Immer mehr Schwangere landen in der Schweiz auf der Intensivstation. Der Grund: Sie sind ungeimpft. Und genau das macht Gabriella Stocker grosse Sorgen.
Denn das Virus kann nicht nur gefährlich für die Mutter werden, sondern auch für das ungeborene Baby. Ganz konkret: eine Covid-Plazenta. «Dasselbe, das bei Covid-19 mit der Lunge passieren kann, geschieht mit der Plazenta. Sie entzündet sich, und es findet kein Gasaustausch mehr statt», sagt die Chefarzt-Stellvertreterin der Geburtshilfe im Stadtspital Zürich Triemli, zur «NZZ». Und dann kann es brenzlig werden für das Kind.
Die Gynäkologin hat schon einige solcher Fälle erlebt. Bevor das Kind in Gefahr war, konnte die Covid-Plazenta während einer Kontrolle rechtzeitig erkannt werden. Und zwar an einem Abfallen der Herztöne.
Nach dem Kaiserschnitt wurde die Mutter intubiert
Aber nicht nur das Kind ist wegen Corona in Gefahr, sondern auch die Mutter. Gerade dann, wenn der Verlauf nicht mild ist. «Für uns als Medizinerinnen ist es zurzeit schwierig, schwere Verläufe einer Krankheit zu beobachten, die zu verhindern gewesen wären.» Und nicht nur das: Auch ein milder Verlauf kann zu einer frühen Geburt führen.
Stocker weiter: «In letzter Zeit betreuten wir ungeimpfte schwangere Frauen, die sieben bis zehn Tage nach einer Corona-Erkrankung, die zunächst mild verlief, frühzeitig durch einen Kaiserschnitt entbunden werden mussten.»
Bei einem besonders krassen Fall musste das Baby per Kaiserschnitt geholt werden, damit im Anschluss die an Corona erkrankte Mutter (28) intubiert werden konnte.
BAG rät Impfung ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel
Daher rät die Medizinerin eindringlich, dass sich Schwangere impfen lassen. Genauso wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG). Das empfiehlt eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff vor oder während der Schwangerschaft. Und zwar ab dem 2. Schwangerschaftsdrittel.
«Wir empfehlen Ihnen die Covid-19-Impfung mit einem mRNA-Impfstoff vor oder während der Schwangerschaft. Denn schwere Verläufe von Covid-19 sind bei schwangeren Frauen viel häufiger als bei gleichaltrigen nicht schwangeren Personen. Zudem ist das Risiko einer Frühgeburt deutlich erhöht, wenn Sie sich während der Schwangerschaft mit dem Coronavirus anstecken», schreibt das BAG als Erklärung zu der Empfehlung.
Nach Aufarbeitung der Daten wurde Empfehlung geändert
Auch die Ständige Impfkommission (Stiko) in Deutschland empfiehlt seit September eine Corona-Impfung für Schwangere und Stillende. Zuvor hatte die Stiko die generelle Impfung in der Schwangerschaft nicht empfohlen. Lediglich Schwangeren mit Vorerkrankungen und einem hohen Risiko für eine schwere Covid-19-Erkrankung sollte bislang nach einer Nutzen-Risiko-Abwägung und ausführlicher Aufklärung eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff angeboten werden.
Im September änderte sich dann die Empfehlung basierend «auf einer systematischen Aufarbeitung» der in den vergangenen Wochen vorliegenden Daten zum Risiko von schweren Krankheitsverläufen in der Schwangerschaft sowie zur Effektivität und Sicherheit einer Impfung bei Schwangeren und Stillenden. (jmh/AFP)
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