Jetzt dürfen Pussy Riot ihr Graffiti legal sprühen
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Nach Festnahme in Bern:Jetzt dürfen Pussy Riot ihr Graffiti legal sprühen

In Köniz BE gesprayt
400 Franken Busse für Pussy Riot wegen Anti-Kriegs-Graffiti

Wegen eines Graffitis werden drei Mitglieder von Pussy Riot in Köniz verhaftet. Nach ihrer Freilassung erheben sie schwere Vorwürfe gegen die Polizei. Diese verteidigt sich. Pussy Riot müssen derweil 400 Franken Busse zahlen.
Publiziert: 31.08.2022 um 16:52 Uhr
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Aktualisiert: 01.09.2022 um 08:56 Uhr
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Die Bandmitglieder von Pussy Riot wurden zu jeweils 400 Franken Busse verurteilt.
Foto: Twitter/Taso Pletner

Mitten in einer Spray-Aktion werden drei Mitglieder der bekannten russischen Protest-Kollektivs Pussy Riot am Montagabend festgenommen. Sie waren gerade dabei, die Distanz vom Könizer Ortsteil Wabern zum Ukraine-Krieg aufzumalen, als die Berner Polizei auftauchte.

In Handschellen werden die Frauen auf die Wache gebracht und wenige Stunden später wieder freigelassen. Am Dienstagabend dürfen sie dann ganz legal ihr Graffiti an die Wand des Eventlokals Mühle Hunziken aufsprayen.

Die Aktion in Wabern hat aber ein rechtliches Nachspiel. Wie eine der Frauen, Taso Pletner (25), am Mittwoch auf Twitter schreibt, sei jede von ihnen zu 400 Franken Busse verurteilt worden. Dazu postet sie ein Bild des Trios vor dem Berner Polizeiposten.

Diskussion um Leibesvisitation

Davor erhoben die Frauen beim Interview mit Blick schwere Vorwürfe gegen die Polizei. «Die Polizistin hat mir gesagt, ich solle mich komplett ausziehen. Ich wollte das nicht und habe das auch mehrmals gesagt, aber am Ende musste ich es trotzdem tun», sagte Pletner.

Als die Polizei herausgefunden habe, dass sie Mitglieder von Pussy Riot seien, habe sich die Situation schlagartig geändert, sagt sie. «Ich weiss aber nicht, was mit mir passiert wäre, wenn ich eine unbekannte Person wäre. Dabei sind wir hier doch in der Schweiz – ein solches Vorgehen ist nicht normal.»

Die Polizei Bern bestreitet gegenüber Blick, dass sich die Frauen komplett nackt ausziehen mussten. «Im Rahmen der Abklärungen haben wir auch geprüft, ob die Personen gefährliche Gegenstände auf sich tragen. Dabei musste sich nie jemand ganz nackt ausziehen.» Die Frauen hätten die Kontrolle an Stellen, an denen die Polizei sie durchführen wollten, gewährt.

Auch das Abführen in Handschellen sei nicht unüblich. Das bestätigte die Kantonspolizei Bern schon am Dienstag. Vor allem, wenn mehrere Personen transportiert werden müssen, werde wegen der Fluchtgefahr immer wieder auf Handschellen gesetzt.

Neues Graffiti aufgetaucht

Am Mittwoch hatte die Band die Schweiz verlassen. «Wir wollen unsere Nachricht in anderen Ländern weiterverbreiten», sagt Lucy Stein (26). «Wir haben schon mehrere Verhaftungen durchgemacht – und wir sind bereit, weitere Verhaftungen auf uns zu nehmen, damit unsere Botschaft ankommt.»

Am Donnerstagmorgen folgt dann eine Überraschung. Ein Blick-Leser entdeckt das ursprünglich angedachte Graffiti der Band in Wabern. Nach ihrer Aktion wurde das gesprayte Graffiti von den Behörden zunächst entfernt. Für Pussy Riot eine Enttäuschung. «Die anderen Graffitis an der Wand wurden nicht angefasst, nur unseres haben sie entfernt», sagte Marija Aljochina (34) zu Blick. «Weshalb, verstehe ich nicht. Wir haben niemanden verletzt und niemanden beleidigt mit dem Graffito. Es ist nur eine sanfte, kleine Erinnerung an die Wahrheit.» Wer das Bild mit der Kilometeraufschrift jetzt doch fertiggestellt hat, ist unbekannt. (zis/man)

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