«Das ist eine Pandemie der Ungeimpften»
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Köppel wirbt fürs Impfen:«Das ist eine Pandemie der Ungeimpften»

Corona-Skeptiker toben auf Telegram
Massnahmen-Kritiker Köppel wirbt plötzlich fürs Impfen

Roger Köppel kritisierte die Corona-Massnahmen der Regierung Anfang des Jahres heftig, rief sogar zum Gesetzesbruch auf. Jetzt spricht sich der «Weltwoche»-Chef plötzlich für die Impfung aus – und verärgert so die Corona-Skeptiker.
Publiziert: 25.08.2021 um 07:27 Uhr
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Aktualisiert: 25.08.2021 um 16:00 Uhr
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Roger Köppel wirbt bei Youtube für die Impfung und das obwohl er Massnahmen des Bundes scharf kritisierte.
Foto: Screenshot youtube
Celina Euchner

«Zum Teufel mit dem Kerl», «regierungstreuer Journalist geworden», «er sieht auch nicht mehr so gesund aus».

Auf Telegram toben die Corona-Skeptiker. Was ist passiert?

Roger Köppel (56) spricht sich am Dienstag auf seinem Video-Format «Weltwoche Daily» für die Corona-Impfung aus. Und das, obwohl er sich Anfang des Jahres als Corona-Massnahmen-Kritiker noch ganz anders äusserte.

In seinem neuen Kurzfilm sagt der SVP-Nationalrat, dieses Mal leger im T-Shirt statt Anzug gekleidet: «Die Ungeimpften müssen sich mit Fakten konfrontieren lassen. Sie müssen einfach sehen, dass wir es im Moment mit einer Pandemie der Ungeimpften zu tun haben.»

Kritiker sollen plötzlich «realpolitisch» denken

Er richtet sich auch direkt an die Kritiker der Massnahmen und sagt: «Ich gehöre auch dazu.» Und dann: «Ich habe sie (die Massnahmen) scharf kritisiert – aber man muss auch realpolitisch denken.»

In dem Video spricht er sich zwar dafür aus, dass die Impfung von der Schweizer Regierung nicht befohlen werde, doch er sagt genauso: «Es dürfen sich Leute impfen lassen, ohne sich rechtfertigen müssen.»

Im März dieses Jahres rief er noch Wirte, Tennishallen-Besitzer, Fitnessclub- und Golfplatzbetreiber zum Rechtsbruch auf. Damals sagte er: «Ab dem 1. März 2021 öffnet ihr alle eure Restaurants – unter Einhaltung aller Sicherheitsbestimmungen – egal, was der Bundesrat bis dann entschieden hat.»

Seine Meinung damals: Es gebe keinerlei Legitimation für die Massnahmen der Regierung. Nun sagt er, dass Massnahmen-Kritiker einsehen müssten: «Wenn die Zahlen steigen, hat der Bundesrat sehr bald wieder eine Mehrheit für Einschränkungen für Lockdowns oder für Teillockdowns.» Dieses Szenario müsse man betrachten, wenn man gegen das Impfen sei.

«Der schaut nur auf seine Karriere»: Auf Telegram werden Köppels Aussagen heiss diskutiert – und kritisiert.
Foto: Screenshot Blick

Skeptiker sind sauer

Bei seinen (ehemaligen) Fans, die sich Köppels steten Anti-Bundesrats-Kurs gewöhnt sind, kommt das gar nicht gut an. In einschlägigen Telegram-Channels wird seine Kehrtwende diskutiert. «Der hat aber auch mal anders geredet», heisst es. «Die Schwachen fallen alle irgendwann», schreibt ein Nutzer.

Ein anderes Mitglied des Skeptiker-Telegram-Channels schreibt: «Ich war ein treuer ‹Weltwoche Daily›-Hörer. Nun nicht mehr, es reicht.»

Corona-Graben in der SVP

In Köppels Partei, der SVP, sorgt Corona für heftige Diskussionen – und treibt selbst langjährige Weggefährten auseinander. Im Blick stritten sich der Aargauer SVP-Regierungsrat Jean-Pierre Gallati (55) und Nationalrat Andreas Glarner (58) heftig über das Covid-Zertifikat und die Impfung. Nationalrat Glarner – selber geimpft – sagte: «Im Moment laufen ja noch Menschenversuche mit dieser Sauce, die wir uns da reinjagen.»

Glarner lehnt das Covid-Zertifikat, genauso wie die SVP-Delegierten – ab. SVP-Gesundheitsdirektoren wie Gallati halten das für «absurd». Sie sehen in einer Ausweitung der Zertifikatspflicht eine Möglichkeit, Laden- und Restaurantschliessungen zu verhindern.

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