2008 besass Glenn M. (63) ein Vermögen von rund sechs Milliarden Franken. Hatte die schönsten Gebäude in Grossbritannien, Spanien oder der Schweiz. Heute lebt er in seinem britischen Heimatort Sheffield, in einem Backsteingebäude, dessen auffälligstes Merkmal der Kamin ist, der sich durch die Vorderwand bohrt.
Am 2. Juli muss M. zu einem Pfändungstermin auf dem Betreibungsamt Thun BE antraben, berichtet die «Berner Zeitung». Es geht um Schulden in Höhe von 518’425 Franken – die Restforderung aus einem Hypothekarvertrag, den M. vor einiger Zeit mit der UBS abgeschlossen hat.
Wie konnte das passieren? Wie konnte der ehemalige Immobilien-Tycoon in weniger als einem Jahrzehnt derart abstürzen?
Zu viele Immobilien gekauft
2006 gönnte sich M. in Grund bei Gstaad BE ein luxuriöses Chalet. Die «Berner Zeitung» schreibt, M. zahlte dafür mehr als zehn Millionen Franken.
Ein Jahr später zahlte M. sogar 3 Milliarden Franken, um der spanischen Grossbank Banco Santander ihren Hauptsitz abzukaufen. Samt Schulungszentren, Hotels, Restaurants und einem Golfplatz, auf einer Gesamtfläche von 350 Fussballfeldern. Es war der höchste Preis, der bis dato für eine einzelne Immobilie in Europa bezahlt wurde. M. stand trotzdem als Genie da, weil er den Firmenkomplex sogleich wieder an die Bank vermietete und über 40 Jahre 100 Millionen Euro pro Jahr verlangte.
Dann platzte die Blase
Doch ein weiteres Jahr später meldete die US-Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz an. Es war der Beginn der globalen Finanzkrise. Die Immobilienpreise implodierten, das Vertrauen in die Banken war weg, Firmen und Private verloren haufenweise Geld.
M.s Immobilien waren plötzlich nur noch einen Bruchteil wert, seine Einnahmen tiefer als die Kredite. 2012 wurde er von einem Gericht verurteilt, nur noch 500 Pfund (was damals ca. 1000 Franken entsprach) pro Monat auszugeben, bis er seine Schulden bezahlt hatte. Er schaffte es nie.
Chalet wurde zu teuer
2014 meldete seine Firma Konkurs an, vor Gericht kämpfte er dagegen an, dass er auch Privatkonkurs anmelden musste.
Auch das Gstaader Chalet war Teil der Problematik. Um es zu finanzieren, gewährte ihm die UBS ein paar Jahre zuvor einen grosszügigen Hypothekarkredit, bei einem Multi-Milliardär sah die Bank da wohl kein Risiko. Doch nun war M. nicht mehr Milliardär, seine Hypothekarschulden konnte er nicht mehr bezahlen. Im Juni 2018 wurde das Chalet deshalb auf rund 12 Millionen Franken geschätzt und versteigert. Das höchste Gebot kam von einem Mann, der sich als Anwalt M.s Ausgab und 11,67 Millionen Franken bot, berichtet die «Berner Zeitung».
Die halbe Million Franken Anzahlung wurden sofort geleistet, die restlichen 11 Millionen kamen allerdings nie bei der UBS an. Darum kam das Chalet im November 2018 erneut unter den Hammer. Jetzt hatte aber niemand mehr daran Interesse, die Grossbank musste es selber kaufen.
Das Geld dürfte verloren sein
Unterdessen hat die UBS laut Bericht einen Abnehmer gefunden – einen Privatbankier aus Genf. Der Verkaufserlös konnte Glenn M.s Hypothekarschuld bei der UBS aber nicht vollumfänglich tilgen. Die Restforderung aus dem Vertrag – die eingangs erwähnten 518’425 Franken – versucht die Schweizer Grossbank bis heute auf dem Rechtsweg einzutreiben.
Es dürfte beim Versuch bleiben. Zwar droht M. eine Ordnungsbusse, wenn weder er noch ein Vertreter am 2. Juli in Thun erscheinen. Doch er dürfte nicht einmal diese bezahlen können. Britische Gerichte haben über ihn letztes Jahr den Privatkonkurs verhängt. (vof)