Einblick ins Wohnheim Harmonie in Baselland
Wo Drogenkranke ein Zuhause finden

Das Haus Harmonie im Dorf Langenbruck BL bietet Suchtkranken ein geregeltes Leben. Die Leiter Caroline Gerster und Hassib Rasuli betonen die Wichtigkeit eines alltagsnahen Lebens für die Bewohner.
Publiziert: 14.02.2025 um 07:29 Uhr
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Aktualisiert: 14.02.2025 um 11:02 Uhr
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Vier ehemalige Heroinsüchtige erzählen im Haus Harmonie von ihrer Zeit auf dem Platzspitz und Letten in Zürich (v.l.): Claudio, Heiner, Nina* (anonym), Stefan. Ganz links Hassib Rasuli (schwarze Kappe, Leitung), ganz rechts Caroline Gerster (Leitung). Vis à vis von der Gruppe Journalistin Alexandra Fitz.
Foto: Philippe Rossier

Auf einen Blick

  • Haus Harmonie: Wohnheim für Suchtkranke in Langenbruck, Kanton Basel-Landschaft
  • Zehn Personen leben im Haus, weitere neun kommen täglich
  • Alkohol und Cannabis erlaubt, harte Drogen verboten
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

Das Haus Harmonie ist ein Wohnheim in Langenbruck, einem kleinen Dorf im Kanton Basel-Landschaft. Hier finden allen voran Suchtkranke ein Zuhause. Derzeit sind zehn der 14 Zimmer besetzt. Neun Personen leben in der Nähe in eigenen Wohnungen und Wohngemeinschaften. Für manche ist das Wohnheim ein Sprungbrett in ein eigenständigeres Leben. Manche bleiben für immer. Wie Claudio. Er hat alle überlebt: «Ich will nirgends anders sein.» 

Alle tragen etwas zum Zusammenleben bei. Jeden Tag werden Ämtli wie Putzen, Kochen, Einkaufen, Gärtnern und zu den Hausschweinen Häppy und Rosie schauen, verteilt. «Wichtig ist, dass sie ein so alltagsnahes Leben wie möglich haben. Süchtig sind sie ein Leben lang», sagt Caroline Gerster (32), Co-Leiterin. Dreimal täglich kommen die Bewohner zur Medikamentengabe. Methadon, Ketalgin, Morphin. Opioide als Substitutionsmittel. Dazu kommen Psychopharmaka und Beruhigungsmittel. «Sucht hat viele Gesichter. Oftmals leben die Menschen hier mit Mehrfachdiagnosen. Verhaltensstörungen durch Substanzkonsum, Schizophrenie, bipolare Störung, etc.», sagt Gerster. 

«Natürlich gibt es Rückfälle»

Am Freitag ist Zahltag. Dann erhalten sie ihr Arbeitsgeld, drei Franken in der Stunde und ihr Taschengeld. «Ihren Konsum müssen sie selber finanzieren», sagt Co-Leiter Hassib Rasuli. Alkohol und Cannabis ist ab 16 Uhr erlaubt. Harte Drogen und Gewalt sind tabu. «Natürlich gibt es Rückfälle, dann ist auch mal einer drei Tage weg und wieder auf der ‹Gasse›. Meistens rufen sie dann an und wir sammeln sie ein», sagt der 38-Jährige. Sie dürfen wieder kommen, kriegen noch eine Chance.

Hassib Rasuli ist mit zehn Jahren aus Afghanistan in die Schweiz gekommen. Er schloss zwei Lehren in der Autobranche ab, leistete dann Zivildienst im Haus Harmonie und blieb. «Mit solchen Menschen bin ich vorher noch nie in Berührung bekommen», sagt der 38-Jährige. Er sei nicht so der «Fühlsch mi, gspürsch mi-Typ». Hart, aber fair. Er sagt lächelnd: «Ich bin sicher nicht der klassische Sozialarbeiter.»

Seine Co-Leiterin Gerster hat Soziale Arbeit studiert, seit acht Jahren arbeitet sie mit Menschen im Suchtbereich, seit drei Jahren im Haus Harmonie. Sie sagt: «Mein Charakter, meine Offenheit passt hier her. Ich habe das Gefühl, dieser Ort hat mich gefunden.»

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