Es war eine Karriere mit Turbolader. Doktor mit 28, dann jährlich wechselnde Positionen bei der UBS, immer steil hinauf. Dieser Mann war für Höheres bestimmt, für den Top-Job. Mit 42 hatte er ihn: Marcel Rohner wurde im Juni 2007 der jüngste Konzernchef, den die UBS je hatte.
Die Krönung kam zu früh. Der Aargauer wurde an der Spitze brutal verheizt. Seine Zeit als CEO wurde zum Albtraum. Die UBS hatte sich mit Dutzenden von Milliarden in den US-Hypothekenmarkt eingekauft. Doch Ex-Risikochef Rohner und alle anderen Top-Manager hatten nicht mitbekommen, dass die meisten Papiere Schrott waren.
Unter Rohner wurde die UBS von der Vorzeigebank zum Sanierungsfall. Sie verbrannte über 50 Milliarden Franken, brauchte mehrere Kapitalspritzen, im Herbst 2008 musste die Nationalbank sie vor dem Kollaps retten.
Als Krisenmanager heillos überfordert
Selten wurde ein Manager schneller entzaubert. Von Quartal zu Quartal hilfloser, musste er immer neue Milliardenverluste erklären. Im Februar 2009 war Schluss. Rohner wurde von CS-Urgestein Oswald Grübel (77) als UBS-Chef abgelöst – oder besser: erlöst. Rohner mochte ein brillanter Analytiker sein, als Krisenmanager war er heillos überfordert.
Zwölf Jahre später steht Rohner wieder ganz oben. Mittlerweile 56, löst er Herbert Scheidt (70) als Präsidenten der Schweizerischen Bankiervereinigung ab. Der Verwaltungsrat habe ihn einstimmig gewählt, teilte der Verband gestern mit.
Es ist ein Comeback aus heiterem Himmel. Seit seinem Aus bei der UBS spielte Rohner nur noch Nebenrollen in der Wirtschaftswelt. Er baute sich erfolgreich ein zweites Standbein im Immobiliengeschäft auf. Gleichzeitig ist er Verwaltungsrat bei der Genfer Privatbank UBP und bei der Helvetischen Bank.
SVP-Connection mit Helvetischer Bank
Interessant ist dabei vor allem die politische Connection: Gründer und Präsident der Helvetischen Bank ist SVP-Nationalrat Thomas Matter (55), im Verwaltungsrat sitzt auch SVP-Fraktionschef Thomas Aeschi (42).
Im Unterschied zu seinem einstigen Ziehvater Marcel Ospel (†70) hielt sich Rohner mit politischen Voten stets zurück. Auch jetzt hält er sich bedeckt: Er freue sich, «den Finanzplatz voranzubringen und mit einem klaren marktwirtschaftlichen Kompass zu bestmöglichen Rahmenbedingungen beizutragen», wird Rohner in der Mitteilung zitiert.
Die Bankiervereinigung kann von seiner Erfahrung zweifellos profitieren. An der Spitze genügt es aber nicht, solide Arbeit in den Gremien hinter den Kulissen zu leisten. Will er Erfolg haben, muss Rohner tun, woran er bei der UBS scheiterte: gegen aussen klar und deutlich Position beziehen.