Ehemalige Sozialvorsteherin über Drogenhölle
Frau Stocker, warum hat Zürich diese Verwahrlosung so lange geduldet?

Sozialarbeiterin, Nationalrätin, Stadträtin: Monika Stocker hatte verschiedenste politische Ämter inne. Doch die Drogenmisere der Stadt Zürich forderte sie extrem. Die 77-Jährige erinnert sich an die 90er und sagt im Gespräch, was sie heute anders machen würde.
Publiziert: 14.02.2025 um 07:29 Uhr
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Zürich, Platzspitz beim Pavillon (Kiosk), im Januar 1990: Ab 1986 breiteten sich hier Drögeler aus. Am 5. Februar 1992 wurde der «Needle Park» geschlossen.
Foto: Philippe Rossier

Auf einen Blick

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Alexandra FitzCo-Ressortleiterin Gesellschaft

Monika Stocker (77) war zu Platzspitz- und Letten-Zeiten Vorsteherin des Sozialdepartements in Zürich. Sie hat massgeblich mitgeholfen, Zürich aus der Drogenmisere der 1990er-Jahre herauszuführen.

Frau Stocker, Sie waren 14 Jahre im Amt. War die Heroin-Epidemie Ihre grösste Herausforderung?
Monika Stocker:
Es gab immer schwierige Themen. Aber bei der Drogenszene wussten wir nicht, wie wir sie bewältigen sollten. Es kamen immer mehr süchtige Menschen nach Zürich, auch aus dem Ausland.

Was schlecht war für das Image der Stadt.
Journalisten aus aller Welt berichteten über den «Needle Park» von Zürich. Heroin war teuer; um an Stoff zu kommen, musste man Verbrechen begehen. Das machte Angst. Familien zogen weg. Zürich war zu dieser Zeit keine sichere Stadt.

Wieso duldete man diese kollektive Verwahrlosung so lange?
Das frage ich mich heute noch. Wir waren hilflos. Hat man heute zwei Dealer verhaftet, sind am nächsten Tag drei neue da. Wir waren der Situation nicht gewachsen und zogen zu lange nicht am gleichen Strang.

Was war der Wendepunkt?
Im Jahr 1994 gab es zwei Morde auf dem Letten, es war ein Machtkampf zwischen Drogenbanden. Ich sagte: «Wir haben Krieg in Zürich.» Wir mussten alles versuchen, ansonsten würde die Stadt vor die Hunde gehen. Ich lud immer wieder Politikerinnen und Politiker nach Zürich ein. Endlich wurden unsere Projekte, den Schwerstsüchtigen Heroin kontrolliert abzugeben, bewilligt.

Was würden Sie heute anders machen?
Früher handeln. Viele hatten zu lange das Gefühl, wenn wir sie piesacken, löst sich das Problem. Aber die Süchtigen bleiben süchtig. Unsere Aufgabe war es, ihnen den Stress der täglichen Beschaffung zu nehmen und zu schauen, dass sie wieder normale Menschen werden.

Was haben Sie aus der Zeit gelernt?
Wenn man etwas begriffen hat, muss man dafür kämpfen. Das braucht Mut.

Haben Sie heute noch mit dem Thema zu tun?
Nein. Aber wenn mich Leute ansprechen und sagen: «Ich war damals auf dem Letten», dann ist das ein Wunder. Ein Wunder, dass sie leben.

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