Was Yorann Danilo Marques Santos (19) bei seiner Fahrprüfung erlebt hat, werde er noch seinen Enkelkindern erzählen, schreibt die Fahrschule Straubhaar in einem aktuellen Facebook-Post. Und damit dürfte sie recht haben, denn der 19-Jährige aus Herzogenbuchsee BE trat vor kurzem zur Fahrprüfung an – nachdem er 30 Minuten zuvor in einen Unfall verwickelt wurde.
Danilo war am Freitag, dem 3. November, bereits mit dem Fahrlehrer im Auto unterwegs zum Verkehrsprüfzentrum Bützberg BE, als ihnen ein Autofahrer hinten reinfuhr. «Wir waren auf einer Tempo-60-Strasse unterwegs, die kurz zuvor noch eine 80er-Strecke war.» Danilo näherte sich einem am Strassenrand stehenden Linienbus, aus dem Passagiere stiegen.
Als der Neulenker gerade zum Überholen ansetzen wollte, begann der Linienbus zu blinken und vor Danilo einzuscheren. Deswegen traten sowohl er als auch sein Fahrlehrer auf die Bremse. «Wir haben keine Vollbremsung gemacht, sind aber auf rund fünf km/h runter.» Zu langsam für den Wagen hinter ihm – es kam zum Crash.
Keine Verletzten, aber auch kein Auto
Glücklicherweise wurde beim Unfall niemand verletzt. Aber Danilos Auto für die Fahrprüfung fiel aus und sein Termin war nur noch 30 Minuten entfernt. «Direkt nach dem Aufschlag war mir etwas sturm und ich dachte: ‹Jetzt muss ich die Fahrprüfung verschieben.›» Das wollte er unbedingt vermeiden.
«Ich war in der Nacht zuvor so nervös, dass ich nicht richtig schlafen konnte.» Am meisten Respekt hatte Danilo vor dem Parkieren. «Das geht, glaube ich, fast allen so.» Gerade deshalb wollte er die Fahrprüfung wie geplant absolvieren. «Ich scheitere lieber und kann sagen: ‹Ich hab 100 Prozent gegeben, aber es hat halt nicht gereicht.›» Doch ohne Auto kann niemand eine Fahrprüfung bestehen.
Alle helfen Danilo
Zum Glück war Danilos Fahrlehrer flexibel. Innert kürzester Zeit stand ein Ersatzwagen bereit und auch die vom Unfallfahrer gerufenen Polizisten zeigten sich gnädig. «Sie haben kurz festgestellt, dass es nicht meine Schuld war, ich musste etwas unterschreiben und dann durften wir weiterfahren.» Das Prozedere nach einem Unfall kann schnell mehrere Stunden dauern.
Obwohl ihn keine Schuld traf, fühlte sich Danilo schuldig. «Hätte ich nicht auch gebremst, wäre der Unfall vielleicht nicht passiert.» Doch sowohl sein Fahrlehrer als auch die Polizisten versicherten ihm das Gegenteil. «Sie meinten, dass man als Autofahrer immer abbremsen können muss, egal in welcher Situation. Und dass der Fahrer hinter uns das nicht gekonnt habe, weil er zu wenig Abstand hatte.»
Der Unfall hatte dann sogar noch etwas Gutes: Danilos Ersatzauto entsprach in der Grösse fast genau dem seines Vaters, mit dem er fleissig geübt hatte. Er bestand seine Prüfung reibungslos. «Ich war beim Fahren sogar noch ruhiger als sonst.» Woran genau das gelegen hat, kann er aber nicht sagen. «Vielleicht hatte ich Glück mit dem Prüfungs-Experten, aber vielleicht lag es wirklich daran, dass ich wegen des Unfalls kurz vor der Prüfung noch so viel Adrenalin in meinem Körper hatte.»