Hier spricht der Corona-Skeptiker-Arzt
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An einer Medienkonferenz:Hier spricht der Corona-Skeptiker-Arzt

Berner Chirurg wütet gegen Corona-Massnahmen
«Verweigert das Testen, das Impfen, das Maskentragen»

Ein Arzt aus Bern verbreitet Verschwörungstheorien und macht Stimmung gegen die Corona-Schutzmassnahmen. Nun hat der Kanton eine Untersuchung eingeleitet.
Publiziert: 05.09.2021 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 05.09.2021 um 13:21 Uhr
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Doktor K. ist Chirurg, Sportmediziner – und radikaler Corona-Skeptiker.
Foto: Screenshot Youtube
Fabian Eberhard

Doktor K.* ist Chirurg, Sportmediziner – und radikaler Corona-Skeptiker. Am 24. Juli rief er in einem öffentlich einsehbaren Facebook-Eintrag zum Widerstand auf: «Es bleibt nur noch der konsequente Ungehorsam gegenüber den völlig krankhaften Corona-Massnahmen. Verweigert das Testen, das Impfen, das Maskentragen.» All dies diene nur den «wahnhaften Machtgelüsten einer kleinen Weltelite», die ihre «eugenistischen Weltherrschaftsphantasien» befriedigen wolle. Noch sei es möglich, so der Chirurg, diese «Parasiten» zu stoppen.

Wer ist dieser Mann? Und sind solche Äusserungen mit seiner Arztlizenz vereinbar?

Privatklinik distanziert sich

K. betreibt eine eigene Praxis und arbeitet als Belegarzt in einer Privatklinik in Bern. Die Klinik ist Teil des Swiss Medical Network, der zweitgrössten Privatklinikgruppe der Schweiz. Dort zeigt man sich über den Skeptiker-Chirurgen irritiert. K. führe in der Klinik «nur vereinzelte Operationen» durch, sagt Sprecherin Sandra Neeracher Lauper. «Wir hatten bislang keine Kenntnis von seiner kritischen Einstellung zum Thema Covid.» Obschon es ihm zustehe, seine eigene Meinung zu äussern, distanziere man sich klar von seinen Behauptungen. «Wir unterstützen die Bemühungen der Behörden auf Bund- und Kantonsebene, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen, und setzen die entsprechenden Auflagen strikte um.»

Der Facebook-Eintrag von Doktor K. ist kein einmaliger Ausrutscher. Erst vor einer Woche doppelte er auf derselben Plattform nach: Die Impfung sei «gefährlich, unwirksam und unnötig». Das Covid-Zertifikat ein «Verbrechen an der Menschheit».

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Wie weit darf ein Arzt mit seiner Meinung gehen?

K. ist Gründungsmitglied des massnahmekritischen Netzwerks Aletheia (altgriechisch für «Wahrheit»). In dieser Funktion trat er wiederholt in der Öffentlichkeit auf und verharmloste das Coronavirus. An einer Medienkonferenz Ende Mai in Bern warnte er vor einer «Gesundheitsdiktatur». Entgegen wissenschaftlichen Erkenntnissen behauptete er, dass sämtliche Massnahmen «nachweislich mit hoher Evidenz» keine Auswirkungen auf das Virus- und Erkrankungsgeschehen hätten. Auch gebe es keine Belege für die Wirksamkeit der in der Schweiz zugelassenen Corona-Impfstoffe gegen schwere Erkrankungen. Und: Die Maske sei ein «perfektes Hilfsmittel zur Aufrechterhaltung der Angst».

Die Aussagen von Doktor K. werfen die Frage auf, wie weit ein Arzt gehen darf. Hat er aufgrund seiner Berufslizenz nicht eine faktenbasierte Informationspflicht?

Im Beruf hält er sich an die Regeln

Von SonntagsBlick konfrontiert, antwortet der Berner Chirurg mit langen E-Mails und wirren Theorien über WEF-Gründer Klaus Schwab (83) und Microsoft-Chef Bill Gates (65). Seine Äusserungen gegen die Schutzmassnahmen würden sich «nur auf die Lebenssituation ausserhalb von Gesundheitsstrukturen wie Spitäler, Kliniken oder Arztpraxen» beziehen. In medizinischen Einrichtungen seien Vorsichtsmassnahmen Pflicht.«Da halte ich mich strikt an die Hygiene-Regeln.» Auf der Strasse, auf den Plätzen, in den Einkaufsläden und im privaten Bereich hingegen seien sämtliche Massnahmen «unnütz und deshalb unnötig».

Seine Einträge auf Facebook seien «sicher hart und emotional geschrieben». Er will sie allerdings als Privatperson verfasst haben. Mit seinem Arztberuf hätten sie nichts zu tun. Er nehme damit das Recht der freien Meinungsäusserung im Freundeskreis in Anspruch. Mittlerweile sind die Einträge von K. so eingestellt, dass sie nur noch für seine Facebook-Freunde sichtbar sind. Gelöscht hat er sie bis heute nicht.

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Untersuchung im Gange

Die Aufsicht über die Berufslizenzen der praktizierenden Ärzte liegt bei den Kantonen. Das Berner Gesundheitsdepartement will nun abklären, inwiefern die Aussagen des Arztes mit den Berufspflichten zu vereinbaren sind. Sprecher Gundekar Giebel sagt: «Wir werden die Angelegenheit untersuchen und bei einem allfälligen Verstoss Massnahmen treffen.»

Das Bundesgesetz über die universitären Medizinalberufe sieht bei einer Verletzung der Berufspflichten eine breite Palette von Sanktionen vor, von einer Verwarnung über eine Busse bis hin zum Entzug der Berufsausübungsbewilligung. Letzteres allerdings nur in Extremfällen.

Zu dieser drastischen Massnahme griff der Kanton Luzern im letzten März: Die Gesundheitsdirektion entzog einem Arzt aus Ebikon vorsorglich die Bewilligung. Dies, nachdem er sich wiederholt kritisch gegenüber den Schutzmassnahmen geäussert, Patientinnen und Patienten vom Maskentragen dispensierte hatte, ohne sie davor getroffen zu haben, und er in seiner Praxis keine Maske getragen hatte.

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Verschiedene Berufslizenzen schon entzogen

Der Arzt aus Ebikon gehört wie Doktor K. zu den Gründungsmitgliedern des massnahmenkritischen Netzwerks Aletheia. Unterdessen hat er seine Berufsbewilligung zurück. Seit Mitte Juni darf er wieder als Arzt arbeiten. Er verpflichtete sich gegenüber dem Kanton, sich im Rahmen seiner Berufsausübung als Arzt an die massgebenden rechtlichen Vorschriften zur Bekämpfung der Covid-Pandemie zu halten.

In der Praxis des Ebikoner Arztes arbeitet neu auch der Mediziner R. S.** aus dem Kanton St. Gallen. Auch ihm wurde vorübergehend die Berufslizenz entzogen, weil er die Corona-Pandemie verharmlost hatte. Und auch er gehört zu den Gründungsmitgliedern von Aletheia.

* Name von der Redaktion geändert
** Name der Redaktion bekannt

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