im Basis-Tunnel Spuren gesichert und Arbeiten durchgeführt werden, kann der Verkehr nicht in Betrieb genommen werden.
Zu den Erkenntnissen von 2019 wollte sich die Schweizerische Unfalluntersuchungsstelle Sust gegenüber der «Aargauer Zeitung» mit Verweis auf das laufende Verfahren nicht äussern. (jwg)
Am Mittwoch, 16. August, informieren die SBB darüber, wie lange der Gotthard-Basistunnel noch geschlossen bleibt – Blick überträgt die Pressekonferenz live. Erst war sie auf 13.30 Uhr terminiert – neuer Zeitpunkt ist nun 15.30 Uhr.