Couvert mit Bargeld eingesteckt, während er am Telefon war
Betrügerin nimmt Schweizer Ex-Topmanager 400'000 Euro ab

Der ehemalige Valora-Boss Reto Hartmann wurde von einer Betrügerin um 400'000 Euro erleichtert. Liliana Lakatos gaukelte dem Geschäftsmann vor, ihm einen Kredit zu gewähren. Dann tauschte sie Geld-Couverts aus.
Publiziert: 10.08.2021 um 14:25 Uhr
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Aktualisiert: 10.08.2021 um 14:40 Uhr
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Die Betrügerin Liliana Lakatos erleichterte Hartmann, als dieser am Telefon war, um 400'000 Euro Bargeld. Im Bild sieht man Hartmann 2005 mit damaligen Nationalrätin Ursula Haller.
Foto: Sabine Wunderlin

Er führte den Kioskkonzern Valora, leitete das Industrieunternehmen Feintool als Konzernchef, ist ein Jurist und erfahrener Manager. Und dennoch fiel Reto Hartmann (64) auf eine Betrügerin rein, die ihn um 400'000 Euro Bargeld erleichterte.

Wie «Der Bund» schreibt, passierte der Vorfall am 15. Oktober 2014. Hartmann leitete damals das Unternehmen United Commodity und benötigte einen Kredit. Eine Frau erklärte sich bereit, ihm 40 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen. Dafür sollte er ihr 400'000 Euro in bar präsentieren. So sollte seine Kreditwürdigkeit bewiesen werden.

Notenbündel beim Schliessfach präsentiert

Dafür begaben sich die beiden zu einem Schliessfach der Berner Regionalbank AEK in Oberhofen BE, wie die Zeitung berichtet. Hartmann holte die gebündelten Banknoten heraus und legte sie anschliessend in ein Couvert, das die Frau mitgebracht hatte. Das Couvert wurde sogleich mit einem Klebeband verschlossen.

Doch bevor Hartmann es zu sich nehmen konnte, klingelte sein Handy. Die Frau nutzte den Moment und tauschte das Couvert mit einem identischen Umschlag aus, während der Mann abgelenkt war.

Die 400'000 Euro steckte sie in ihre Tasche. Das andere Couvert – in dem nur wertloses Papier lag – übergab sie dann Hartmann. Anschliessend stieg sie in ein Taxi und verschwand. Die angekündigte Kredit-Summe von 40 Millionen Euro sah der Geschäftsmann nie.

Hartmann äussert sich nicht zum Fall

Bei der Frau handelt es sich um die damals 44-jährige Liliana Lakatos. Ihre Schwester Lulu Lukatos (60) stand kürzlich vor einem Londoner Gericht, weil sie wegen eines Trickdiebstahls bei einem Juwelier angeklagt und verurteilt wurde. Im Rahmen der Verhandlung wurde auch die Geschichte über ihre Schwester thematisiert.

Warum sich Hartmann auf diesen dubiosen Deal, bei dem er bündelweise Bargeld vorweisen musste, überhaupt einliess, ist unklar. Der Ex-Topmanager liess die Anfragen der Zeitung unbeantwortet.

Die Betrügerin Liliana Lakatos wird nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden. Vor zwei Jahren starb sie bei einem Autounfall in Rumänien. Das belegte ihre verurteilte Schwester vor dem Gericht in London.

Strafuntersuchung im Gange

Dafür interessiert sich die Justiz nun für den Betrogenen selbst. Denn Hartmanns Firma United Commodity soll laut «Der Bund» bei Aktienverkäufen getrickst haben. Mit dem 40-Millionen-Euro-Kredit soll er versucht haben, das Unternehmen zu retten. Erfolglos. Die Firma ging Konkurs und die Zürcher Staatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität steht auf der Matte.

Die Strafuntersuchung wegen Betrugs läuft bis heute, schreibt «Der Bund». Auch die Staatsanwaltschaft in Stuttgart ermittelt wegen des Vorwurfs der Marktmanipulation beim Handel mit United-Commodity-Aktien.

Nur die aus der Geschäftskasse entwendeten und im Anschluss verlorenen 400'000 Euro haben für ihn keine rechtlichen Konsequenzen. (man)

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