Alphornbläser wird von Solidaritätswelle überrollt
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Er will trotzdem nicht zahlen:Alphornbläser wird von Solidaritätswelle überrollt

KV-Stift Jonas Scheidegger (22) spielte im Naturschutzgebiet Alphorn – 171 Franken Busse!
Er lässt sich nicht ins Alphorn jagen

Im März 2021 spielte Jonas Scheidegger aus Biel BE in einem jurassischen Naturschutzgebiet Alphorn – und wurde dafür von der Staatsanwaltschaft gebüsst. Das liess der KV-Lehrling nicht auf sich sitzen und erhob Einsprache – mit Erfolg.
Publiziert: 10.03.2022 um 18:20 Uhr
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100 Franken Busse und 71 Franken Bearbeitungsgebühren – Jonas Scheidegger (22) konnte nicht fassen, dass er fürs Alphornspielen in der Natur bestraft wird.
Foto: Luisa Ita
Carla De-Vizzi

Eigentlich wollte er einfach fröhlich in der Natur musizieren. Der Wildhüter machte Jonas Scheidegger (22) aus Biel BE aber einen Strich durch die Rechnung. Das Problem: Der 22-Jährige befand sich nicht irgendwo auf einer Wiese, sondern in einem Naturschutzgebiet. Und das sei verboten. Das Ständchen, das der KV-Lehrling im März 2021 am Moorsee Étang de la Gruère bei Saignelégier JU zum Besten gab, war damit beendet.

Im Dezember 2021 folgte dann die böse Überraschung. Ein eingeschriebener Brief der Staatsanwaltschaft des Kantons Jura flatterte bei Scheidegger ins Haus. Konkret: ein Strafbefehl. Darin stand, dass der KV-Stift 100 Franken Busse und 71 Franken Bearbeitungsgebühren fürs Alphornblasen im Naturschutzgebiet zahlen sollte. Aber nicht mit dem Bieler. Er ging gegen die Busse vor.

Unzählige Verbote, keines vom Musizieren

Rund ein Jahr nach seinem Ständchen kann der Bieler aufatmen. Der Strafbefehl wurde eingestellt. «Es ist eine riesige Erleichterung, dass ich die Busse nicht bezahlen muss», sagt Scheidegger zu Blick.

Dabei ging es ihm nicht allein ums Geld. All die Reaktionen, die ihn nach der Veröffentlichung im Blick erreicht haben, hätten ihn darin bestärkt, sich zu wehren. «Viele Leute sind auf mich zugekommen und meinten, wie unmöglich es sei, dass ich diese Busse erhalten habe.» Insbesondere, da dem 22-Jährigen nicht bewusst war, dass er etwas Illegales machte, als er sein Alphorn in der Natur auspackte.

Deshalb und auch, da das Musizierverbot nicht ausgeschildert war, hätte die Staatsanwaltschaft nun von der Busse abgesehen. «Vom Pflanzenabreissen bis zum Drohnenfliegen und Grillieren waren unzählige Verbote aufgelistet. Davon, dass es nicht gestattet ist, Musik zu machen, stand aber nichts», so Scheidegger.

Jetzt hat der Alphornbläser gar Aufträge in Spanien

Der Alphornbläser ist davon überzeugt, dass der Strafbefehl auch wegen des öffentlichen Drucks fallengelassen wurde. Seine Geschichte schlug nämlich hohe Wellen. «Menschen aus der ganzen Schweiz haben sich bei mir gemeldet und wollten für mich die Busse bezahlen.» Die SVP Bern habe ihm zudem geholfen, den Text für den Rekurs zu formulieren.

Doch damit nicht genug: Auch Anfragen für Auftritte hätten ihn erreicht – und zwar nicht nur in der Schweiz. «Ich wurde auch angefragt, im Oktober in Spanien aufzutreten, in der Nähe von Alicante», erzählt Scheidegger stolz. Das freut den Musiker besonders. Denn sein Traum ist es, eines Tages vom Alphornblasen leben zu können.

Scheidegger will Gesetz ändern

Obwohl der KV-Lehrling sehr zufrieden ist, dass sein Rekurs erfolgreich war, ist die Sache für ihn noch nicht ganz gegessen. «Ich möchte mich für eine Gesetzesänderung starkmachen, dass Alphornblasen nicht verboten ist.»

Die Befürchtung, die Musik wirke für die Tiere störend, teilt Scheidegger nicht – im Gegenteil: «Wenn ich am Waldrand spiele, scharen sich oft Rehe oder Kühe um mich. Sie lieben die Klänge einfach.» Das Alphorn sei zudem ein Naturinstrument, das den Tieren nicht schade, sondern sie eher beruhige.

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