Die Gemeinde Köniz verhaftete diese Woche drei Künstlerinnen der russischen Band Pussy Riot. Grund: Die Politaktivistinnen waren dabei, ein Anti-Kriegs-Graffito an eine Mauer zu sprayen. Tanja Bauer (39, SP) ist Kandidatin fürs Könizer Gemeindepräsidium, die Wahl findet am 25. September statt. SonntagsBlick wollte von ihr wissen, was mit ihr als oberster Könizerin anders gelaufen wäre.
SonntagsBlick: Frau Bauer, in Köniz herrschen Recht und Ordnung. Wie stolz sind Sie, dass Köniz die Künstlerinnen von Pussy Riot festgenommen und ihr Graffito entfernt hat?
Tanja Bauer: Klar braucht es Regeln im öffentlichen Raum. Aber der Entscheid, das Bild, das auf den Ukraine-Krieg aufmerksam macht, zu beseitigen, lässt jegliche politische Sensibilität vermissen. Hier hätte der Gemeinderat sorgfältiger abwägen sollen. Ich persönlich hätte es begrüsst, dieses Statement wäre nicht entfernt worden. Durch das Vorgehen der Behörden ist ein unglücklicher Eindruck von Köniz entstanden.
Köniz sind graue Mauern wichtiger als der Krieg gegen die Ukraine.
Die Bevölkerung und Gemeinde sind sehr solidarisch! Paradoxerweise wurde im Gemeindeparlament just am Montag über das Engagement der Gemeinde in der Ukraine-Krise diskutiert.
Für die Entfernung des Graffito ist Ihr Konkurrent ums Gemeindepräsidium verantwortlich, Verkehrsdirektor Christian Burren von der SVP. Wie sehr schadet ihm die Aktion?
Das müssen die Wählerinnen und Wähler entscheiden.
Pussy Riot sollen eine Busse von 1200 Franken bezahlen. Ihren Wählerinnen und Wählern würde es bestimmt gefallen, wenn Sie diese Busse bezahlen!
Das würde das Vorgehen der Gemeinde nicht rückgängig machen. Ich fände es besser, wenn der Gemeinderat noch einmal über die Bücher geht und die Busse erlässt.