Beim Blick durch die Zeitung auf die eigene Todesanzeige zu treffen, muss ein unangenehmes Gefühl sein. Nikita Tardent (36) aus Tavannes BE ist genau dies passiert. Am Donnerstagabend erschien seine Todesanzeige zuerst auf der Website des «Quotidien Jurassien» und einen Tag später dann auch in der gedruckten Zeitung. Per Zufall blätterte er in der Ausgabe und entdeckte plötzlich sich selbst. Angeblich sei er gestorben.
Er habe es locker aufgenommen, sagt er. Härter traf die Anzeige wohl seine Freunde und Angehörigen. «Ich habe von überall her Hunderte von Nachrichten erhalten», sagt Tardent zum Newsportal Ajour. Daraufhin musste er seinen besorgten Freunden und Familienmitgliedern erst einmal versichern, dass es ihm gut geht.
Wieso jemand Tardent für tot erklären wollte, ist ein Rätsel. «Ich habe keine Feinde», sagt er. Auch die Anzeige wirft viele Fragen auf. Beispielsweise wird darin der Verein DRALpha erwähnt – dieser existiert nicht. Hinzu kommt, dass weder Todesort noch Todesdatum genannt werden. Auch wurden Tardents Vor- und Nachnamen vertauscht.
«Ich habe keine Feinde»
Möglicherweise steckt hinter der Aktion ein Streich eines Hackers. Am Montag schrieb der Täter dem «Quotidien Jurassien» angeblich von Tardents E-Mail-Adresse, um den Preis für eine Todesanzeige anzufragen. Am Folgetag wurde die Anzeige für den kommenden Freitag gebucht.
Sogar ein Bild des 36-Jährigen wurde eingeschickt. Auffällig: Über das Bild verfügte nur Tardent. «Mein Konto und die Daten meines Google-Kontos müssen gehackt worden sein. Ich bin der Einzige, der das Foto aus der Todesanzeige besitzt, welches Mitte der 2000er-Jahre aufgenommen wurde. Es befindet sich in meinem persönlichen Drive», so der Berner.
«Wenn der Hacker aus der Schweiz kommt, sollten die Recherchen schnell zu einer IP-Adresse führen»
Jetzt versucht Tardent den Hacker mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Er hat einen befreundeten Informatiker engagiert, um die Identität des Täters zu ermitteln – bisher allerdings ohne Erfolg. Dennoch bleibt Tardent optimistisch: «Wenn der Hacker aus der Schweiz kommt, sollten die Recherchen schnell zu einer IP-Adresse führen.»
Eine Klage zieht Tardent aktuell nicht in Erwägung. Er sagt: «Ich möchte niemanden anklagen, auch nicht die Zeitung. Ich habe andere, wichtigere Probleme.» Ihm gehe es gut und er sei am Leben. «Das ist die Hauptsache.»
Anders sieht es bei der Zeitung aus, welche die Todesanzeige veröffentlichte. Chefredakteur Rémy Chételat erklärte: «Wir werden nächste Woche die Möglichkeit einer Klage prüfen.» Zudem wurde eine Richtigstellung veröffentlicht. (mrs)