Tausende winzig kleine Steine kleben an den Wänden des Elternhauses von Jürg Duchilio (67) in Thun BE, kunterbunte Fliesen und ausgefallene Möbelstücke machen das Gesamtbild komplett. «Dieses Haus ist meine grosse Liebe», sagt der Besitzer zu Blick. «Ich habe noch nie so viel Zeit in etwas investiert wie in die Deko dieses Hauses.» Dass das Toscana-Haus mit seinen vielen farbigen Details einst ein stinknormales Einfamilienhaus mit einer weissen Fassade war, ist heute kaum vorstellbar.
Der gelernte Coiffeur hat Tausende Arbeitsstunden in die Immobilie reingesteckt, um ein einmaliges Ferienhaus zu erschaffen. «Ich arbeitete immer donnerstags bis samstags im Coiffeursalon – an den restlichen Tagen habe ich hier umgebaut», erinnert er sich. «Vor zehn Jahren habe ich das Haus übernommen, und im Jahr 2017 konnte ich hier die ersten Feriengäste empfangen.» Er zeigt auf eine Mauer, die mit vielen kleinen Kieselsteinen gefliest ist und sagt grinsend: «Und jetzt bin ich steinreich.» Auf dem Buchungsportal Booking.com wird das Ferienhaus denn auch mit Lob von Feriengästen überhäuft.
Das grosse Bangen um sein Lebenswerk
Um ein Haar hätte sein Lebenswerk aber wieder weichen müssen. Als der gebürtige Thuner das Haus 2013 geerbt und sich spontan gegen einen Verkauf entschieden hatte, holte er nämlich keine Baubewilligung für den Umbau ein. «Eigentlich wollte ich ja nur die eine Wand im Wohnzimmer durchbrechen», erklärt er und führt Blick durch die Villa. «Doch irgendwie hat dann eines zum anderen geführt und das Ganze hat sich zu einem grösseren Projekt entwickelt.»
Aus der Nachbarschaft habe er während des Umbaus viele Komplimente bekommen. «Ein Nachbar sagte auch, er habe Beziehungen zu einer Reporterin, die vielleicht einen Bericht über das spezielle Haus schreiben könnte.» Er sei darum aus allen Wolken gefallen, als ebendieser Mann sich 2021 plötzlich bei der zuständigen Behörde gemeldet hatte: «Er hat geltend gemacht, dass ich keine Baubewilligung für die Verzierung der Fassade hätte und dass meine neue Gartenmauer nicht gesetzeskonform gebaut sei.»
Viel Herzblut und Schweiss investiert
Besonders wütend macht Duchilio, dass sich der Nachbar nicht direkt zu Beginn der Umbauarbeiten zu Wort gemeldet hatte. «Der hat einfach mehrere Jahre lang abgewartet, bis der Umbau komplett fertig war. Was für eine Frechheit!» Der Coiffeur, der seit Jahren in Neuenkirch LU wohnhaft ist, habe schliesslich den Antrag auf eine nachträgliche Baubewilligung gestellt.
Monatelang zitterte der Friseur um sein Lebenswerk. «Ich habe jedes Steinchen in diesem Haus selbst angeklebt. Ich würde sagen, 90 Prozent der Arbeiten habe ich komplett allein gemacht», erzählt er und seine Augen glänzen, als er über die verschiedenen Materialien spricht, die er verarbeitet hat.
Happy End!
Am 15. März 2023 kommt schliesslich die Erlösung: «Ich habe die nachträgliche Baubewilligung erhalten!» Jürg Duchilio ist unglaublich erleichtert, dass er das Haus nicht in seinen ursprünglichen Zustand zurückbauen muss. «Und schliesslich ist das Ferienhaus für diese Saison schon beinahe wieder ausgebucht.»