Gefährlicher Trend in der Schweiz
Immer wieder Drohungen gegen Schulen wegen Tiktok

Vergangene Woche gabs wieder eine Bombendrohung an einer Schule, diesmal in Pully VD. Der Vorfall reiht sich ein in eine Serie von Bomben- und Amoklaufdrohungen an Schulen in der Schweiz. Dazu trägt auch ein gefährlicher Social-Media-Trend bei.
Publiziert: 02.04.2025 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 02.04.2025 um 16:12 Uhr
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Am Gymnasium Chambland gab es einen Zwischenfall: Das Schulhaus musste aufgrund einer Bombendrohung evakuiert werden. (Symbolbild)
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Schweizer Schulen kämpfen mit Bombendrohungen aufgrund eines Social-Media-Trends
  • Täter sind oft Jugendliche, inspiriert durch Tiktok-Videos mit falschen Bombendrohungen
  • 18-jähriger Spanier droht bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe für Bombendrohung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Natascha RuggliRedaktorin News Desk

Früher hat man dem Lehrer ein Furzkissen auf den Stuhl gelegt – jetzt behauptet man, dass sich Bomben im Schulhaus befinden. Die Folge eines perfiden Social Media Trends, mit dem auch Schweizer Schulen zu kämpfen haben.

Der neueste Vorfall dieser Art spielte sich vergangenen Mittwoch im Gymnasium Chambland in Pully VD ab. Um 7.30 Uhr erhielt eine Lehrerin per Handy die Drohung, dass sich mehrere Sprengladungen im Schulhaus befinden würden. Sofort wurde die Polizei informiert, das Gebäude wurde anschliessend evakuiert, wie der «Bote» berichtet.

20 Personen, darunter Sprengstoffexperten, beteiligten unter Hochdruck an der Suche. Sogar ein Spürhund kam zum Einsatz. Keiner durfte das Gebäude betreten, Linienbusse wurden umgeleitet. Am frühen Nachmittag gabs bereits Entwarnung. Es wurde keine Bombe gefunden.

Täter bereits gefasst

Die Ermittlungen hinter dem falschen Horror-Alarm trugen schnell Früchte. Der Absender der Nachricht wurde schnell gefunden. Ein 18-jähriger Spanier aus Lausanne hatte im Auftrag seiner 17-jährigen Freundin die Nachricht versendet. Das Motiv ist bislang unbekannt. Klar ist lediglich, dass die Jugendliche das Gymnasium besuchte.

Der 18-jährige Freund der Schülerin muss nun mit drastischen Konsequenzen rechnen: Ihm drohen bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe und eine Geldstrafe. Die 17-Jährige muss gemäss Jugendstrafrecht mit einer Freiheitsstrafe von bis zu einem Jahr und mit einem Ausschluss vom Gymnasium rechnen. Die Schule habe gegen sie ein entsprechendes Ausschlussverfahren eröffnet, berichtet der «Bote».

Mehrere Fälle in der Schweiz

Erst kürzlich hat sich eine ähnliche Szene in Chur abgespielt. Am 6. Februar dieses Jahres erhielt die Kantonspolizei Graubünden einen Hinweis über eine Bombendrohung im Bereich der KV Wirtschaftsschule und des Primarschulhauses Nikolai. Sofort wurde ein Grosseinsatz eingeleitet. Dutzende Polizeikräfte und mehrere Spürhunde waren vor Ort aktiv. Am Abend wurde die Übung beendet: Es war ein Fehlalarm. Ermittlungen wurden aufgenommen.

Auch in Dübendorf kam es zu dem perfiden Streich. Rund um die Primarschule Wil kam es zu einem Polizei-Grosseinsatz. Zuvor wurde ein Bedrohungsalarm ausgelöst. Alle, die sich im Schulhaus befanden, durften sich für 90 Minuten lang nicht frei bewegen. Wenig später war auch hier klar: Es war ein Fehlalarm.

Im November 2024 passierte an gleich drei Schulen im Aargau Ähnliches. In Lenzburg, Suhr und Bremgarten kam es zu Amokdrohungen. In Lenzburg wurde ein elfjähriger Schüler als Verantwortlicher identifiziert. Und er gab schliesslich an, durch soziale Medien beeinflusst worden zu sein. «Er gestand, die Drohung angebracht zu haben, weil er Ähnliches auf Tiktok gesehen habe», erklärte die Kantonspolizei Aargau in einer Mitteilung. Ähnliches wurde damals auch in Bremgarten vermutet: «Auch hier deutet alles auf einen üblen Scherz hin, mit dem wohl jemand andere Vorfälle oder fragwürdige Inhalte auf sozialen Medien nachahmen wollte», so die Polizei weiter.

Schrecklicher TikTok-Trend

Kurze Videos, in denen Jugendliche sich mit falschen Bombendrohungen in sozialen Medien rühmen, generieren eine riesige Aufmerksamkeit. Es geht in erster Linie um hohe Aufrufzahlen und viele «Gefällt mir»-Angaben. Je öfter sich ein potenzieller Streichspieler solche Videos anschaut, desto öfter werden ihm solche vom Algorithmus vorgeschlagen.

Bei Tiktok geht es aber um mehr als den reinen Konsum solcher Videos. Immer wieder werden Challenges entfacht. Jugendliche und Kinder werden animiert, das Vorgespielte nachzuahmen. In den Videos wird etwa gezeigt, wie Bombendrohungen an die Wände von Schultoiletten gekritzelt werden. Welche Dynamik solche Streiche auslösen, wird oft nicht bedacht – oder zumindest billigend in Kauf genommen.

Doch was tun gegen solche Streiche? Die Kantonspolizei Aargau hat aufgrund der sich häufenden Amokdrohungen selbst ein Tiktok-Video veröffentlicht, in der sie solche Challenges aufs Schärfste verurteilt.

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