Hunderte Corona-Skeptiker marschieren durch Bern
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Berner Polizei setzt Gummischrot ein
«Corona-Skeptiker versuchten, Sperre zum Bundeshaus zu durchbrechen»

Trotz Demo-Verbot kamen am Donnerstag mehrere hundert Corona-Skeptiker nach Bern. Die Polizei markierte von Beginn an Präsenz und führte Kontrollen durch. Trotzdem kam es im Laufe des Abends zu Scharmützeln. Die Einsatzkräfte reagierten mit Wasserwerfer und Gummischrot.
Publiziert: 23.09.2021 um 16:10 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2021 um 07:48 Uhr
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Obwohl es ein Demo-Verbot gab, kamen am Donnerstag mehrere hundert Corona-Skeptiker nach Bern.
Foto: keystone-sda.ch
Michael Sahli

Bern bereitet sich trotz Absage auf eine Skeptiker-Demo am Donnerstagabend vor. Vor dem Bundeshaus wurde am Morgen bereits wieder der Zaun installiert, an dem Covid-Demonstranten am letzten Donnerstag rüttelten und Schrauben lösten. Die Bilder sorgten für Empörung: Gegenstände flogen Richtung Bundeshaus, ein Wasserwerfer spritzte den Mob ab. Es kam zu Tumulten mit Gegendemonstranten.

Der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause (50) sprach danach von einem «möglichen Sturm aufs Bundeshaus», der verhindert wurde. Schnell war klar: Unbewilligte Kundgebungen sollen in der Hauptstadt nicht mehr toleriert werden.

«Wir rufen auf, nicht nach Bern zu kommen»

Auf einschlägigen Skeptiker-Kanälen lässt man sich davon aber nicht abschrecken. Unter dem Motto «jetzt erst Recht» wird für Donnerstagabend zur Versammlung in Bern aufgerufen. Gezeichnet ist der Flyer mit «Schweizer Widerstand». Andere rufen auf, noch einmal zum Zaun zu pilgern, um ihn mit Blumen zu schmücken.

Und das, obwohl sich erst gestern Skeptiker-Aushängeschilder von der Kundgebung distanziert haben! In einem Video meldeten sich Nicolas Rimoldi von der Bewegung «Mass-Voll» und Freiheitstrychler-Initiator Andy Benz zu Wort. «Bleibt zu Hause», sagt Rimoldi. Und Trychler-Sicherheitschef Chrigi Rüegg meinte: «Wir rufen auf, nicht nach Bern zu kommen, ihr müsst mit Repressalien rechnen.»

Zuvor war ein vierstündiges Gespräch mit Sicherheitsdirektor Reto Nause über die Konditionen einer möglichen Demo-Bewilligung gescheitert. Stattdessen wird zu Demos an anderen Orten aufgerufen, etwa in Uster im Kanton Zürich.

Die Absage sorgte für wütende Reaktionen auf Telegram. Von «Verrat an der Freiheitsbewegung» war die Rede. Jemand schrieb: «Was seid ihr doch für ein feiges Pack!!»

Der Berner Sicherheitsdirektor Nause befürchtet, dass heute trotz der Absage Demonstranten in die Stadt reisen, wie er im Gespräch mit Blick sagt: «Die Lage ist sehr unübersichtlich. Wir gehen davon aus, dass weniger Leute kommen. Aber sie werden kommen.»

«Bundeshaus war immer im Fokus der Skeptiker»
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Reporter zu Demo in Bern:«Bundeshaus war immer im Fokus der Skeptiker»

«Haben nicht vor, am Zaun eine Menschenansammlung zuzulassen»

Und weiter: «Nach wie vor gilt der Appell, nicht an unbewilligten Kundgebungen in Bern teilzunehmen. Die Polizei hat den Auftrag, Demos zu verhindern. Man muss damit rechnen, kontrolliert zu werden.»

Die Befürchtung von Nause: Wer heute trotz allem nach Bern an die Demo kommt, könnte besonders auf Krawall aus sein. «Was sind es für Leute, die trotz der Demo-Absage nach Bern kommen? 95 Prozent der Demonstranten sind erfahrungsgemäss friedlich. Aber ob es diese 95 Prozent sind, die sich für heute Abend mobilisieren lassen oder die 5 Prozent Krawallmacher – da bin ich mir nicht sicher.» Zudem gebe es noch Aufrufe zu einer Gegendemo aus dem linksextremen Milieu.

Über das Vorgehen der Polizei kann Nause aus taktischen Gründen keine Angaben machen. Etwas sei aber sicher: «Wir haben nicht vor, am Zaun wieder eine Menschenansammlung zuzulassen nachdem, was am letzten Donnerstag passiert ist.»

Mit Wasserwerfer und Gummischrot gegen Massnahmen-Gegner
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