Dieses Häuschen ist den Behörden ein Dorn im Auge
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15’000 Franken investiert:Dieses Häuschen ist den Behörden ein Dorn im Auge

Bewilligungs-Zoff mit Behörden
Werner Locher (65) muss historisches Pförtnerhaus abreissen

Im Garten von Werner Locher (65) in Forst-Längenbühl BE steht ein schmuckes Pförtnerhaus. Stören tut das niemanden. Trotzdem kams zu einem wüsten Papierkrieg – mit unschönem Ende.
Publiziert: 06.05.2023 um 00:22 Uhr
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Aktualisiert: 06.05.2023 um 11:38 Uhr
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Rund 15’000 Franken investiert: Rentner Werner Locher (65) aus Forst-Längenbühl BE vor seinem Pförtnerhaus.
Foto: Zamir Loshi
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Georg NopperRedaktor News

Ausser Spesen nichts gewesen. Rentner Werner Locher (65) aus Forst-Längenbühl BE und seine Frau kauften vor vier Jahren ein historisches Pförtnerhaus, das einst bei der inzwischen abgerissenen Papierfabrik in Utzenstorf BE stand. Das Ehepaar wollte es als Holzlager im Garten verwenden. Jetzt ist der Bau ein Fall für die Abrissbirne.

Weil das Häuschen sonst zerstört worden wäre, musste Locher damals beim Kauf sofort zugreifen. Für eine Baubewilligung war die Zeit zu knapp. Doch Locher und seine Frau bemühten sich darum, die Angelegenheit mit der Gemeinde abzusprechen. Der damalige Leiter der Hoch- und Tiefbaukommission zeigte sich hilfsbereit, worauf das Ehepaar das Risiko in Kauf nahm.

Letzte Frist verstrichen

«Wir hatten einen riesigen Aufwand, das Häuschen zu uns in den Garten zu transportieren», sagt Locher zu Blick. «Wir haben es sogar mit einem Kran über eine Telefonleitung gehievt.» Gekostet hat das Pförtnerhaus 5000 Franken. «Gesamthaft haben wir aber rund 15’000 Franken investiert.» Das Baugesuch reichte das Ehepaar im Nachhinein ein.

Nach einem langen Bürokratiestreit mit der Baubewilligungsbehörde der Gemeinde und dem Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) in Bern hat im März auch die Bau- und Verkehrsdirektion des Kantons Bern (BVD) die Beschwerde des Ehepaars abgewiesen. Locher hat genug: «Die letzte Frist für eine Einsprache haben wir verstreichen lassen.» Er wolle die Sache nicht weiterziehen, sagt er. «Nach vier Jahren Hin und Her ist die Enttäuschung gross, dass das Häuschen nun definitiv weg muss.»

Gemeindepräsident bedauert Absage

Peter Scheurer (64) war Leiter der Hoch- und Tiefbaukommission, als Locher das Pförtnerhaus kaufte. Heute ist er Gemeindepräsident von Forst-Längenbühl. Gegenüber der «Berner Zeitung», die zuerst über den Fall berichtete, bestätigt Scheurer, er habe Kontakt mit Locher gehabt, weil dieser habe wissen wollen, ob er das Pförtnerhaus bis zur definitiven Bewilligung schon mal provisorisch in seinen Garten stellen könne. «Ich habe ihm damals gesagt, er könne dies auf eigene Verantwortung tun, ich könne ihm aber nichts garantieren», sagt Scheurer.

Er habe Hoffnung gehabt, dass Locher eine Ausnahmebewilligung erhalten würde, so Scheurer weiter. «Heute bereue ich, dass ich nicht von Anfang an stärker darauf beharrt habe, dass er noch warten soll, bis die Baubewilligung vorliegt.» Locher habe ein Fundament für das Häuschen gebaut und das Risiko eines negativen Entscheids nicht ernst genommen. Er bedaure die Absage der Behörden sehr, das Pförtnerhaus sei schön und habe niemanden gestört. «Mir tut auch das Ehepaar leid, ihnen bedeutet das Häuschen sehr viel.»

Problem Landwirtschaftszone

Nach mehreren Besichtigungen vor Ort durch die Behörden wurde klar, dass Locher selbst nach einer Anpassung der Höhe von 3,88 Meter auf 2,50 Meter keine Ausnahmebewilligung erhalten würde. Das Problem: Weil sich das Grundstück in der Landwirtschaftszone befindet, obliegt die Entscheidung nicht der Gemeinde, sondern dem Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR). Das AGR stellte indes klar, dass eine solche Baute in der Landwirtschaftszone nicht bewilligungsfähig ist.

Er werde das Pförtnerhäuschen wohl für einen Spottpreis verkaufen müssen, sagt Locher. «Ein Inserat auf Facebook wurde schon über 22’000 Mal angeklickt. Etwa 230 Interessenten haben sich gemeldet.» Weil die Zügelei eine massive Organisation erfordere, habe er bisher aber keinen Käufer gefunden. «Vorerst werden wir das Häuschen ohnehin stehen lassen, denn es haben sich zahlreiche Spatzen mit Jungen im Dach eingenistet. Wir wollen uns nicht auch noch mit dem Tierschutz Probleme einhandeln.»

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