«Wir bewegen uns auf einen Eisberg zu»
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Credit Suisse Immo-Experte:«Wir bewegen uns auf einen Eisberg zu»

Immobilienexperte warnt
«Wohnungsknappheit führt zu sozialen Spannungen»

Immobilienexperte Fredy Hasenmaile (55) von der Credit Suisse warnt vor Folgen der Wohnraumknappheit. Die Verdichtung müsse gegenüber dem Lärmschutz stärker gewichtet werden.
Publiziert: 02.03.2023 um 07:34 Uhr
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Aktualisiert: 02.03.2023 um 09:58 Uhr
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Der Brunaupark in Zürich. 239 Wohnungen sollen hier abgebrochen und 500 neue gebaut werden.
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Dorothea VollenweiderRedaktorin Wirtschaft

Die Bautätigkeit geht massiv zurück. Darum droht der Schweiz in den nächsten Jahren ein massiver Wohnungsmangel. Die Politik setzt voll auf Verdichtung. Laut der Credit Suisse hat man es jedoch versäumt, die dafür erforderlichen Voraussetzungen zu schaffen. Rasches Handeln sei jetzt gefordert.

Denn: Durch die Zuwanderung und den Trend zu kleineren Wohnungen wächst die Schweiz jährlich um rund 55'000 Haushalte. «Wir sehen bereits jetzt, dass massiv zu wenige Wohnungen in der Pipeline sind», sagt Fredy Hasenmaile (55), Immobilienexperte der CS. Die Bank erwartet, dass die Leerstandsziffer bereits 2024 unter 1 Prozent fallen wird.

Die Schweiz steuert demnach auf eine Wohnraumknappheit zu, wie sie letztmals Ende der 1980er-Jahre herrschte. In den Zentren herrscht bereits Wohnungsmangel. Auf dem Land noch nicht. Doch auch dort ist es nur eine Frage der Zeit.

Unmut in der Bevölkerung

Die Folge der Knappheit: steigende Mietpreise. Es wird schwieriger, an Wohnraum zu kommen. Und das wiederum führe zu Unmut in der Bevölkerung. «Der drohende Wohnungsmangel wird unweigerlich zu sozialen Spannungen führen», sagt Hasenmaile. «Die Wohnraumversorgung ist ein wichtiges Thema, das die Politik ernst nehmen muss.»

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Die Credit Suisse sieht das Problem beim Raumplanungsgesetz, das 2014 angepasst wurde. Man wollte verdichten – zurecht. Doch die Verdichtung funktioniert nicht. Sie wird von mehreren Seiten ausgebremst. «Es gibt zu viele missbräuchliche Einsprachen», sagt Hasenmaile. Meist geht es um Ortsbildschutz, Lärmgesetzgebung oder Artenschutz. Das führt zu Zielkonflikten. Allein in Zürich ist aktuell der Bau von weit über 1000 Wohnungen aufgrund des Lärmgesetzes blockiert.

Einspruchsmöglichkeiten einschränken

Deshalb sei es wichtig, Prioritäten zu setzen. «Man muss sich fragen, ob die Versorgung mit Wohnraum nicht wichtiger ist, als der Ortsbildschutz», so Hasenmaile. Zudem müsse man dafür sorgen, dass die Einspruchsmöglichkeiten nicht mehr so einfach missbraucht werden können.

Mit anderen Worten: Die Gesetze müssen angepasst werden. Selbst wenn das geschieht, wird es wohl im besten Falle Jahre dauern, bis eine Entlastung spürbar sein wird.

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