Der Basler Vladimir Cmiljanovic (42) forscht an der Impfung der Zukunft
2 Jahre Schutz vor Corona

Vladimir Cmiljanovic arbeitet in Basel an einem Impfstoff der zweiten Generation. Der Kanton Basel-Stadt und das Unispital investieren je eine Million in den ehemaligen Handballprofi.
Publiziert: 12.10.2021 um 20:33 Uhr
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Aktualisiert: 13.10.2021 um 17:11 Uhr
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Vladimir Cmiljanovic: Serienunternehmer, Impfstoffentwickler – und ehemaliger serbischer Handballnationalspieler.
Foto: zVg
Marc Iseli

Vladimir Cmiljanovic (42) war einst Profi-Handballer und Nationalspieler für Serbien. Jetzt ist er Kreisläufer für die Pharmaindustrie. Das Ziel des Medizinalchemikers und Serienunternehmers: die Coronapandemie beenden.

Cmiljanovic arbeitet in Basel an einem Impfstoff der zweiten Generation. Das Projekt ist vielversprechend, aber zurzeit noch in der präklinischen Entwicklung, wie er zu Blick sagt. «Wir haben noch einen langen Weg vor uns.» Ziel sei eine Zulassung im beschleunigten Verfahren bis Ende 2022 oder Anfang 2023.

Sein Impfstoff soll eine verbesserte und verlängerte Immunreaktion bieten. «Wir wollen mindestens zwei Jahre Schutzwirkung erreichen», sagt Cmiljanovic.

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Start-up in Basel

Für die Entwicklung des Impfstoffes hat er ein eigenes Start-up aufgestellt. Der Name: Rocketvax. Das Unispital Basel ist der grösste akademische Partner. Die Bildungsinstitution hat aber auch finanzielle Ressourcen ins Projekt gesteckt. Eine Million Franken habe die Uni gesprochen, so Cmiljanovic.

Den gleichen Betrag hat der Kanton über den Standortförderungsfonds investiert. Der einstige Spitzensportler zieht den Hut vor so viel Engagement. Er spürt aber auch den Druck und die Verantwortung. «Ich habe im ganzen Jahr noch keine Ferien gemacht», sagt Cmiljanovic.

Technisch funktioniert sein Impfstoff ähnlich wie die Impfung gegen Masern, das Poliovirus oder Gelbfieber. Es handelt sich um einen sogenannten Lebendimpfstoff. Er enthält geringe Mengen vermehrungsfähiger Krankheitserreger, die jedoch so abgeschwächt wurden, dass sie die Erkrankung selbst nicht auslösen. Nur in seltenen Fällen können sie zu einer leichten «Impfkrankheit» führen – wie bei den sogenannten Impfmasern.

Bessere Immunantwort

Vom Lebendimpfstoff verspricht sich Cmiljanovic eine bessere Immunantwort. «Das wird dazu führen, dass wir über eine längere Frist und ohne Nebenwirkungen gegen Covid geschützt sind», sagt er auch im Interview mit dem Branchenportal «Medinside».

Aktuell werden in der Schweiz allen voran die beiden mRNA-Impfstoffe von Moderna und Pfizer verimpft. Ihre Wirkung lässt mit der Zeit nach, unter anderem weil das Virus kontinuierlich mutiert und weiterhin mutieren wird. Ein Lebendimpfstoff kann diesem Problem besser begegnen.

So funktioniert mRNA

Die Abkürzung mRNA bedeutet auf Deutsch Boten-Ribonukleinsäure. Sie trägt die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen mit sich und übermittelt den Körperzellen die Information, wie sie ein Virus-Protein herstellen sollen. Sobald dieses im Körper produziert wird, erkennt es das Immunsystem als körperfremd und produziert so Antikörper gegen das Virus. Die Immunantwort bereitet den Körper auf die Bekämpfung des Virus vor.

Nach einer Infektion oder Impfung bildet sich in den Lymphknoten eine spezialisierte Struktur, das Keimzentrum. Hier wird zum Angriff auf die Krankheitserreger geblasen. Keimzentren, die mit mRNA-Impfstoffen stimuliert werden, gingen auch Monate nach der Impfung kaum zurück.

Angst vor Erbgutveränderungen ist unbegründet. Der Zellkern, wo sich das Erbgut befindet, kommt mit dem Wirkstoff nicht in Kontakt. Und: Unser Erbgut besteht aus DNA. Ein Enzym, das RNA (ein Strang) in DNA (zwei Stränge von Erbinformation) umbauen könnte, gibt es in menschlichen Zellen nicht. Die DNA bleibt also unangetastet.

Die Abkürzung mRNA bedeutet auf Deutsch Boten-Ribonukleinsäure. Sie trägt die Bauanleitung zur Herstellung von Proteinen mit sich und übermittelt den Körperzellen die Information, wie sie ein Virus-Protein herstellen sollen. Sobald dieses im Körper produziert wird, erkennt es das Immunsystem als körperfremd und produziert so Antikörper gegen das Virus. Die Immunantwort bereitet den Körper auf die Bekämpfung des Virus vor.

Nach einer Infektion oder Impfung bildet sich in den Lymphknoten eine spezialisierte Struktur, das Keimzentrum. Hier wird zum Angriff auf die Krankheitserreger geblasen. Keimzentren, die mit mRNA-Impfstoffen stimuliert werden, gingen auch Monate nach der Impfung kaum zurück.

Angst vor Erbgutveränderungen ist unbegründet. Der Zellkern, wo sich das Erbgut befindet, kommt mit dem Wirkstoff nicht in Kontakt. Und: Unser Erbgut besteht aus DNA. Ein Enzym, das RNA (ein Strang) in DNA (zwei Stränge von Erbinformation) umbauen könnte, gibt es in menschlichen Zellen nicht. Die DNA bleibt also unangetastet.

«Wir werden hinsichtlich Sicherheit und Wirksamkeit neue Massstäbe setzen», verspricht Cmiljanovic. «Die echten, aber abgeschwächten Viren werden eine Infektion ohne Nebenwirkungen auslösen und dazu führen, dass das Immunsystem neutralisierende Antikörper und Immunzellen produziert. So wird das Immunsystem optimal trainiert, damit es bei einer echten Infektion bereit für den Kampf ist. Historisch gesehen waren das immer die besten Impfungen.»

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Dosierung bestimmen

Aktuell läuft die Forschung an Mäusen und anderen Tieren. Die optimale Dosierung ist noch nicht bestimmt. Die Tests sähen aber positiv aus. «Damit erreichen wir einen Meilenstein. Der zweite Meilenstein ist die Produktion. Wir wollen die ganze Welt mit dem Impfstoff beliefern.»

Die ersten Studien mit Menschen starten im nächsten Frühjahr. Läuft alles nach Plan, könnte bereits für Ende 2022 ein Zulassungsantrag formuliert werden. Und wenn die Behörden dereinst grünes Licht geben sollten, will sich Cmiljanovic als Erster mit seinem Stoff impfen lassen.


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