Scharen von Fähnchen schwingenden Landsleuten empfingen den chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang vor einer Woche bei seinem Schweiz-Besuch in Wallisellen ZH. Kurz zuvor war er in Kloten ZH gelandet, begrüsst von Bundespräsidentin Viola Amherd.
Ein Grossaufgebot der Kantonspolizei Zürich sorgte dafür, dass keine Passanten in die Nähe des hohen Gastes gelangten, doch die chinesische Empfangsdelegation – zumeist junge Leute – durfte sich im weiträumig abgesperrten Provinzbahnhof frei bewegen und direkt am Perron Spaliere bilden.
Organisierter Jubel
Wie von Geisterhand gesteuert, standen sie bereit – zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Obwohl ausser Sicherheitskräften und Angehörigen der Delegationen nur wenige Eingeweihte wussten, wann und wo Amherd und Qiang den Sonderzug nach Bern besteigen würden.
Die chinesische Seite hatte den Empfang offenbar minutiös vorbereitet. So waren nicht nur mehrere Dutzend begeisterter Chinesen in Wallisellen mit Schweiz- und China-Fähnchen ausgestattet, unübersehbar hatte man an einer Wand sogar eine riesige chinesische Flagge befestigt.
Weshalb durften Qiangs Landsleute ans Bahngleis treten und wie kamen sie überhaupt in diese abgeriegelte Zone?
Für die Sicherheit des Gastes in Wallisellen war die Kantonspolizei Zürich zuständig. Sprecher Alexander Renner erklärt den grossen Aufmarsch von Chinesen in einem Sektor, wo sich sonst niemand aufhalten durfte: «Die Personen innerhalb der abgesperrten Zone, die nicht zum Sicherheitsdispositiv gehörten, waren Angehörige der chinesischen Delegation oder Gäste des chinesischen Generalkonsulats.»
Chinesische Botschaft hält sich bedeckt
Chinas Botschaft in Bern lässt alle Fragen danach unbeantwortet, wie viele Gäste nach Wallisellen eingeladen und wie sie rekrutiert wurden. Ein Schweizer China-Kenner sagt, zumeist seien es wohl Studierende, vereinzelt auch hier tätige chinesische Fachkräfte gewesen. In der Schweiz aktive chinesische Organisationen und Studierendenverbindungen hätten sie vermutlich der Botschaft vermittelt.
Die paradoxe Situation, dass die Schweizer Seite aus Sicherheitsgründen möglichst nichts über die Reiseroute eines hohen Gasts preisgebe, während die chinesische Botschaft dort jubelnde Landsleute aufbiete, habe schon beim Staatsbesuch von Präsident Xi Jinping im Jahr 2017 Verwirrung gestiftet. Damals war der Bundesplatz in Bern abgesperrt, dennoch konnte sich eine Gruppe von Chinesen dort versammeln und Fahnen schwingen, gemeldet als Gäste der offiziellen Delegation.
Nicht nur am vergangenen Sonntag in Wallisellen, auch am Montag in Bern standen viele chinesische Landsleute am Strassenrand Spalier, als Ministerpräsident Li Qiang vom Landsitz Lohn zurückchauffiert wurde – obwohl Route und Zeitplan des Trosses nicht breit kommuniziert worden waren.
Die Sprecher von Bundespräsidentin Viola Amherd und Aussenminister Ignazio Cassis halten fest, dass das Bundesamt für Polizei zusammen mit den Kantonspolizeien von Zürich und Bern die Sicherheitsdispositive in Wallisellen und Bern aufgezogen haben.