Diesen Personen wird der neue Impfstoff empfohlen
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Impfchef Christoph Berger:Diesen Personen wird der neue Impfstoff empfohlen

Kantone impfen in Impfzentren und Arztpraxen
So kommen Skeptiker und Allergiker zur J&J-Impfung

Der Bund hat 150'000 Dosen des vektorbasierten Impfstoffs von Johnson&Johnson gekauft. Falls die Nachfrage unter Skeptikern und Allergikerinnen gross sei, könne man weitere Dosen bestellen, heisst es.
Publiziert: 29.09.2021 um 11:59 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2021 um 17:25 Uhr
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Der Bund kauft 150'000 Dosen des Impfstoffs von Johnson & Johnson.
Foto: Keystone
Ladina Triaca

Die Schweiz kauft 150'000 Dosen des Impfstoffs von Johnson&Johnson. Das teilte Bundesrat Alain Berset (49) am Mittwoch auf Twitter mit. Der Impfstoff werde diese Woche geliefert und nächste Woche an die Kantone verteilt. Er sei in erster Linie für jene gedacht, die sich nicht mit einem der mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech oder Moderna impfen lassen können oder wollen.

Aktuell sei schwierig abzuschätzen, wie gross die Nachfrage nach dem J&J-Impfstoff tatsächlich sein werde, sagte Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) am Nachmittag vor den Medien. Laut Umfragen würden 10 bis 12 Prozent der Ungeimpften angeben, sich wegen der mRNA-Technologie nicht impfen zu lassen. Für diese ungefähr 250'000 Menschen sei der J&J-Impfstoff eine gute Alternative.

Virginie Masserey schloss allerdings nicht aus, dass es sich bei der mRNA-Skepsis auch um ein vorgeschobenes Argument handeln könnte. «Vielleicht werden die Skeptiker bei einer anderen Technologie auch ihre Vorwände haben. Das ist schwierig zu sagen.» Laut der BAG-Vertreterin wäre der Bund in der Lage, zusätzliche Impfdosen von Johnson&Johnson zu kaufen, sollte die Nachfrage gross sein. Pro Person reicht eine Impfdosis.

Kantone für Impfung zuständig

Für die Verimpfung zuständig sind die Kantone. Sie wollen den Impfstoff der Bevölkerung so rasch wie möglich zugänglich machen, erklärte die Berner Kantonsärztin Linda Nartey. Einige Kantone würden zu Beginn in einem oder mehreren Impfzentren Impfungen anbieten und in einem zweiten Schritt zusätzliche Angebote in Arztpraxen und Apotheken schaffen.

Prioritär geimpft werden sollen Allergikerinnen und Allergiker. Da es sich dabei schweizweit aber nicht einmal um 100 Personen handelt, werde der J&J-Impfstoff rasch auch der übrigen Bevölkerung zugänglich gemacht werden, sagte Nartey. Wenn man sich mit dem Impfstoff impfen lassen möchte, müsse man sich auf der Website des Wohnkantons über entsprechende Angebote informieren, ergänzte BAG-Vertreterin Masserey. Es brauche für die Impfung kein medizinisches Attest.

Nicht empfohlen ist die Vektorimpfung derzeit für schwangere Frauen. Man verfüge in diesem Bereich noch nicht über genügend gute Daten zur Wirksamkeit, erklärte Impfchef Christoph Berger. Generell liegt die Wirksamkeit des vektorbasierten J&J-Impfstoffs tiefer als jene der mRNA-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna.

Das sind die Vorteile von Johnson & Johnson

Wie unterscheidet sich Johnson & Johnson von anderen zugelassenen Impfstoffen?
Der Impfstoff wird nur ein Mal verabreicht. Somit fällt viel organisatorischer Aufwand weg: Es muss kein zweiter Termin eingeplant werden. Für Menschen, die bereits geimpft sind, muss zudem keine zweite Dosis vorrätig gehalten werden. Wie der Impfstoff von Astrazeneca kann auch jener von Johnson & Johnson bei normalen Kühlschranktemperaturen zwischen zwei und acht Grad gelagert werden. Das macht den Umgang mit ihm leichter als mit den mRNA-Impfstoffen, die tiefgekühlt gelagert werden müssen.

