Daniel Eymann (51) wurde von Rocker-Gang verprügelt
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Verfolgt bis zur Polizeiwache:Daniel Eymann (51) wurde von Rocker-Gang verprügelt

Töff-Gang bremste Daniel Eymann (51) aus und ging auf ihn los
«Sie prügelten mich ohnmächtig!»

Ein harmloses Überholmanöver endete im Sommer 2016 in Thun BE mit einer brutalen Attacke: Daniel Eymann (51) wurde von einer Töff-Gang aus dem Auto gezerrt und bis zur Bewusstlosigkeit verprügelt. Nun stehen vier Biker vor dem Regionalgericht Oberland.
Publiziert: 23.03.2022 um 00:19 Uhr
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Aktualisiert: 23.03.2022 um 08:46 Uhr
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Daniel Eymann geht es heute wieder gut, doch seine Lebenspartnerin und deren beeinträchtiger Sohn seien noch immer traumatisiert von der Attacke.
Foto: Luisa Ita
Luisa Ita

Gefährlich ausgebremst, hartnäckig verfolgt und brutal attackiert: In Thun BE müssen sich seit Dienstag vier Mitglieder einer Töff-Gang vor Gericht verantworten, da sie nach einer Prügel-Attacke im Jahr 2016 ihre Strafbefehle mit bedingten Geldstrafen sowie Bussen nicht akzeptiert haben. Die Männer im Alter zwischen 27 und 39 Jahren werden dafür unter anderem des Angriffs, der Drohung, der Sachbeschädigung sowie der Nötigung beschuldigt. Auch sollen sie grob die Verkehrsregeln verletzt haben.

Vor Gericht schweigen die schweren Jungs, die zumindest optisch jedes Rocker-Klischee erfüllen und teilweise vorbestraft sind. Einer von ihnen meinte zu Blick bloss: «Ich kann hierzu gar nichts sagen, ich war ja nicht dabei.» Die anderen Beschuldigten kenne er nicht wirklich, nur «vom Sehen».

Töff-Rocker bremsten Autos aus

Das Drama nahm seinen Lauf im August 2016. Müde von einem anstrengenden Zügel-Tag bei Freunden im Wallis wollte Daniel Eymann (51) aus Wimmis BE einfach nur noch heim. Als der beeinträchtigte Sohn seiner Partnerin zur Toilette musste, hielt die Familie kurz vor Frutigen BE rasch an.

«Da haben wir die Motorrad-Gang zum ersten Mal gesehen, es waren etwa 30 Fahrer», erinnert sich der Lokführer. Auf der Autobahn seien sie den Bikern dann erneut begegnet. «Sie sind auf die linke Spur gefahren und haben die Autos hinter sich auf etwa 80 km/h heruntergebremst.» In seiner Verfassung sei er schnell ungeduldig geworden und habe nicht lange gezögert: «Die rechte Spur war leer, und ich habe mich dann als Erster gewagt, einfach rechts an den Motorradfahrern vorbeizufahren.»

Seitenspiegel bei voller Fahrt abgetreten!

Das sei ein Fehler gewesen. «Genau darauf haben sie gewartet, dass das einer tut», berichtet Eymann weiter. «Das ist ihre Masche, hat man uns nachher auch bestätigt. Das war ein abgekartetes Spiel.» Von da an sei es losgegangen mit Provokationen: «Die haben uns in voller Fahrt mit 120 km/h auf der Autobahn gegen das Auto getreten und so den Seitenspiegel abgebrochen.» Zudem hätte die Gang den Skoda Roomster versucht auszubremsen, es sei zu gefährlichen Manövern gekommen.

«Meine Partnerin hat auch versucht, die Töff-Fahrer zu fotografieren. Aber es war dunkel draussen, und darum ging das Blitzlicht an, das haben die natürlich gesehen», erzählt der Berner, der selbst auch ein eingefleischter Motorradfan ist. Zudem habe er den aufsässigen Motorradfahrern den Stinkefinger sowie die Faust gezeigt. «Das war ein Fehler. Das hat das Fass dann zusammen mit dem Fotografieren vermutlich zum Überlaufen gebracht.»

Attacke geschah direkt vor Polizeiposten

Aus lauter Angst habe seine Freundin dann den Notruf gewählt. Die Tonaufnahme des Telefonats wurde an der Gerichtsverhandlung am Dienstag auch abgespielt. «Sagen Sie uns, was wir tun sollen», flehte die Frau den Beamten damals am Telefon an. Dieser lotste die Familie zum Polizeiposten in Thun BE. «Wir sind da. Bitte, bitte kommen Sie raus», hörte man die verzweifelte Mutter am Schluss der Aufnahme sagen. Dann waren nur noch Schreie zu hören.

«Ich habe meine Partnerin gerade noch gefragt, wo denn bei ihrem Auto die Zentralverriegelung ist – da flog die Türe schon auf», schildert er die brenzlige Situation direkt vor dem Polizeiposten. «Ich habe mich ans Steuerrad geklammert, und die haben an mir gezerrt.» Insgesamt neun Rocker habe er gezählt – gemäss den Strafbefehlen wurden insgesamt sechs Personen belangt, drei Fahrer seien unbekannt.

Einsatzkräfte stand am falschen Ort bereit

«Einer ist auf mein Bein gesprungen und wollte es mir vermutlich so brechen», berichtet Eymann weiter. Die Tritte gegen den Kopf hätten schliesslich dazu geführt, dass er das Bewusstsein verloren habe. «Als dann die Sirenen ertönt sind, haben sie von mir abgelassen.» Später habe man die mutmasslichen Schläger anhalten können.

Doch warum schritten die Einsatzkräfte bei der Prügel-Attacke unmittelbar vor dem Polizeigebäude nicht sofort ein? «Die Polizisten haben eigentlich eine Strassensperre errichtet, jedoch sind wir dann von der anderen Seite her gekommen, und da stand niemand», führt der Berner aus. «Und man hat uns erklärt, dass die Polizisten auf dem Posten meist nicht bewaffnet oder diensttauglich sind. Die hätten uns gar nicht helfen können.» Sie hätten aus den Fenstern die Tat jedoch gefilmt.

Traumatisches Erlebnis noch nicht verdaut

Daniel Eymann erlitt als einziger körperliche Verletzungen: Ihm seien eine schwere Hirnerschütterung sowie Prellungen zugefügt worden. Für seine Partnerin und deren Sohn mit Down-Syndrom, der damals 22 Jahre alt war, sei es jedoch ein unglaublich traumatisches Erlebnis gewesen: «Sie leiden bis heute unter den Folgen dieser Attacke!»

Dass seine Freundin für den 6500-Franken-Schaden am Auto auch noch auf den 1000 Franken Selbstbehalt sitzen blieb, ist für ihn der Gipfel. Er hofft nun auf gerechte Strafen für die mutmasslichen Prügel-Knaben aus den Kantonen Baselland, Zürich und St. Gallen: «Die gehören für mich in den Knast.»

Das Urteil des Regionalgerichts Oberland fällt voraussichtlich am Freitag. Für die vier Beschuldigten gilt die Unschuldsvermutung.


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