Ueli (34) und Jonathan Litscher (36) haben ein Herz für Afrika
Berner Brüder boten der Pandemie die Stirn

Menschen in Afrika helfen – das ist ihr Ziel. Der Berner Ueli Litscher (34) gibt den Leuten dafür einen Korb und sein Bruder Jonathan Litscher (36) füllt ihn auf Wunsch mit getrockneten Mangos. Doch dann kam die Corona-Pandemie.
Publiziert: 20.06.2021 um 17:56 Uhr
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Aktualisiert: 20.06.2021 um 17:57 Uhr
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Sie haben ein Herz für Afrika: Jonathan (36, l.) und Ueli Litscher (34) aus Bern.
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita

Getrocknete Mangos und geflochtene Körbe haben eines gemeinsam: Sie sollen Leuten in Armut ein besseres Leben schenken. Die Berner Unternehmer-Brüder Ueli (34) und Jonathan Litscher (36) haben je ein Start-Up gegründet, um afrikanischen Familien zu einem geregelten Einkommen zu verhelfen. Doch die Corona-Pandemie hat die wohltätigen Firmen fast in den Ruin getrieben.

Jonathan Litscher, der für sein Herzensprojekt «We Are Nyanja» sogar seine Karriere bei einer Grossbank in London aufgab, produziert in Mosambik getrocknete Mangos. Dafür kauft er den Leuten, die neben ihren Hütten Mango-Bäume stehen haben, ihre Früchte zu fairen Preisen ab – und trocknet sie vor Ort in einer selbstgebauten Fabrik. Dies sei schon ohne eine weltweite Pandemie eine Herausforderung: «Wir arbeiten in den abgelegensten und ärmsten Regionen der Welt. Die Distanzen sind riesig und die Strassen sehr schlecht, Netzstrom gibt es nicht.» Irgendwie klappe es aber immer - normalerweise.

Mangos verrotteten wieder am Boden

Doch dann kam Corona. Der junge Unternehmer musste deswegen die Produktion eine Zeit lang komplett ausfallen lassen. Ein herber Schlag. «Ein wichtiger Grund war, dass ich nicht mehr hinfliegen konnte», sagt er zu Blick. Er sei nämlich während der Produktionsphase immer vor Ort: «So kann ich sicherstellen, dass alles funktioniert und die Qualität zu 100 Prozent stimmt. Mit über 40 Angestellten ist der Betrieb schon recht anspruchsvoll.»

Dieser Ausfall führte zu einem unschönen Bild vor Ort: Die Mangos verrotteten laut Litscher am Boden. «Dies war ja der Grund, weswegen ich dieses Start-up gegründet habe. Ich habe bei einer Reise die wertvollen Früchte am Boden gesehen. Gleichzeitig erlebte ich die tiefe Armut der Menschen. So kam ich auf die Idee, dass ich ihnen mit den bereits vorhandenen Ressourcen helfen könnte», so der Familienvater.

Absatzkanäle brachen zusammen

Auch sein Bruder Ueli Litscher hat mit seiner Firma «WomenCraft» im Nordwesten von Tansania stark unter der Pandemie gelitten. «Viele unserer 600 Flechterinnen leben in Flüchtlingslagern. Wir wollen ihnen helfen, von ihrem traditionellen Kunsthandwerk besser zu leben. Das alles stand plötzlich in Frage», erinnert sich Ueli Litscher, der bis vor Kurzem in Afrika gelebt hat, an den Rückschlag. «Unser Hauptgeschäft waren bis zu diesem Zeitpunkt die Weihnachtsmärkte und Messen, die wurden aber alle abgesagt.»

Immerhin: Seine Produktion lief weiter. Jedoch hätten die Arbeiterinnen neuerdings nicht mehr in den Flechtzentren, sondern daheim geflochten. Dies habe die Koordination sehr erschwert. «Zudem wurden plötzlich die Landesgrenzen geschlossen und wir konnten nicht mehr exportieren. Im weltweiten Lockdown brachen dann auch noch unsere Absatzkanäle zusammen», so der studierte Entwicklungshelfer.

Start-ups haben sich erholt

Es galt zu handeln: Ueli Litscher setzte verstärkt auf den Online-Verkauf. Da Körbe derzeit sehr angesagt seien, laufe dieses Geschäft gut. Mittlerweile sagt der Gründer sogar: «Mit unserem Shop stehen wir heute im Verkauf sogar besser da als noch vor der Pandemie.»

Auch das Mango-Business habe sich dank einer neuen Online-Strategie wieder erholt. Die beiden Gründer sehen daher nun das Positive: «Das letzte Jahr war extrem hart. Aber wenn wir sehen, dass Leute dank unseren Projekten auf Matratzen schlafen können, anstatt auf dem Erdboden, wissen wir, dass sich die Mühe lohnt.»

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