Auf welcher Technologie beruht der Impfstoff?
Im Gegensatz zu den bisher in der Schweiz verwendeten Corona-Impfstoffen handelt es sich bei jenem von Johnson & Johnson nicht um einen mRNA-, sondern um einen Vektorimpfstoff. Bei dieser Technologie wird in ein für Menschen ungefährliches Virus der Bauplan für das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus eingebaut. Der Impfstoff von Johnson & Johnson basiert auf einem menschlichen Schnupfenvirus. Das menschliche Immunsystem erkennt nach der Impfung das Spike-Protein und reagiert mit der Bildung von Antikörpern. Dank der Impfung kann es schneller mit einer Abwehrreaktion beginnen, sollte das Coronavirus in den Körper eindringen.

Wer bekommt den Impfstoff von Johnson & Johnson?
Der Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Der Bund ist mit dem Hersteller in Verhandlung über eine kleine Menge an Impfdosen, wie Blick am Dienstag berichtete. Diese soll primär für die Impfung von Personen zum Einsatz kommen, die aus medizinischen Gründen – zum Beispiel wegen einer schweren Allergie – nicht mit mRNA-Impfstoff geimpft werden können.

Wie hoch ist die Wirksamkeit dieses Vektor-Impfstoffs?
Die vom Hersteller eingereichten Studiendaten zeigen laut Swissmedic 14 Tage nach der Impfung eine Wirksamkeit zwischen 64,2 Prozent bei der Altersgruppe zwischen 18 und 64 Jahren und 82,4 Prozent in der Altersgruppe über 65. Schwere und kritische Verläufe von Covid-19 können zu fast 85 Prozent verhindert werden.

Welche Nebenwirkungen können bei Johnson & Johnson auftreten?
Laut Swissmedic sind die am häufigsten dokumentierten Nebenwirkungen Kopfschmerzen, Mattigkeit, Schmerzen an der Einstichstelle und Übelkeit. Die meisten Reaktionen treten demnach innerhalb der ersten beiden Tage nach der Impfung auf und sind von kurzer Dauer. In sehr seltenen Fällen verursacht der Impfstoff Thrombosen, ähnlich wie derjenige von Astrazeneca.

Wann kommt Johnson & Johnson?
Das weiss man noch nicht genau. Der Wirkstoff von Johnson & Johnson hat in der Schweiz bereits seit Ende März eine befristete Zulassung. Er wurde bisher jedoch nicht verabreicht, weil der Bund mit dem Hersteller noch keinen Vertrag hat. Ein entsprechender Vertragsabschluss und die Anzahl zu beschaffenden Impfdosen werden laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu gegebener Zeit der Öffentlichkeit mitgeteilt. Die Kantone wurden jedoch bereits gebeten, sich auf eine allfällige «zeitnahe Umsetzung» vorzubereiten.

Wer hat den Impfstoff von Johnson & Johnson entwickelt?
Die Corona-Impfung von Johnson & Johnson, die offiziell Covid-19 Vaccine Janssen heisst, wurde von der Janssen-Cilag AG entwickelt. Die Cilag AG ist eine Schweizer Firma mit Sitz in Schaffhausen und gehört zum belgischen Pharmakonzern Janssen, der wiederum Teil des US-amerikanischen Grosskonzerns Johnson & Johnson ist. Der Impfstoff wurde unter anderem in Bümpliz bei Bern entwickelt.

Wie unterscheidet sich Johnson & Johnson von anderen zugelassenen Impfstoffen?
Der Impfstoff wird nur ein Mal verabreicht. Somit fällt viel organisatorischer Aufwand weg: Es muss kein zweiter Termin eingeplant werden. Für Menschen, die bereits geimpft sind, muss zudem keine zweite Dosis vorrätig gehalten werden. Wie der Impfstoff von Astrazeneca kann auch jener von Johnson & Johnson bei normalen Kühlschranktemperaturen zwischen zwei und acht Grad gelagert werden. Das macht den Umgang mit ihm leichter als mit den mRNA-Impfstoffen, die tiefgekühlt gelagert werden müssen.

