Durchbruch in der Forschung
Berner entwickeln nicht ansteckendes Coronavirus im Labor

Durchbruch in der Corona-Forschung – und zwar in der Schweiz. Am Berner Institut für Virologie und Immunologie haben Wissenschaftler das Corona-Spike-Gen entfernt und das Virus somit ungefährlich gemacht. Ein grosser Schritt.
Publiziert: 21.10.2021 um 14:48 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2021 um 16:34 Uhr
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Dem Team von Volker Thiel ist ein Durchbruch in Sachen Corona-Forschung gelungen.
Foto: zvg
Anastasia Mamonova

Den neuesten Corona-Coup landen Forscher aus Bern! Ihnen ist es gelungen, das Virus zu klonen und eine nicht-ansteckende Variante im Labor zu entwickeln. Für die Wissenschaft ist das ein wichtiger Durchbruch.

Konkret konnte das Team von Volker Thiel (54), Abteilungsleiter Virologie am Institut für Virologie und Immunologie (IVI) und Professor an der Uni Bern, das Spike-Gen entfernen. So kann das Virus also nicht an andere Zellen andocken und Infektketten mehr verursachen. «Wir haben quasi dem Tiger die Zähne gezogen», sagt Thiel zu «Tele Bärn».

Ein Jahr lang arbeitete das Team von Thiel zusammen mit Wissenschaftlern der Rockefeller Universität in New York daran, diese Variante mithilfe eines molekularen Klons zu entwickeln, erklärt Volker Thiel gegenüber Blick.

Schluss mit Hochsicherheitslabors

Ein grosser Sprung für die Corona-Forschung. Denn jetzt muss die Arbeit mit dem Virus nicht mehr unter strengen Sicherheitsmassnahmen stattfinden. Der Virologe zu Blick: «Es gibt weltweit nicht sehr viele Hochsicherheitslabors und das limitiert die Forschung an Sars-CoV-2. Mit dem ungefährlichen Virus können nun auch ‹normale› Labors Studien machen.»

In einem Hochsicherheitslabor konnten unter anderem aus Platzgründen keine grossen und hochempfindlichen Geräte installiert werden. Diese sind jedoch bei der Untersuchung von Mutationen von grosser Wichtigkeit. Dank dem Schweizer Corona-Klon ist dies aber nun theoretisch möglich. «Die Arbeit auf einer niedrigeren Sicherheitsstufe muss allerdings erst beantragt werden und wird dann von den Behörden genau geprüft», sagt Thiel.

Im Ausland ist das Interesse an der Berner Forschung gross. «Wir haben schon einige Anfragen bekommen, aus den USA und aus Europa. Das System kann zum Beispiel mittels der geklonten DNA zur Verfügung gestellt werden. Das ermöglicht dann den anderen Labors, die ungefährliche Variante selbst herzustellen.»

Entwicklung wirksamer Medikamente

Der neue Corona-Doppelgänger erlaubt den Forschern, einfacher und ungefährlicher Untersuchungen durchzuführen. Unter anderem könne so die Antikörpermenge, die durch einen Impfstoff gebildet wird, bestimmt werden.

Und damit kann auch die Entwicklung an Corona-Medikamenten beschleunigt werden. «Man kann zum Beispiel die Vermehrung des ungefährlichen Virus in einer Zelle beobachten und vergleichen, ob mit einem Inhibitor die Vermehrung gehemmt wird», sagt Thiel. Ein Inhibitor kann ein Medikament oder eine Vorstufe sein, erklärt der Immunologe.

Theoretisch stehen den Wissenschaftlern nun viele Möglichkeiten offen. Eine Sache ist mit dem Schweizer Klon dann allerdings doch nicht möglich. «Man kann fast alles mit dem ungefährlichen Virus untersuchen, was man auch mit dem gefährlichen Virus untersuchen kann. Ausser zum Beispiel die Verbreitung des Virus über mehrere Zellen. Das ist ja genau der Sicherheitsaspekt, dass aus infizierten Zellen kein infektiöses Virus mehr herauskommt», sagt er.

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