Auf einen Blick
- Frau überrascht Einbrecher in ihrer Wohnung und kämpft mit ihm
- Täter sprüht Schmieröl ins Gesicht der Frau und flieht
- Polizei verhaftet Verdächtigen kurz nach der Flucht im gestohlenen Auto
Bianca H.* (40) schläft seelenruhig in ihrem Bett, als plötzlich ein greller Lichtstrahl auf ihr Gesicht fällt. «Ich dachte, ich habe das Licht im Flur vergessen und stand auf, um es auszuschalten.» Doch als sie im Flur ankommt, steht ihre Wohnungstür weit offen – das Licht scheint vom Treppenhaus herein. Und in ihrem Flur steht ein fremder Mann.
Was der Beginn eines Horrorfilms sein könnte, ist Bianca H. vergangene Woche tatsächlich passiert. Sie erzählt Blick, wie sie den Fremden dabei überraschte, als er in ihre Wohnung in der Stadt Bern eindrang und ihre Taschen durchwühlte. «Ich dachte nur: Der gehört hier nicht hin, der muss raus! Ich habe ihn am Arm Richtung Tür gezerrt und habe angefangen zu schreien.» Er habe versucht, sich loszureissen, doch sie liess nicht locker.
«Plötzlich hat er mit einem stumpfen Messer an meinem Arm herumgesäbelt. Aber das habe ich nicht richtig wahrgenommen», so Bianca H. Mit der freien Hand habe der Mann sie am Hals gepackt und gewürgt. «Ich konnte nicht mehr schreien und habe wohl deswegen meinen Griff gelockert.» Der Einbrecher habe sich befreien und wegrennen können. Bianca H. fällt vom Schwung zu Boden.
Bianca H. rennt Einbrecher hinterher
Bianca H. rennt dem Einbrecher nach und holt ihn bei der Haustüre ein. «Er hatte Probleme, die Tür zu öffnen. Als ich wieder hinter ihm stand, hat er mir etwas Glitschiges ins Gesicht und in meinen Mund gesprüht. Ich glaube, es war Schmieröl.» Bianca H. hustet das Schmieröl aus. Der Einbrecher nutzt die Gunst der Stunde – und haut ab! «Ich sass völlig perplex auf der Treppe und habe wieder um Hilfe geschrien.» Wenig später eilen einige Nachbarn herbei.
«Es hat ewig gedauert, bis ich ihnen erklären konnte, was passiert ist. Ich stand total unter Schock», erzählt Bianca H. Plötzlich sei ihr das Blut an ihrem Arm aufgefallen. «Es waren nur ein paar kleine Kratzer. Aber da habe ich erst realisiert, wie gefährlich das Ganze war.»
Mittlerweile weiss Bianca H., wie es zum Vorfall kommen konnte. «Wegen der Kälte klemmt leider der Schliessmechanismus unserer Haustür immer wieder und schliesst darum manchmal nicht richtig.» Auch ihre eigene Wohnungstür war unverschlossen. «Ich schliesse sie sonst immer ab. Aber genau in dieser Nacht habe ich es vergessen.»
Polizei hat Einbrecher verhaftet
Die Kantonspolizei Bern bestätigt auf Blick-Anfrage den Einsatz. Der mutmassliche Täter sei bereits kurz nach seiner Flucht gefasst worden. «Der Mann war in einem gestohlenen Auto unterwegs und befindet sich in Haft.» Zudem könnte er für einen weiteren Einschleichdiebstahl verantwortlich sein.
Laut der Polizei haben Einschleichdiebstähle in der dunklen Jahreszeit Hochsaison. Weswegen man gerade in dieser Zeit darauf achten soll, alle Fenster und Türen fest zu verschliessen. Und: «Sprechen Sie Unbekannte vor dem Haus, im Treppenhaus oder Quartier an. Zudem kann es sinnvoll sein, seine Anwesenheit etwa mit Licht vorzutäuschen.» Weitere Tipps gibt die Polizei auf ihrer Website.
Polizei gibt Tipps
Erwischt man aber wie Bianca H. einen Einbrecher, empfiehlt die Polizei, diesen nicht zu konfrontieren. «Bringen Sie sich nicht selbst in Gefahr.» Stattdessen solle man einen Einbrecher etwa mit Lärm auf sich aufmerksam und hoffentlich in die Flucht schlagen. Und: «Rufen Sie immer direkt die Polizei.»
Bianca H. hatte Glück. Einige Tage nach dem Vorfall hat sie sich grösstenteils davon erholt. Noch zu sehen: ein grosser, blauer Fleck und eine Schürfwunde am Hals sowie zwei rote Kratzer am Arm. Auch vom Schock habe sie sich mittlerweile erholt. Doch: «Jetzt kontrolliere ich immer drei Mal, ob die Tür auch wirklich abgeschlossen ist.»
* Name geändert