Der Bundesrat ist stolz auf seine liberale Corona-Politik. Während Österreich bereits einen dreiwöchigen Lockdown hinter sich hat und in Deutschland Ungeimpfte vom gesellschaftlichen Leben praktisch ausgeschlossen werden, sind die Massnahmen in der Schweiz bisher deutlich lockerer.
Am Freitag will der Bundesrat voraussichtlich über Verschärfungen entscheiden, darunter flächendeckendes 2G oder alternativ ein Teil-Lockdown. Früher darüber zu bestimmen hält Gesundheitsminister Alain Berset (49) für unnötig, die Kantone dagegen sehen «dringenden Handlungsbedarf».
Slowakei an der Spitze
Das passt ins Muster der Pandemie. Die Schweiz war stets Nachzügler im Vergleich mit den Nachbarländern, war wirtschaftsfreundlicher und überliess den Bürgern mehr Verantwortung als andere. So ist es auch jetzt. Die Massnahmen seien «nur vorsorglich», wird Berset nicht müde zu betonen. «Die Situation ist unter Kontrolle, aber sie entwickelt sich in die falsche Richtung.»
Wie falsch diese Richtung ist, zeigen nun die weltweiten Fallzahlen, die Blick von verschiedenen Portalen ausgewertet hat. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl haben nur einige Zwergstaaten, sowie die Slowakei, Tschechien, Dänemark und Belgien in den vergangenen sieben Tagen mehr Corona-Fälle gemeldet!
Schweiz hat doppelt so hohe Inzidenz wie Österreich
In der Schweiz beträgt die 7-Tage-Inzidenz pro 100'000 Einwohner per heute Mittwoch 746,2. Beim «Spitzenreiter» Slowakei sind es 944 gemeldete Fälle. In Grossbritannien etwa sind es aber «nur» 549,5. Deutschland kommt auf 353,0 Fälle und Österreich, das vergangene Woche noch deutlich vor der Schweiz lag, auf 306,6.
Eine Einschätzung des BAG über die Entwicklung der Fallzahlen steht noch aus