Die Zürcher FDP-Nationalrätin Doris Fiala (66) fordert eine politische Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der römisch-katholischen Kirche. Auch die Politik habe in der Vergangenheit zu wenig hingeschaut, sagt sie. Behördenvertretende hätten teilweise sexuelle Missbräuche in der Kirche vertuscht. Fiala hat einen Vorstoss mit verschiedenen Fragen dazu eingereicht. Sie schreibt: In der Pflicht seien insbesondere jene Kreise, «die traditionell mit der katholischen Kirche eng verbunden sind».
Damit zielt Fiala frontal auf die Mitte-Partei, die als vormalige CVP bis vor kurzem noch «christlich» im Namen trug. Deren Exponenten geben sich in der Diskussion um die Untersuchung durch die Universität Zürich bislang auffällig zurückhaltend. «Die Mitte wird hoffentlich nicht in Deckung gehen, sondern Druck ausüben auf ihre Kirchenkreise, denen auch ich noch angehöre», sagt Fiala.
Beim Namen nennt sie die Mitte-Partei in ihrer Interpellation aber nicht – oder zumindest nicht mehr. In einer ersten Version des eingereichten Textes hatte die Freisinnige ihre Forderungen noch klar adressiert. Das hat jedoch FDP-Parteipräsident Thierry Burkart (48) gemäss Informationen von SonntagsBlick nicht gepasst. Burkart sorgte dafür, dass Fiala den Verweis auf die ehemalige CVP wieder entfernte.
Nicht der Stil der FDP
Er bestätigte auf Nachfrage seine Intervention. Die Fraktionsmitglieder seien frei, Vorstösse ohne Rücksprache mit Partei- oder Fraktionsspitze einzureichen. Allerdings: Nachdem Fiala ihre Interpellation eingereicht hatte, habe er darauf hingewiesen, «dass es nicht zum Stil der FDP gehört, parlamentarische Vorstösse für Angriffe auf andere Parteien zu missbrauchen». Ein solcher Angriff käme für die FDP im Wahlkampf besonders ungelegen, ist sie doch in mehreren Kantonen mit der Mitte-Partei Listenverbindungen eingegangen.
Dass sie von der Parteispitze zurückgepfiffen wurde, will Fiala indes nicht gelten lassen. «Es ist ein heikles Thema, das ist so, aber ich wurde nicht gestoppt», sagt sie. Dass ein Vorstoss besprochen, angepasst und allenfalls entschärft werde, sei völlig normal und gut, wenn es der Sache diene. Genau deshalb habe sie in diesem Fall den Text angepasst: «Mein Anliegen soll nicht als Wahlkampfmanöver missverstanden werden.»
Fiala fordert nicht nur eine politische Aufarbeitung des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche, sondern auch eine finanzielle Entschädigung für die Opfer. «Es wäre ein erstes Zeichen, auch wenn man ein solches Trauma nicht mit Geld heilen kann.»
Es sei nun auch an der Politik, die Kirche in die Pflicht zu nehmen. In der Verantwortung stünden letztlich vor allem die Bistümer. Fiala hofft dabei auf die Unterstützung der ehemaligen CVP. «Es wird interessant sein zu sehen, ob sich die Mitte angesprochen fühlt. Jede Partei hat ihre Herausforderungen. Es gibt keinen Grund für andere Parteien, Häme zu empfinden.»