Hunderte Massnahmen-Kritiker wollten am Donnerstag erneut in Bern gegen die aktuellen Corona-Bestimmungen demonstrieren. Doch daraus wird wohl nichts. Die Stadt Bern will keine unbewilligten Demonstrationen mehr tolerieren und Sicherheitschef Reto Nause konnte sich mit den führenden Köpfen der Corona-Demos nicht auf gemeinsame Vereinbarungen einigen.
Am Mittwoch veröffentlichten die Massnahmenkritiker ein gemeinsames Video. Nicolas A. Rimoldi, führender Kopf der Bewegung «Mass-Voll», ruft darin alle Sympathisanten auf, nicht nach Bern zu fahren. «Ihr müsst mit Repressalien rechnen. Bleibt zu Hause», sagt Rimoldi. Auch die Freiheitstrychler haben ihre Teilnahme für die Demonstration am Donnerstag im gleichen Video abgesagt.
«Feiges Pack!!»
Das sorgt innerhalb der Bewegung für rote Köpfe. In den sozialen Medien machen diverse Anhänger ihrem Unmut Luft. Auf Twitter ist etwa von einem «Verrat an der Freiheitsbewegung» die Rede. Der Tweet stammt von der virtuellen Kunstfigur Luana Nussbaum, welche bereits länger im rechten Spektrum twittert.
Auch im Telegram-Channel der Bewegung kochen die Emotionen hoch. Während manche die Absage der Demo befürworten, nerven sich andere. «Ich finde es absolut traurig, dass man bei Gegenwind sofort die Richtung ändert», schreibt einer. Und eine zweite Person meint: «(...) dennoch ziehen wir den Schwanz ein.» Und ein Dritter meint wütend: «Was seid ihr doch für ein feiges Pack!!»
Andere Scharfmacher wie «Shipi» rufen auf Telegram dazu auf, trotz der Absage am Donnerstag in Bern zu demonstrieren. Motto: «Unbewilligt – jetzt erst recht!» Das weiss auch die Stadt Bern. Sie wappnet sich für den Abend mit einem Grossaufgebot. Zahlreiche Polizeiwachen werden am Donnerstag geschlossen, um in der Stadt Bern notfalls über genügend Einsatzkräfte zu verfügen. Statt vor dem Bundeshaus soll die Demo auf dem Bahnhofplatz stattfinden.
Wasserwerfer vor dem Bundeshaus
Nicht ohne Grund. Denn: Am Abend des 16. September war es im Rahmen einer Kundgebung massnahmenkritischer Kreise vor dem Bundeshaus zu Randalen gekommen. Die Protestler rüttelten an der Absperrung des Bundeshauses und versuchten, Schrauben an der Verankerung zu lösen. Die Polizei setzte Wasserwerfer gegen die Meute ein.
Kurz darauf machten die Stadtbehörden klar, dass sie künftig keine unbewilligten Demonstrationen mehr tolerieren werden. Die Stadt Bern verfolgt in Sachen Kundgebungen einen eher pragmatischen Ansatz. Wenn möglich wird eine Deeskalation der Lage angestrebt. Ist dies nicht möglich, wird die Schraube angezogen.
Die massnahmenkritischen Kundgebungen der vergangenen Wochen in Bern haben jeweils auch Gegendemonstranten aus dem linksautonomen Lager auf den Plan gerufen. Vereinzelt musste die Polizei einschreiten und Streithähne trennen. (zis/SDA)