Das ganze Dorf steht vor einem Rätsel
14 Mio Liter Trinkwasser in Arni BE verschwunden – Diebe?

40 Prozent des bezogenen Trinkwassers ist nie in Arnis Haushalten angekommen. Der Gemeinderat des knapp 1000-Seelen-Dorfes will der Ursache auf den Grund gehen.
Publiziert: 25.03.2021 um 13:29 Uhr
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Aktualisiert: 25.03.2021 um 14:14 Uhr
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Hat jemand Wasser in Arni BE abgezapft?
Foto: ZVG

Die Berner Gemeinde Arni hatte letztes Jahr 35 Millionen Liter Trinkwasser vom Gemeindeverband Wasserversorgung Arni-Landiswil-Lauperswil bezogen. Bei den Bewohnern und Bewohnerinnen kamen aber nur 21 Millionen Liter an. Von den restlichen 14 Millionen fehlt jede Spur, wie die «Berner Zeitung» schreibt.

Der finanzielle Schaden hält sich mit 4200 Franken in Grenzen, dennoch bereitet der Wasserverlust dem Gemeinderat Alfred Bolliger Sorgen.

Lecks und Feuerwehreinsätze

Dass nicht jeder Tropfen Wasser am Bestimmungsort ankommt, ist normal. Gemäss den Zahlen des kantonalen Amts für Wasser und Abfall betrug der Verlust im Kanton Bern im Jahr 2019 15 Prozent. Laut Fachbereichsleiter Stefan Mürner seien fünf bis zehn Prozent ein guter Wert.

Doch wie geht Wasser verloren? Man unterscheidet zwischen physischem und administrativem Verlust. Zum ersten gehören Lecks, Leitungsbrüche oder Quell- und Reservoirüberläufe. Die Überläufe können mit richtiger Bewirtschaftung gelöst werden. Die Brüche seien laut Mürner leicht zu lokalisieren. «Am heimtückischsten sind die Leckverluste. Diese sind nicht sichtbar und können überall im Leitungsnetz auftreten», sagt er zur «Berner Zeitung».

Wenn beispielsweise die Feuerwehr einen Hydranten anzapft, handelt es sich um einen administrativen Verlust. Denn hier wird Wasser genutzt, aber nicht gemessen. Dazu gehört auch Diebstahl.

Manipulierte Hydranten

In Arni fehlen aber nicht nur ein paar Liter, sondern 40 Prozent des bezogenen Wassers – ein vergleichsweise hoher Wert. Jetzt will Alfred Bolliger allfällige Lecks lokalisieren. Zu diesem Zweck wird das Wasser in einzelnen Gemeindeteilen kurz abgestellt. Wird dort trotzdem ein Verbrauch registriert, könnte ein Leck die Ursache sein.

Anderseits will der Gemeinderat auch die Hydranten kontrollieren. Denn der Brunnenmeister habe bei seiner jährlichen Kontrolle Manipulationen an mehreren Hydranten festgestellt. Ob Diebe für die nicht richtig zugedrehten Ventile verantwortlich sind oder möglicherweise Feuerwehrleute bei ihren Übungen nicht sorgfältig waren, ist unklar. Denn 14 Millionen Liter Wasser seien für einen Diebstahl enorm viel, glaubt Bolliger.

Wasserdiebstahl ist strafbar

Über genaue Zahlen zum Wasserdiebstahl verfügt das entsprechende Amt nicht. Stefan Mürner hält jedoch fest: «Wir wissen, dass dies für die Wasserversorgung immer etwa ein Problem darstellt und entsprechend viel zu häufig vorkommt.»

Klar ist: Wer Wasser illegal entwendet, könnte unter Umständen eine Verschmutzung des Trinkwassers herbeiführen. Wenn der Hydrant nämlich auf falsche Weise angezapft wird, könnte wegen eines Unterdrucks dreckiges Wasser ins Trinkwassernetz fliessen. Ausserdem macht sich der Dieb strafbar. In Arni droht eine Busse von bis zu 5000 Franken. (man)

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