Ösis «entwaffnen» Räuber tiefenentspannt
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«Chef? Des is a Überfoll»:Ösis «entwaffnen» Räuber tiefenentspannt

Kioskbetreiber wurde überfallen
Mit einem Trick wimmelte Marco Koller (41) einen Räuber ab

Marco Koller (41) verjagte am Mittwoch in Graz einen Kioskräuber. Dafür nutzte er einen simplen Trick.
Publiziert: 13.08.2023 um 14:10 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2023 um 14:54 Uhr
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Die Ruhe selbst: Kioskbetreiber Marco Koller (gemeinsam mit seiner Frau) wies vergangenen Mittwoch einen Ladendieb darauf hin, dass leider bereits Feierabend sei und er doch nächstes Mal früher kommen soll.
Foto: PRIVAT

So cool und entspannt hat wohl noch nie jemand einen bewaffneten Räuber vertrieben. Anstatt ihm wie gefordert das Geld auszuhändigen, wies der Betreiber eines Kiosks in Graz (A) den Mann darauf hin, dass leider bereits Feierabend sei und er nächstes Mal doch früher kommen soll.

Diese Szene spielte sich am Mittwochabend tatsächlich so ab. Das zeigt ein von der Landespolizeidirektion Steiermark veröffentlichtes Video.

«Habe im ersten Moment geglaubt, das ist ein Scherz»

Marco Koller (41) war gemeinsam mit einer Mitarbeiterin in der «Trafik» – so heissen Kiosk- und Tabakgeschäfte in Österreich – als um 17.59 Uhr ein 25- bis 35-jähriger Mann den Laden betrat, der vorgab, einen Lotterieschein einlösen zu wollen. Plötzlich zückte der Mann eine Waffe.

Als Koller dem Räuber zu verstehen gab, dass bereits Betriebsschluss und die Kasse für heute geschlossen sei, flüchtete der Mann.

«Ich habe im ersten Moment geglaubt, das ist ein Scherz. Als ich dann gesehen habe, dass da einer mit einer Pistole steht, ist es schon ein bisschen stressig geworden», sagt Koller gegenüber dem «Standard».

Er habe versucht, den Räuber, der mit seiner Pistole direkt vor der Mitarbeiterin stand, durch Reden abzulenken. «Als Vorgesetzter musst du bei so was eingreifen und kühlen Kopf bewahren», so Koller weiter.

Überfall bereits in der ersten Woche

Für Koller war die Situation ein Sprung ins kalte Wasser. Erst Anfang August hat er den Kiosk übernommen. «Es ist schon klar, dass so etwas in einer Trafik immer vorkommen kann, aber gleich nach einer Woche hätte ich nicht damit gerechnet.»

In den Ausbildungskursen zum Kioskbetreiber sei ihm stets gesagt worden, dass man bei einem Überfall am besten einfach das Geld hergibt, da man ja ohnehin versichert sei. «Aber ich habe an der Stimmlage sofort gemerkt, dass der Bursche harmlos ist. Er hat herumgezittert, die Kameras haben ihn auch nervös gemacht», so Koller.

Mit einem Geniestreich gelang es ihm schliesslich, den Räuber aus seinem Laden zu vertreiben. «Es tut mir leid, um sechs Uhr ist Schluss», sagt Koller in dem Video. Die Kasse lasse sich nach Betriebsschluss nicht mehr öffnen.

«Wenn es ruhiger wird, passt das auch»

Der Spruch sei ihm ganz spontan eingefallen. «Ich habe in dem Moment auf die Uhr geschaut. Da war es gerade punkt 18 Uhr und ich habe mir gedacht: Das probiere ich jetzt.» Die Masche wirkte.

Doch nur Sekunden später betrat der Täter den Laden erneut, um sicherzugehen, dass Koller ihn mit dem Kassen-Trick nicht veräppelte. «Ich habe ihm auch angeboten, dass er nach hinten kommt und sich die Sache selber anschauen kann.» Doch dazu kam es nicht. Der Räuber, offenbar überzeugt, machte sich ohne Beute vom Acker.

Täter schlug am nächsten Tag erneut zu

Faszinierend ist, wie gelassen Koller in der angespannten Situation reagierte. «Ich möchte nicht behaupten, dass ich immer gelassen bin», so Koller. «Aber im Prinzip geht es darum: Mit einer Ruhe das Gespür für die Situation zu entwickeln, in der man sich befindet, sie so zu akzeptieren, wie sie ist, und dann das Beste daraus machen.»

Er freue sich nun auf den «normalen Arbeitsalltag» in seinem Kiosk. «Die ersten Wochen waren jetzt schon turbulent, wenn es ruhiger wird, passt das auch.»

Wie der ORF berichtet, schlug der Räuber nur einen Tag später erneut zu. Dieses Mal in einer Tankstelle, wo er erfolgreich einige Geldscheine erbeutete. Die Fahndung nach dem Unbekannten läuft. (ced)

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