Auf einen Blick
- Etwa 200 Menschen gedachten der Opfer des Hamas-Angriffs in Bern
Die Veranstaltung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt
- In Genf forderten fast 500 Personen die Freilassung der verbleibenden Geiseln
- Antisemitismus angestiegen, Kinder müssen sich rechtfertigen
Am Sonntag haben auch in der Schweiz zahlreiche Menschen der Opfer des Hamas-Angriffs vor einem Jahr gedacht. In der Berner Synagoge waren es rund 200 Personen, bei der Uno in Genf knapp 500. Am Montag folgen Anlässe in weiteren Schweizer Städten.
Für die Menschen in Israel sei das Leben seit dem Terrorangriff auf den Kopf gestellt. Dies sagte Ralph Friedländer, Präsident des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), in der Berner Synagoge. Aber auch für die Jüdinnen und Juden in der Schweiz habe sich das Leben grundlegend verändert.
Kritik an Medien
Der Antisemitismus sei massiv angestiegen. «Sogar unsere Kinder müssen sich in der Schule und an der Universität für einen Krieg rechtfertigen, mit dem sie nichts zu tun haben.» Das sei inakzeptabel.
Die Jüdinnen und Juden seien mit einer noch nie erlebten Welle des Antisemitismus konfrontiert. Es sei naheliegend, dass die Darstellung Israels in vielen hiesigen Medien zu dieser Situation beigetragen habe.
Schlimm seien auch die zahlreichen Sympathiekundgebungen für die Täter und die fehlende Bereitschaft, die Terroranschläge zu verurteilen, sagte Friedländer. Das erschwere den Dialog ungemein.
Staatssekretär vertrat den Bundesrat
Der Antisemitismus nehme weltweit zu, wenn der Nahe Osten in Flammen aufgehe, sagte Staatssekretär Alexandre Fasel als Vertreter des Bundesrats. Was sich auf der geopolitischen Ebene abspiele, sei das eine, antisemitische Handlungen seien das andere.
Für die Gewalttaten, Aggressionen, Drohungen und Beleidigungen, denen auch Schweizer Juden ausgesetzt seien, gebe es keine Rechtfertigung. «Dass sich unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger im Jahr 2024 unsicher fühlen müssen, ist schlicht inakzeptabel.»
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Die Schweiz werde ihre Bemühungen für eine friedliche Zukunft im Nahen Osten fortsetzen, versicherte Fasel. Es brauche einen politischen Prozess in Richtung der Zwei-Staaten-Lösung. Diese biete die einzige Grundlage für einen nachhaltigen Frieden.
«Kampf um die blosse Existenz»
Der 7. Oktober sei schon ein Jahr her, «aber seither erleben wir diesen Alptraum jeden Tag aufs Neue», sagte Israels Botschafterin Ifat Reshef. Die israelische Gesellschaft sei immer noch daran, sich zu erholen und zu heilen, und zugleich müsse sie um ihre Zukunft kämpfen und um die blosse Existenz ihres Landes.
Reshef übte scharfe Kritik an all jenen, die sich dafür entschieden hätten, «die Extremisten zu beschwichtigen und das Recht Israels auf Selbstverteidigung zu ignorieren». Israel sei entschlossen, alles Notwendige zu tun, um das verlorene Gefühl der Sicherheit wieder herzustellen.
Die Veranstaltung fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Im Umfeld der Synagoge blieb es ruhig, wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete.
Weitere Veranstaltungen am Montag
Die fast 500 Personen, die sich in Genf versammelten, forderten die Freilassung der 101 Geiseln, die noch von der islamistischen Hamas festgehalten werden. Mehrere Redner prangerten auch den Anstieg des Antisemitismus an.
Sie hätte «niemals gedacht», dass sie ein Jahr später noch hier sein würde, sagte Nurit Braun im Namen des Kollektivs 7 – Schweiz. Auf dem Platz der Nationen waren Fotos der 101 Geiseln, die noch in Gaza sind, ausgestellt. Ebenso Bilder von etwa 370 jungen Menschen, die beim Musikfestival Nova vor einem Jahr getötet worden waren.
Am Montag, dem Jahrestag des Angriffs, folgen weitere Kundgebungen in Schweizer Städten – unter anderem in Zürich.
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