Coop-Tochter baut Restaurant heimlich ohne Bewilligung
Bauarbeiter mussten sich verstecken

Coop-Tochter Marché wollte ohne Bewilligung bauen – und hat darum eine ganze Baustelle vor den Zürcher Behörden versteckt. «Es darf von aussen nicht aussehen wie eine Baustelle», schrieben die Chefs an die Handwerker.
Publiziert: 21.02.2023 um 00:35 Uhr
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Aktualisiert: 21.02.2023 um 10:26 Uhr
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Poulet à gogo: Beim Bau der Popeyes-Filiale im Zürcher Letzipark hat man sich nicht an die Regeln gehalten.
Foto: zVg
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Michael SahliReporter News

Eine unbewilligte Baustelle vor den Behörden zu verstecken und heimlich zu bauen, ist in der Schweiz schwierig. Wenn sich die Baustelle auch noch im Eingangsbereich des Stadtzürcher Einkaufszentrums Letzipark befindet, umso mehr. Coop-Tochter Marché ist das fragwürdige Kunststück beim Bau einer Filiale der Poulet-Kette Popeyes gelungen.

Ein Mitarbeiter, der anonym bleiben will, hat Blick Dokumente zukommen lassen. Diese zeigen: Marché setzte sich beim Bau der Popeyes-Filiale über die Regeln hinweg, weil man das Fast-Food-Restaurant unbedingt noch vor Weihnachten 2022 eröffnen wollte.

Die Arbeiten begannen im September 2022 ohne Bewilligung, was den Zürcher Behörden nicht lange entging. Vom Hochbaudepartement heisst es dazu: «Die Baukontrolle forderte am 12. Oktober 2022 die Bauherrschaft schriftlich auf, die Bauarbeiten einzustellen.» Nur: Die Baustellenverantwortlichen dachten offenbar gar nicht daran.

«Es darf von aussen nicht aussehen wie eine Baustelle!»

Schon einen Tag später schickte der Projektleiter ein E-Mail an die Handwerker und die Verantwortlichen bei Marché. Man bedaure, eine «behördliche Baupause» erhalten zu haben, heisst es da. «In Absprache mit der Bauherrschaft» gelte darum für alle auf der Baustelle: «Es darf von aussen nicht aussehen wie eine Baustelle!» Dazu gibt es genaue Anweisungen: «Unbedingt per sofort die Türe zum Popeyes im EG möglichst immer geschlossen halten. Keine Baumaterialien, kein Müll, kein Lärm, keine Fahrzeuge oder Ähnliches vor der Baustelle deponieren oder parkieren.» Auch rauchen müssen die Handwerker «weit weg» vom Eingang der heimlichen Baustelle. Heisst: Die Arbeiten sollen vor den Behörden versteckt werden.

In der Folge habe auf der Baustelle ein Puff geherrscht, so der anonyme Mitarbeiter: «Mehrarbeit, Stress und Nachtarbeit sowie die Inkaufnahme gesundheitlicher Schäden» seien das Resultat gewesen. So seien beispielsweise staubige Schleifarbeiten durchgeführt worden, während andere Arbeiter ohne Schutzausrüstung auf der Baustelle waren.

Aufgeflogen ist die versteckte Baustelle nicht. Nach einem Monat kam die nachträgliche Bewilligung, womit das Versteckspiel ein Ende nahm. Am 21. Dezember wurde das Restaurant feierlich eröffnet.

Coop will den Fall aufarbeiten

Beim Zürcher Hochbaudepartement heisst es: Hätte man von versteckten Bauarbeiten gewusst, hätte man «unverzüglich eingegriffen». Mit Konsequenzen müssen die Verantwortlichen aber offenbar nicht rechnen. «Es wurden, Stand heute, keine Verfahren eingeleitet», so das Hochbaudepartement.

Marché – von Mövenpick zu Coop

Die Marché-Restaurantkette wurde in den 1980er-Jahren vom Schweizer Gastrokonzern Mövenpick gegründet. 2014 wurden die Schweizer Marché-Restaurants zu 100 Prozent von Coop übernommen. Restaurants ausserhalb der Schweiz gehören der Marché International AG.

Die Marché-Restaurantkette wurde in den 1980er-Jahren vom Schweizer Gastrokonzern Mövenpick gegründet. 2014 wurden die Schweizer Marché-Restaurants zu 100 Prozent von Coop übernommen. Restaurants ausserhalb der Schweiz gehören der Marché International AG.

Christian Capacoel, Kommunikationschef der Gewerkschaft Unia, schreibt: «Besonders stossend an diesem Fall scheint, dass offenbar die Arbeitnehmenden angewiesen wurden, behördliche Anweisungen zu ignorieren. So wurden die Sicherheitsbestimmungen umgangen.»

Bei Coop ist man über die heimliche Baustelle bei Tochter Marché nicht erfreut. «Ein solches Vorgehen ist klar nicht im Sinne von Coop», schreibt die Pressestelle. Man werde den Fall aufarbeiten. Bei Marché heisst es, der Schutz der Mitarbeiter habe «oberste Priorität». Konkrete Fragen zur Arbeitssicherheit auf der Baustelle bleiben unbeantwortet.

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