Man mag Roger Schawinski oder man mag ihn nicht. Grautöne sind bei dieser Personalie selten. Der Talkmaster und Medienpionier polarisiert, was nicht zuletzt an seinem legendär angriffigen Interview-Stil liegen dürfte.
Nun aber ist der 77-Jährige trotz seines gesunden Egos düpiert. Der Grund heisst Mattea Meyer (35). Schawinski hätte die Co-Präsidentin der SP Schweiz gerne in seine Show beim TV-Sender Blue eingeladen. «In meiner ersten Staffel hatte ich Cédric Wermuth zu Gast», sagt er, «nun wollte ich – auch im Sinne der Gleichstellung – in der zweiten Staffel Mattea Meyer begrüssen.» Doch das wurde schwieriger als erhofft.
«Schawi» nimmt seine Sendung jeweils am Freitag auf, sonntags wird sie ausgestrahlt. Am Freitag ginge es ihr grundsätzlich nicht, liess sie ihn wissen. Schliesslich einigte man sich auf kommenden Dienstag, den 15. November.
Also stellte das TV-Team die Planung um, traf alle Vorbereitungen. Doch am Donnerstag kam von Meyer die schriftliche Absage: Man müsse jetzt andere Prioritäten setzen, sorry. Vielleicht klappe es im Januar.
Des Zampanos Frust ist verständlich
«Sie will sich offenbar nicht dem Gespräch stellen», sagt der Abgewiesene, «das enttäuscht mich.» Dabei seien es doch gerade linke Frauen, die zu Recht gleiche Präsenz in den Medien fordern.
Anfrage bei Meyer: Haben Sie Angst vor einem Schawinski-Verhör? Sie lacht. «Sie können sich sicher vorstellen, dass wir in der Parteileitung innerhalb von drei Wochen eine Bundesratswahl stemmen müssen und deshalb gerade anderes zu tun haben.» Überdies habe sie auch andere Termine streichen müssen, nicht nur das besagte Treffen, so die Politikerin weiter. «Vor ein paar Wochen kam von Herrn Schawinski eine Anfrage für eine Sendung rein, mit einem eher unverbindlichen, zeitlich ungebundenen Themenmix.»
Sie habe ihm höflich abgesagt, mit dem Hinweis, sie sei nach wie vor sehr an einem Gespräch interessiert – allerdings erst nach dem 7. Dezember. Schawinskis Antwort aber, so heisst es in Meyers Umfeld, sei dann weniger diplomatisch ausgefallen.
Wie auch immer man zum Zürcher Zampano steht – sein Frust ist nachvollziehbar: Jeder Medienmensch mit halbwegs journalistischem Instinkt würde die Parteichefin gerne vor und nicht nach der Ersatzwahl ihrer eigenen Bundesrätin befragen.
Dieses Privileg bleibt nun anderen vorbehalten.