Familienvater Peter S.* (47) aus Baden AG ist noch gezeichnet von der Horror-Nacht, die er hinter sich hat: Er hat Augenringe und humpelt leicht. «Wir haben nicht viel geschlafen. Für meine Älteste war das Ganze ein Schock», erzählt er. «Wir sind froh, wenn sich die ganze Aufregung wieder etwas legt.»
In der Nacht auf Donnerstag um 2.30 Uhr begann der Albtraum: Die 18-jährige Tochter von Peter S. bemerkte, dass sich zwei Unbekannte vor ihrem Zimmer herumgetrieben hatten. «Sie rannte zu uns ins Schlafzimmer und sagte, zwei Männer hätten mit Taschenlampen umher geleuchtet und unsere Sachen durchwühlt», so S. «Ich bin sofort aufgestanden, ins Erdgeschoss geeilt, und als ich sie dort nicht mehr gesehen habe, bin ich nach draussen gerannt.»
«Der Räuber war nicht gewalttätig, er hatte eher Schiss»
Der Vater dreier Töchter kenne das Quartier gut, erzählt er weiter: «Und deswegen habe ich geahnt, wo sich die Einbrecher aufhalten.» Sein Bauchgefühl liess den Aargauer nicht im Stich: Er entdeckte die beiden Gestalten auf einer Wiese unweit des Tatortes, wo sie gerade mit ihren Taschenlampen das Diebesgut begutachtet hatten.
Er sei dann einem der beiden hinterhergerannt. «Zwar bin ich zweimal gestürzt, aber ich konnte ihm schliesslich in die Beine grätschen und mich auf ihn drauflegen», berichtet Peter S. weiter. «Der Räuber war nicht gewalttätig, er hatte eher Schiss.» Dann habe S. aber bemerkt, dass er kein Handy dabeihatte, um den Notruf zu wählen. «Als ich den Einbrecher überwältigt habe und er zu Boden gestürzt ist, hat er dabei zum Glück sein Mobiltelefon verloren. Es lag am Boden, ich habe es genommen und die 112 angerufen.» Diesen Anruf zu tätigen, sei auch ohne PIN-Eingabe möglich, erklärt er.
Kurios: Diebe klauten auch Frauen-Turnschuhe!
Die Polizei sei rasch vor Ort gewesen. «Dafür war ich sehr dankbar», meint der Familienvater weiter. Woher er die plötzliche Energie hatte, den Räuber zu jagen, kann er sich heute kaum mehr erklären. «Ich muss einen riesigen Adrenalinschub gehabt haben», sagt er und kratzt sich am Hinterkopf, die Stirn in Falten gelegt. «Aber ich bin wirklich froh, dass ich den erwischt habe: Ich kann besser damit leben, den Einbrecher zu kennen und zu wissen, wer da in meinem Haus herumgeschlichen ist, als wenn der immer noch da draussen frei herumlaufen würde.»
Beim Verhafteten handelt es sich laut der Polizei um einen 25-jährigen Tunesier, der als Asylbewerber im Kanton Zürich weilt. Der zweite Mann ist nach wie vor flüchtig. «Den Männern ging es bloss ums Geld», ist Peter S. überzeugt. «Ich hatte zuerst Angst, dass die meiner Tochter etwas angetan hatten – aber zum Glück nicht. Sie haben lediglich Wertsachen wie Powerbanks, einen Rucksack, eine Spiegelreflexkamera und komischerweise noch Turnschuhe von meiner jüngsten Tochter geklaut.»
Haustüre war nicht abgeschlossen
Ins Haus eingedrungen seien die Einbrecher durch die Haustüre. «Ich bin spät heimgekommen, war dann noch mit dem Hund draussen und habe es versäumt, die Türe abzuschliessen», gibt Peter S. offen und ehrlich zu. «Aber künftig werden wir immer dreimal kontrollieren, ob wirklich abgeschlossen ist. Das war uns eine Lehre.»
* Name geändert