Bei einem Streit zwischen den zwei Fussball-Juniorenmannschaften SC Binningen und AS Timau ist am Sonntagnachmittag in Binningen BL ein 18-Jähriger verletzt worden. Der junge Mann musste mit schweren Kopfverletzungen ins Spital gebracht werden. Am Tag danach geht es dem Junior anscheinend noch nicht viel besser. «Ich konnte die Angehörigen nicht erreichen. Das ist kein gutes Zeichen», sagt ein Trainer, der dem Verletzten nahesteht.
Auf Anfrage sagte der Präsident des Clubs SC Binningen Marco Giani (43), für den der Verletzte gespielt hatte, dass die Gewalt von den gegnerischen Spielern ausgegangen sei.
Alles nur ein Missverständnis?
Er widerspricht mit seiner Schilderung der Polizeimeldung, dass beide Mannschaften in die Gewalt verwickelt gewesen sind: «Ich stelle klar: Es war keine Massenschlägerei. Einer unserer Spieler wurde nach dem Match verbal angegriffen», erklärt er gegenüber Blick. «Ein zweiter Spieler des SC Binningen wollte den Streit schlichten, dieser wurde dann physisch attackiert. Mehrere Mitglieder der gegnerischen Mannschaft jagten ihm hinterher und verprügelten ihn.»
AS Timau wiederum hat eine weitere Version. Am Dienstagabend treffen sich die Clubs und der Verband zur Aussprache. Trotzdem hat der Club schon am Montagnachmittag auf Instagram eine Stellungnahme veröffentlicht. Hier heisst es: «Es war nur ein Spieler des AS Timau involviert. Er versuchte, einen verbalen Disput zwischen zwei Spielern zu klären, indem er seinen Gegenspieler von hinten umarmte, um ihn aus der Situation zu nehmen.» Die beiden seien befreundet, das habe man auch im Spiel gesehen.
Weiter heisst es auf Instagram: «Als sich der Spieler aus der Umarmung lösen wollte, fielen sie zu Boden. Der SC-Binningen-Spieler, der später verletzt wurde, hat geglaubt, dass es sich um eine Schlägerei handelt, und schlug den Spieler von AS Timau ins Gesicht.» Als Reaktion auf diesen Schlag habe dann der Spieler vom AS Timau dem Opponenten vom SC Binningen den fatalen Faustschlag versetzt. Unter dem Strich also: ein Missverständnis. Der Verein schreibt trotzdem von einem «schwerwiegenden und nicht akzeptablen Vorfall» und verspricht Massnahmen.
Nicht erster Vorfall
Ein Spieler vom AS Timau, der bei dem Vorfall unmittelbar daneben stand, schildert den Fall fast identisch. «Der später Verletzte hat zuerst zugeschlagen und ist in Richtung Kabinen geflüchtet. Dann rannten sie ihm hinterher, und der zuerst Angegriffene schlug zu», sagt der 17-Jährige zu Blick.
Die Gewalteskalation war laut dem ehemaligen Trainer und Vorstandsmitglied des BSC Old Boys, Anil Kumar (46), nicht der erste Vorfall, bei dem ein Mitglied des AS Timau gewalttätig geworden ist. Er sagt zu Blick: «Beim Turnier vor vier Wochen, auch auf dem Spiegelfeld-Areal, hat ein Trainer des AS Timau, ebenfalls nach einem gewonnenen Spiel, den gegnerischen Trainer der Old Boys anzugreifen versucht. Ich konnte es gerade noch verhindern, ich ging dazwischen.» Der Trainer sei komplett ausgeflippt und habe Todesdrohungen ausgestossen. Seine Familie sei noch immer schockiert.
Nach dem Vorfall hat Anil Kumar alle Ämter niedergelegt, weil die Tat nicht geahndet worden sei. «Jetzt muss etwas geschehen, sonst haben wir bald einen Toten auf dem Spielfeld», sagt Kumar. Er warnt: «AS Timau hat offenbar ein Gewaltproblem.»