Schwere Krawalle von Jugendlichen an zwei Freitagen nacheinander, dann präventives Durchgreifen der Polizei: Die jüngsten Vorfälle in St. Gallen werfen lange Schatten. Gerade junge Menschen sind immer frustrierter über die Corona-Einschränkungen.
Keine Ferien, kein Ausgang, kaum mehr Treffen mit Freunden. Jetzt erfolgen in sozialen Medien neue Gewaltaufrufe, die auf den wachsenden Frust von Jugendlichen und jungen Erwachsenen abzielen. Corona-Müdigkeit erhöht offenbar bei vielen die Gewaltbereitschaft. Die Polizei in Winterthur und Zürich ist gewarnt, auch Eklats in weiteren Städten sind nicht auszuschliessen.
Die Jungen wollen ihre Freiheiten zurück. Laut dem Corona-Monitor der Forschungsstelle Sotomo fürchten sich zwei Drittel aller 15- bis 34-Jährigen vor sozialer Isolation und Einsamkeit. Dagegen ist die Angst vor einer Covid-Ansteckungsgefahr deutlich gesunken. Fürchtete sich im März 2020 noch fast die Hälfte dieser Altersklasse vor einer Infektion, waren es im März 2021 noch 20 Prozent.
Long-Covid-Gefahr
Andreas Cerny, Epidemiologe an der Universität Bern, zeigt Verständnis für den Frust der Jugendlichen, warnt aber vor Leichtsinn: Auch wenn die Krankheit bei jüngeren Infizierten meist mild verlaufe, drohe zum Beispiel Long Covid.
«Denke daran, Corona kann auch dich ins Spital bringen», sagte Cerny dem Newsportal Nau. «Auch wenn du unmittelbar nach der Ansteckung möglicherweise nur wenig Symptome hast, kannst du ein Long-Covid-Fall werden.» Es könne auch jungen Menschen passieren, dass sie noch lange an Krankheitssymptomen leiden – und es bleibe die Ansteckungsgefahr im eigenen Umfeld.
Dazu gehöre die junge Generation «gut und transparent» informiert. Er ist zuversichtlich, das Ende der Pandemie sei abzusehen: «Die Impfungen, die Selbsttests und vielleicht bald auch Medikamente, die uns den Weg aus der Pandemie weisen können.» (kes)