Erst letzte Woche hat der Bundesrat wegen der angespannten Corona-Lage die Schraube angezogen. Und jetzt muss die Landesregierung schon wieder über die Bücher: Zu voll sind die Spitäler und zu hoch die Zahl der Ansteckungen. Eine schweizweite Überlastung des Gesundheitssystems ist mit den aktuellen Massnahmen kaum zu vermeiden, machte die Taskforce diese Woche deutlich.
Laut Andreas Stettbacher, Delegierter des Bundesrates für den Koordinierten Sanitätsdienst, haben aktuell 30 Spitäler keine zertifizierten Intensivbetten mehr frei. Schweizweit liege die Reserve bei 140 Betten. «Der Druck nimmt zu», sagte Stettbacher.
Hinzu kommt die Unsicherheit in Bezug auf die Omikron-Variante. Der Bund geht davon aus, dass diese Mitte Januar in der Schweiz dominieren werde. Weil noch niemand weiss, wie gefährlich sie ist, sei es umso wichtiger, die jetzige Welle zu brechen, damit die Spitäler im Notfall noch Platz haben.
«Die Situation ist unter Kontrolle»
Daher schlägt der Bundesrat erneut Verschärfungen vor – allerdings nur vorsorglich, wie Gesundheitsminister Alain Berset (49) nicht müde wurde, zu betonen. Übereiltes Handeln sei nicht angezeigt: «Die Situation ist unter Kontrolle, aber sie entwickelt sich in die falsche Richtung.» Daher wolle der Bundesrat vorbereitet sei, falls ein schneller Entscheid nötig werde.
So schlägt er nochmals eine Homeoffice-Pflicht vor, zudem eine Maskenpflicht in Schulen ab Sekundarstufe II. Einschreiten will er auch bei privaten Treffen: So sollen sich drinnen maximal 30 Personen, draussen maximal 50 Personen treffen. Ist bei Treffen in Innenräumen eine ungeimpfte Person anwesend, wird die maximale Anzahl Teilnehmer auf 5 Personen beschränkt.
2G – und Maske oder Schliessung
Kernstück der Vorschläge ist aber die Einführung von 2G. Überall dort, wo heute eine 3G-Zertifikatspflicht herrscht (Kinos, Restaurants, Fitnesscenter), wird 2G eingeführt. Ungeimpfte hätten also keinen Zugang mehr. Auch dann soll weiterhin Maske getragen werden müssen. Gegessen und getrunken werden dürfte nur im Sitzen.
Bars, Clubs und Fitnesscenter sollen zudem 2G+ einführen können. Dann bräuchten auch Genesene und Geimpfte zusätzlich einen negativen Covid-Test. Im Gegenzug würde die Masken- und Sitzpflicht entfallen. In einer zweiten Variante würden Orte, wo die Maskenpflicht nicht durchsetzbar ist (etwa Restaurants, Bars und Fitnessclubs) ganz geschlossen.
Teil-Lockdown nicht ausgeschlossen
Dass der Bundesrat nun doch auf 2G setzt – was er vor einem Monat noch abgelehnt hatte –, verwundert. Berset gab selbst zu, das nicht kommen gesehen zu haben. «Ich hätte nie gedacht, dass wir schon Mitte Dezember einen so hohen Druck haben werden.»
Der Bundesrat wolle Schliessungen verhindern, betonten sowohl der Gesundheitsminister wie auch Bundespräsident Guy Parmelin (62). «Gerne hätte ich zu Ende meines Präsidialjahrs das Ende der Pandemie und aller Massnahmen verkündet, leider ist nun das Gegenteil der Fall», so Parmelin. Schliessungen und eine Homeoffice-Pflicht seien nicht mehr ausgeschlossen.
«Wir wollen möglich allen Menschen in der Schweiz ruhige Festtage ermöglichen», so Parmelin. «Dafür ist es noch nicht zu spät.»
Die Kantone haben nun bis am Dienstag, 14. Dezember, Zeit, dazu Stellung zu nehmen. Wann der Bundesrat definitiv über die vorgeschlagenen Massnahmen entscheiden wird, ist noch unklar.
Medienkonferenz Bundersat 10.12.2021