Ein «Direktor», ein «Ingenieur» und ein «Entwickler»
Als die Mafia in Sitten eine Operationsbasis installierte

Die italienische Mafia ist auch in der Schweiz aktiv und wäscht unter anderem Gelder über Scheinfirmen. Beliebt sind zum Beispiel Gastro-Betriebe. In Sitten war es 2015 eine Fake-AG.
Publiziert: 01.04.2025 um 17:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2025 um 22:38 Uhr
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Die Cosa Nostra installierte in Sitten eine Schein-AG, ...
Foto: imago/Westend61

Darum gehts

  • Sizilianische Mafia-Familie errichtete Operationsbasis im Wallis
  • Schein-AG diente zur Verschleierung von Geldern
  • 17 Personen verhaftet, Vermögenswerte von 50 Millionen Euro beschlagnahmt
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Denis MolnarJournalist

Es ist das Jahr 2014, als Vertreter der Pagliarelli-Familie, einem mächtigen Mafia-Clan der sizilianischen Cosa Nostra, im Tessin und dann im Wallis auftauchen. In Sitten findet im Dezember dann ein Treffen mit einem Treuhänder statt. Dabei ging es um die Installierung einer Art Operationsbasis, wie die «Aargauer Zeitung» (AZ) gestützt auf italienische Gerichtsdokumente schreibt.

2015 wurde die Aktiengesellschaft, deren Firmenzweck mit «Internationale Handelsgesellschaft» angegeben wurde, im Handelsregister eingetragen. Beim Mieten von Räumlichkeiten oder bei Versicherungsangelegenheiten war demnach eine Unterwalliser Treuhandfirma, geführt von einem Italiener, behilflich. Nach aussen soll alles korrekt ausgesehen haben. Über die AG flossen dann Mafia-Gelder, die in China deponiert worden waren und jetzt nach Italien zurückgeholt wurden. Belege dafür lieferten italienische Ermittler nach Razzien.

Mit Fake-Verträgen zur B-Bewilligung

Mit den Geldern sollen unter anderem eine Tourismusanlage in Sizilien finanziert sowie Familien von inhaftierten Clan-Mitgliedern unterstützt worden sein, wie die AZ weiter berichtet. Falsche Belege verschleierten den wahren Grund der Zahlungen. Zudem wurde die AG dazu verwendet, Vermögen zu verstecken und neue Geldquellen heranzuziehen.

Durch Fake-Arbeitsverträge sollen mindestens drei Italiener, mit B-Bewilligungen ausgestattet, als «Direktor», «Ingenieur» und «Entwickler» tätig gewesen sein. Was alles über die Schein-AG abgewickelt wurde, ist derweil unklar. Die Firma wurde 2018 aufgelöst. 

Grauzonen und unzureichende Kontrollen

Dass sich auch weitere italienische Mafia-Familien gerne in der Schweiz aufhalten, zeigt ein Schlag der italienischen Justiz gegen die kalabrische ’Ndrangheta. Am 25. März wurde bekannt, dass 17 Personen verhaftet und Vermögenswerte von rund 50 Millionen Euro (gut 47 Millionen Franken) beschlagnahmt wurden – darunter auch Vermögenswerte, Konten und Autos in der Schweiz.

Vor allem im Gast- und im Baugewerbe ist das Betätigungsfeld der Mafia gross. «Es gibt viele Restaurants oder Hotels, die nicht rentabel sind und von kleinen Firmen aufgekauft werden», erzählt der Schweizer Enthüllungsjournalist und Autor Frank Garbely (77). Über die Betriebe wird dann bevorzugt Geld gewaschen. Dabei macht sich die Mafia Lücken im Schweizer System wie finanzielle Grauzonen oder unzureichende Kontrollen zunutze. Zudem warnte die Bundespolizei Fedpol davor, dass sie nicht über genügend Mittel verfüge, um gegen die Mafia zu ermitteln.

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