Deutschland, Frankreich, Italien, Schweden, Spanien. Die Liste von Ländern, die seit Bekanntwerden des Massakers in Butscha russische Diplomaten ausgewiesen haben, ist lang. Die Schweiz hingegen verzichtet auf eine solche Massnahme. Die russischen Vertreter dürfen bleiben. Und das, obwohl sie Putins Propaganda verbreiten. Nicht nur die russische Botschaft in Bern teilt die Lügen des Kremls, sondern insbesondere ein Mann: Alexander Alimow (51).
Er ist Mitarbeiter der russischen Uno-Vertretung in Genf – und auf Twitter recht aktiv. Er versorgt seine knapp 7500 Follower stets mit der neuesten Russen-Propaganda. Auf der Plattform teilt er immer wieder Bilder, Videos oder Nachrichten, die zeigen sollen, dass der russische Präsident Wladimir Putin (69) mit seinem Krieg etwas Gutes tut. Konkret: die Ukraine entnazifizieren.
Der Kreml-Chef beschimpft die pro-europäische Regierung rund um den jüdischstämmigen ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski (44) als «ukrainische Neonazis» und sieht es als seine Aufgabe, die Rechtsextremen loszuwerden. Die Invasion sei daher eine Befreiung.
Massaker von Butscha und Kinderspital-Bombardierung bloss eine Erfindung
Von Gräueltaten der russischen Armee will Alimow daher nichts wissen. Das Massaker von Butscha bezeichnet der Diplomat als Inszenierung. «Die Fotos und Videos aus Butscha sind eine weitere Inszenierung des Kiewer Regimes für die westlichen Medien», schreibt er auf Twitter.
Genauso wie die angebliche Bombardierung des Kinderspitals in Mariupol vor knapp vier Wochen. Auch dort seien Schauspieler zum Einsatz gekommen. Alles nur eine Inszenierung. «Das dortige Menschenrechtsteam hat bestätigt und dokumentiert, was sie als wahllosen Luftangriff auf das Krankenhaus bezeichneten, und dass das Krankenhaus zu dieser Zeit Frauen und Kinder versorgte», hatte UN-Sprecher Stephane Dujarric (56) kurz darauf erklärt.
Doch das Massaker von Butscha ist real. Putins Truppen haben in der Stadt Gräueltaten angerichtet. Zahlreiche Journalisten aus der ganzen Welt konnten sich vor Ort ein Bild machen und den Horror dokumentieren. Zu sehen sind Menschen, die mit gefesselten Händen auf dem Boden liegen, Zivilisten in Massengräbern, teilweise verkohlte Leichen auf den Strassen, leblose Körper in den Hinterhöfen oder ein Mann, der tot in einem Brunnen steckt.
Fake News schon vor dem Ukraine-Krieg
Als Sprachrohr des Kremls sorgt Alimow immer wieder weltweit für Aufsehen. Zuletzt geschehen am Dienstag. An dem Tag hielt der Russe eine Rede im Palais des Nations in Genf und nahezu alle Delegierten von westlichen Staaten verliessen den Saal, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet.
Wenige Tage nach Kriegsbeginn amüsierte sich der russische Diplomat auch über das Foto einer älteren, blutüberströmten Frau. Sie sei ihm zufolge nämlich eine Schauspielerin und das Blut wäre nur Granatapfelsaft. Auch diese Meldung entpuppte sich später als Fake News.
Und der Diplomat macht munter weiter. Kein Wunder: Er hat nichts zu befürchten. Bundesratssprecher André Simonazzi (54) hatte erst diese Woche erklärt, dass die Schweiz keine russischen Botschafter ausweisen werde.
Alimow wurde bereits vor dem Ukraine-Krieg bei der Verbreitung von Fake News ertappt. So postete er im Jahr 2020 das Foto eines Mädchens, das im Donbass angeblich unter ukrainischen Beschuss geriet. In Wahrheit war das abgebildete Mädchen jedoch das Opfer eines Mordes in einer russischen Kleinstadt. (obf)