Das Ehepaar Schneeberger aus Lupsingen BL bekommt am Donnerstag um 12.45 Uhr einen Anruf. Am anderen Ende befindet sich ein vermeintlicher Beamter der Polizei Baselland, der der Frau am Telefon eine Geschichte auftischt, die sie sofort durchschaut.
Jacqueline Schneeberger (76) gibt ihrem Ehemann zu verstehen, dass es sich beim Anrufer um einen Trickdieb handelt. Jörg Schneeberger (79) alarmiert die Polizei – doch die lässt auf sich warten.
Rentnerin durchschaut List
Der «bz Basel» schildert die Renterin das Märchen der Diebe, das sie am Telefon zu hören bekommt hat: Die Polizei habe zwei Einbrecher verhaftet, bei denen Unterlagen des Paares Schneeberger gefunden worden seien. Dabei könnten Gegenstände aus dem Banksafe der Familie betroffen sein. Zur Sicherheit solle das Ehepaar die Wertsachen nach Hause holen. Ein Polizeibeamter würde die Sachen aus dem Safe später abholen und in Sicherheit bringen.
Als der Mann der Rentnerin den Notruf wählt und einen richtigen Beamten über den Vorfall informiert, heisst es: «Halten sie den falschen Polizisten so lange wie möglich am Telefon.» Schneeberger solle so tun, als würde sie die Geschichte der Diebe glauben.
Plan scheitert wegen fehlenden Einsatzkräften
Die Idee dahinter: Während die 76-Jährige die Diebe am Telefon hinhält, würde sich die Polizei zum Haus des Ehepaars begeben und dort auf die Verbrecher warten. Einer Verhaftung steht also nichts mehr im Weg. Doch die Polizei taucht nicht auf.
Dabei habe seine Frau fast eine Stunde lang das falsche Spiel am Telefon mitgemacht, sagt Schneeberger. Die Rolle hat seine Frau überzeugend gemeistert: «Sie hat sich bedankt und naiv nachgefragt, wie sie nun genau vorgehen müsse.»
Um Zeit zu schinden, erklärt die Rentnerin den Dieben nach fast einer Stunde, dass sie nicht allein zur Bank gehen könne: «Ich bin schon älter und nicht so gut zu Fuss.» Sie müsse auf ihren Mann warten, der sich noch in Liestal befände.
Der Dieb am anderen Ende der Leitung lässt jedoch nicht locker und sagt: «Dann nehmen Sie doch ein Taxi. Die Kosten dafür übernimmt die Staatskasse.» Darauf gehen der Rentnerin langsam die Ideen aus, sie entgegnet: «Rufen Sie in 15 Minuten wieder an.» Der Mann am Telefon gibt nach.
«Blasen Sie die Aktion ab»
Um 14 Uhr, rund eine Stunde und 15 Minuten später, taucht die Baselbieter Polizei noch immer nicht auf. Diese begründet sie mit einem Anruf beim Ehepaar: «Wir haben keine Einsatzkräfte zur Verfügung. Blasen Sie die Aktion ab.»
Im Glauben, dass ihnen Schneebergers Beute sicher ist, melden sich die Diebe etwas später abermals bei den Rentnern. Diesmal geht der Ehemann ans Telefon und sagt: «Die richtige Polizei ist informiert.» Mit dieser Antwort haben die Trickdiebe nicht gerechnet und legen sofort auf.
«Das ist frustrierend und ärgerlich»
Was die Polizei geboten habe, sei sehr frustrierend und ärgerlich, sagt Rentner Schneeberger zu «bz Basel». «Vor solchen Fällen wird immer wieder gewarnt, aber wenns darauf ankommt, dann steht nicht genügend Personal zur Verfügung.»
Die Polizei räumt die Kritik an der misslungenen Aktion ein: «Es ist in der Tat so, dass dieser Fall nicht optimal abgelaufen ist», sagt Mediensprecher Adrian Gaugler.
Einen Anruf der Polizeistelle hat das Ehepaar Schneeberger am Dienstag erhalten: «Man hat sich bei uns entschuldigt», sagt der Rentner zu Blick. Als Wiedergutmachung werde ein Beamter ein Geschenk vorbeibringen. (une)