Erste Corona-Impfungen schon im Januar
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Berset macht Swissmedic Beine
Erste Corona-Impfungen schon im Januar

Überall wird eine Corona-Impfung auf Anfang 2021 erwartet. Nur in der Schweiz soll es noch Monate dauern. Jetzt aber hat Bundesrat Alain Berset die Zulassungsbehörde in die Pflicht genommen und gesagt: «Wir beginnen im Januar mit Impfen.»
Publiziert: 27.11.2020 um 00:08 Uhr
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Aktualisiert: 05.12.2020 um 16:21 Uhr
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Andere Länder starten dieses Jahr mit Impfungen. Die Schweiz wartet zu.
Foto: imago images/Laci Perenyi
Fabian Vogt

Wann zündet die Schweiz den Impfturbo? In der EU beginnen die Corona-Impfungen Anfang Jahr, in den USA und Grossbritannien noch vor Weihnachten. In der Schweiz dagegen gibt es noch nicht einmal einen Impfplan! Das Bundesamt für Gesundheit sagt Anfang der Woche: «Wir geben in den kommenden Wochen einen Einblick in die Grundzüge der Covid-19-Impfstrategie.» Eine Impfung sei im ersten Halbjahr 2021 zu erwarten. Warum dauert es bei uns so lange?

Um impfen zu können, sind zwei Grundvoraussetzungen nötig: Die Arzneimittel müssen zur Verfügung stehen. Und die zuständige Behörde (Swissmedic) muss die Impfung in der Schweiz zugelassen haben.

Impfungen sind da, Zulassung nicht

Die erste Bedingung ist erfüllt. Pfizer hat mitgeteilt, erste Medikamente bereits Stunden nach der Genehmigung (in den USA) liefern zu können, andere Hersteller sind nicht weit dahinter. Das BAG hat Verträge über 12,8 Millionen Impfdosen abgeschlossen und sagt, die Schweiz soll laut den Unternehmen gleichzeitig beliefert werden wie die grösseren, wirtschaftlich interessanteren Märkte.

Zum Klotz am Bein wird die Zulassung. Während andere Länder den Impfstoff auf den Markt bringen wollen, bevor er fertig getestet wurde, will die Schweiz so lange warten, bis sämtliche Tests vorschriftsgemäss durchgeführt worden sind. Damit soll sichergestellt werden, dass eine Impfung erst eingeführt wird, wenn die Wirkung die Nebenwirkungen aufwiegt: «Trotz der hohen Dringlichkeit, einen wirksamen Impfstoff gegen das neue Coronavirus einsetzen zu können, hat für Swissmedic die Sicherheit der Schweizer Bevölkerung oberste Priorität», sagt die Behörde.

«Ich finde das peinlich»

Dieses Vorgehen sorgt für Unruhe und Unverständnis. «Ich finde das peinlich», sagt Nationalrat Jörg Mäder (45, GLP) zu BLICK. «Es kann ja nicht sein, dass die anderen Zulassungsbehörden allesamt schludrig arbeiten.» Bei einem solchen Virus, das das gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben lähme, müsse schneller gehandelt und Ausnahmen gemacht werden. «Nächste Woche ist wieder Session. Wir Volksvertreter sind bereit, für dieses Thema Traktanden über den Haufen zu werfen. Der Bundesrat weiss, mit wem er reden kann.» Es sei aber leider grundsätzlich so, «dass der Bund, insbesondere das BAG, bei Medikamentenzulassungen sehr oft bremst».

Nationalrat Lorenz Hess (59, CVP) sieht das anders. «Es ist gut, dass in der Schweiz gründlicher und besser kontrolliert wird. Man stelle sich vor, in ein paar Monaten kommt heraus, dass in den Zulassungsphasen etwas nicht richtig lief und der Impfstoff Mängel aufweist.» Dann wäre das ohnehin schon nicht riesige Vertrauen in eine Impfung vollständig weg.

Langzeitdaten fehlen auch im Frühling

Was bei einer schnellen Zulassung fehlt, sind Langzeitdaten. Nur: Diese wird es auch nicht geben, wenn in der Schweiz erst im Frühling 2021 geimpft wird. Normalerweise dauert die Prüfung neuer Impfstoffe mehrere Jahre. Produkte, die nun auf den Markt kommen, wurden innert weniger Monate entwickelt. Darum werden Antworten offen bleiben: Beispielsweise, ob die Impfung auch Übertragungen oder nur gewisse Erkrankungen verhindern kann. Oder wie sich die Wirkung verändert, wenn das Virus mutiert.

Auch die Schweiz muss diverse Fragen klären. Die Impfung ist gratis, das hat Bundesrat Alain Berset (48) am Donnerstag klargemacht. Aber wie teilen sich Bund, Kantone und Krankenkassen die Kosten auf? Wie sieht die Verteilung aus? Welche Impfquote wird angestrebt? Und: Wer haftet, falls nicht alles läuft wie erhofft?

Berset macht Dampf

Die anderen Länder sind sich dieser Risiken auch bewusst, der Vorwärtsgang ist trotzdem eingelegt. Das Bewusstsein ist da, dass in dieser ausserordentlichen Situation einmal mehr ausserordentliche Massnahmen gefordert sind. Die Schweiz kann das, das hat sie im Frühjahr bewiesen.

Jetzt macht auch der Bundesrat Dampf. Berset spricht der Zulassungsbehörde ins Gewissen: «Bei Swissmedic ist man sich darüber im Klaren, dass es keine Weihnachtsferien gibt.» Und: Von einem Impfstoff erst im ersten Halbjahr ist plötzlich keine Rede mehr. Berset sagt, dass die ersten Impfdosen bereits im Januar verfügbar sein sollen. Massenimpfungen hingegen dürften erst im Frühjahr möglich sein – aber das ist auch in anderen Ländern der Fall.

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