Dubiose Coaches in der Schweiz – Teil zwei
Wie du einen seriösen Coach erkennst

Coach kann sich jeder nennen. Das zieht Scharlatane an. Doch das ist in der Politik noch nicht angekommen. Die Branchenverbände erklären, worauf es bei der Coach-Suche ankommt.
Publiziert: 06.11.2023 um 00:10 Uhr
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Aktualisiert: 06.11.2023 um 07:56 Uhr
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Grosse Versprechen und überteuerte Angebote – derzeit breiten sich Abzocke-Coaches aus.
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Rebecca WyssRedaktorin Gesellschaft / Magazin

Psychologiecoach. Ernährungscoach. Liebescoach. Benimmcoach. Kaum ein gesellschaftlicher Bereich wird nicht becoached. Das hat Folgen. Gerade hat das SonntagsBlick Magazin ein perfides System beleuchtet, das sich auch in der Schweiz ausbreitet: Ein paar wenige Coaches profitieren mit absurd hohen Versprechen und überteuerten Coaching-Angeboten an einer Masse von Menschen. Bei einer Coachin aus dem Kanton Bern, die Menschen in die Selbstständigkeit begleitet, klingt das so: «Meine Expertise ist, Menschen in die Fünfstelligkeit zu bringen.» Monatsumsatz. Das SonntagsBlick Magazin deckte auf: Ihre Coaching-Firma kämpft selbst mit grossen finanziellen Problemen.

Solche Coaches wittern wegen des Pandemie-Booms ein gutes Geschäft. 2019 schätzte die Unternehmensberatung PwC im Auftrag des weltgrössten Coachingverbands ICF den globalen Umsatz der Branche auf 2,58 Milliarden Franken, für 2022 auf 4,13 Milliarden Franken.

Warnsignal: Grosse (Heils-)Versprechen

Den Boden dafür legt der Umstand, dass die Berufsbezeichnung nicht geschützt ist. Coach kann sich jede und jeder nennen. Die Branchenverbände sind dagegen machtlos. Der grösste der Schweiz, der Berufsverband für Coaching, Supervision und Organisationsberatung (BSO), bedauert, dass es wegen des «Wildwuchses» schwierig ist, dubiose Coaches zu erkennen. Was findet Vorstandsmitglied Hans-Ueli Schlumpf unseriös? «Wer ein dreitägiges ‹Kürsli› oder auch zwei, drei Wochenendseminare besucht und sich dann als Coach auf dem freien Markt positioniert.» Oft gehe es bei diesen Coaches um falsche Motive oder simple Lösungen für komplexe Probleme. Sie tendierten dazu, sich selbst als Fachleute ins Zentrum zu stellen, sich ihrer Inkompetenz gar nicht bewusst zu sein oder diese zu überspielen.

Heikel ist das in der Psychologie. Dort können Scharlatane grossen Schaden anrichten. Noora Al-Rubai, Vorstandsmitglied bei der Schweizerischen Gesellschaft für Coaching-Psychologie (SSCP), sagt, woran man diese erkennt: «Die Unseriösen versprechen Heilung.» Diese könne man nie garantieren. Manche übten auch Druck auf ihre Klienten aus, teure Coaching-Pakete zu kaufen. Und streichen dabei deren Ängste und Sorgen besonders heraus.

Anlaufstelle beim Bund?

Noora Al-Rubai sagt deshalb: «Es wäre wünschenswert, dass der Bund eine Anlaufstelle einrichtet.» Und damit eine Statistik führe. Dem Bund werde so bewusster, welche Schäden verursacht würden, wenn man kein Kontrollorgan einführe. Und wenn Coaches sich an keine kantonalen Ethikrichtlinien oder einen Berufskodex halten müssen.

Der Bund sieht keinen Bedarf. Das Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) schreibt in Bezug auf eine solche Anlaufstelle beim Bund auf Anfrage: «Man kann sich jederzeit an den Konsumentenschutz wenden.» Auch bei der Politik ist das Thema noch nicht angekommen, parlamentarische Vorstösse dazu gibt es keine. Und konfrontiert man eine Handvoll Politikerinnen und Politiker per Mail mit den SonntagsBlick-Magazin-Recherchen, folgt: Schweigen.

Was also tun? Die beiden Verbände raten, darauf zu achten, dass die Coaches einem Berufsverband angeschlossen sind. Diese fordern von ihren Mitgliedern, Qualitätsstandards einzuhalten und sich kontinuierlich weiterzubilden. Ein weiterer Punkt: die Ausbildung. Schlumpf vom BSO sagt: «Wirklich seriös sind nur Langzeit-Ausbildungen.» Bei vom BSO anerkannten Instituten dauert eine solche mindestens zwei bis zweieinhalb Jahre. Zudem sind Universitäts- und Fachhochschulabschlüsse eine gute Referenz. Genauso wie eine eidgenössisch anerkannte höhere Fachprüfung (mit dem Zusatz HFP).

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