Auf welcher Technologie beruht der Impfstoff?
Im Gegensatz zu den bisher in der Schweiz verwendeten Corona-Impfstoffen handelt es sich bei jenem von Johnson & Johnson nicht um einen mRNA-, sondern um einen Vektorimpfstoff. Bei dieser Technologie wird in ein für Menschen ungefährliches Virus der Bauplan für das sogenannte Spike-Protein des Coronavirus eingebaut. Der Impfstoff von Johnson & Johnson basiert auf einem menschlichen Schnupfenvirus. Das menschliche Immunsystem erkennt nach der Impfung das Spike-Protein und reagiert mit der Bildung von Antikörpern. Dank der Impfung kann es schneller mit einer Abwehrreaktion beginnen, sollte das Coronavirus in den Körper eindringen.

Wer bekommt den Impfstoff von Johnson & Johnson?
Der Impfstoff ist für Personen ab 18 Jahren zugelassen. Der Bund ist mit dem Hersteller in Verhandlung über eine kleine Menge an Impfdosen, wie Blick am Dienstag berichtete. Diese soll primär für die Impfung von Personen zum Einsatz kommen, die aus medizinischen Gründen – zum Beispiel wegen einer schweren Allergie – nicht mit mRNA-Impfstoff geimpft werden können.

Wie hoch ist die Wirksamkeit dieses Vektor-Impfstoffs?
Die vom Hersteller eingereichten Studiendaten zeigen laut Swissmedic 14 Tage nach der Impfung eine Wirksamkeit zwischen 64,2 Prozent bei der Altersgruppe zwischen 18 und 64 Jahren und 82,4 Prozent in der Altersgruppe über 65. Schwere und kritische Verläufe von Covid-19 können zu fast 85 Prozent verhindert werden.

Welche Nebenwirkungen können bei Johnson & Johnson auftreten?
Laut Swissmedic sind die am häufigsten dokumentierten Nebenwirkungen Kopfschmerzen, Mattigkeit, Schmerzen an der Einstichstelle und Übelkeit. Die meisten Reaktionen treten demnach innerhalb der ersten beiden Tage nach der Impfung auf und sind von kurzer Dauer. In sehr seltenen Fällen verursacht der Impfstoff Thrombosen, ähnlich wie derjenige von Astrazeneca.

Wann kommt Johnson & Johnson?
Das weiss man noch nicht genau. Der Wirkstoff von Johnson & Johnson hat in der Schweiz bereits seit Ende März eine befristete Zulassung. Er wurde bisher jedoch nicht verabreicht, weil der Bund mit dem Hersteller noch keinen Vertrag hat. Ein entsprechender Vertragsabschluss und die Anzahl zu beschaffenden Impfdosen werden laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) zu gegebener Zeit der Öffentlichkeit mitgeteilt. Die Kantone wurden jedoch bereits gebeten, sich auf eine allfällige «zeitnahe Umsetzung» vorzubereiten.

Wer hat den Impfstoff von Johnson & Johnson entwickelt?
Die Corona-Impfung von Johnson & Johnson, die offiziell Covid-19 Vaccine Janssen heisst, wurde von der Janssen-Cilag AG entwickelt. Die Cilag AG ist eine Schweizer Firma mit Sitz in Schaffhausen und gehört zum belgischen Pharmakonzern Janssen, der wiederum Teil des US-amerikanischen Grosskonzerns Johnson & Johnson ist. Der Impfstoff wurde unter anderem in Bümpliz bei Bern entwickelt.

Auffrischimpfung nicht nötig

Thema an der Experten-Medienkonferenz war auch die Auffrischimpfung bei den mRNA-Impfstoffen. Laut Impfchef Berger bräuchte es dafür eine «klare Evidenz» bei welchen Geimpften der Impfschutz mit der Zeit nachlasse. Die Daten aus anderen Ländern seien diesbezüglich nicht eindeutig. Gesunde Geimpfte bräuchten in der Schweiz in nächster Zeit keine Auffrischimpfung.

Das Ziel der Behörden ist es, erst einmal die generelle Impfquote zu erhöhen. Denn hier gehört die Schweiz nicht zur Weltspitze. Während hierzulande 58 Prozent der Bevölkerung doppelt geimpft sind, sind es in anderen europäischen Ländern wie Portugal (85%), Dänemark (75%) oder Belgien (72%) deutlich mehr.

Experten-PK Corona vom 29.09.21
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